Die Verringerung oder gar Vermeidung von Pestiziden für mehr Umwelt- und Biodiversitätsschutz bleibt in der Europäischen Union (EU) oben auf der Agenda – trotz eines Anfang Februar vorerst gescheiterten Gesetzentwurfes der EU-Kommission. „Das Thema ist garantiert nicht vom Tisch“, sagte Dr. Klaus Berend von der EU-Kommission als Keynote-Sprecher beim Talk „DBUgoesBrussels – Spagat Pflanzenschutz: Wie die Sicherung von Nahrung und Natur gelingt“. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen bei der Europäischen Union am 18. März 2024 in Brüssel statt. „Die seit 2009 bestehende Richtlinie zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln gilt weiter und ist umzusetzen“, fügte der Direktor für Lebensmittelsicherheit, Nachhaltigkeit und Innovation der Generaldirektion Sante hinzu.
Der Haken allerdings laut Berend: Auf Basis der 2009-Richtlinie hätten längst nationale Aktionspläne (NAP) von den EU-Mitgliedstaaten in weitaus größerem Maß zur Anwendung kommen sollen, als dies bisher geschehen sei. Berend wies auf einen Kommissionsbericht aus dem Jahr 2020 zur Evaluierung der NAP-Umsetzung hin – mit einem eher dürftigen Zeugnis für die EU-Länder.
Bonde: Alle innovativen Möglichkeiten zum Pestizid-Ersatz nutzen
DBU-Generalsekretär Alexander Bonde sieht eine doppelte Herausforderung: „Es gibt einerseits massive Umweltprobleme durch Pestizideinsatz; andererseits besteht gleichzeitig die Notwendigkeit für Pflanzenschutz zur Nahrungsmittelproduktion.“ Das Thema auszublenden, sei aber „die schlechteste Option“. Bonde weiter: „Es gilt, alle innovativen Möglichkeiten zu nutzen, um Pestizide zu ersetzen.“ Er wies in dem Zusammenhang auf eine DBU-Förderinitiative zur Pestizidvermeidung mit vielen Praxisbeispielen hin.
Eine mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Landwirtschaft besetzte Gesprächsrunde ließ keinen Zweifel daran, dass ein Nicht-Handeln beim nachhaltigeren Pflanzenschutz fahrlässig wäre.
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