DBU aktuell – Umweltbildung IV/2020

Themen in dieser Ausgabe: Be a „2°Changemaker“ – Wie Jugendliche Gesellschaft verändern können; die Energiewende in Deutschland und Osteuropa als Brettspiel; Zukunfts-Challenge – die Gewinner stehen fest; mit Gummibärchen zu mehr Nachhaltigkeit – Projekt "DenkNach"

Liebe Leserinnen und Leser,

in unserem aktuellen Bildungsnewsletter stellen wir verschiedene Projekte aus dem Bildungsbereich vor. Es geht um das Projekt „2°Changemaker" vom WWF, ein Spiel zur Energiewende in Deutschland und Osteuropa, wir zeigen die Videos der Gewinnerinnen und Gewinner der Zukunfts-Challenge und was Gummibärchen mit Nachhaltigkeit zu tun haben. 

Falls Sie diesen Newsletter abonnieren möchten, registrieren Sie sich bitte hier.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihr DBU-Team

Wie sieht die Welt in 20 Jahren aus? Keiner weiß es. Doch der Klimawandel verändert die Erde schon jetzt vor unseren Augen. Vor allem die junge Generation ist mit ganz neuen existenziellen Fragen konfrontiert. Viele Jugendliche zeigen daher ein besonders großes Interesse an Klimafragen und sind hoch motiviert, sich selbst aktiv für den Klimaschutz einzusetzen.

Einführung in Fragen des Projektmanagements 

Der WWF Deutschland hat mit dem Projekt „2°Changemaker - Empowerment von Jugendlichen zur Durchführung innovativer Klimaschutzprojekte“ genau da angesetzt, denn das Projekt hat Jugendliche dabei unterstützt, die gesellschaftliche Transformation auf der Basis von Wissen- und Kompetenzgewinn eigenverantwortlich mitzugestalten. Konkret richtete sich das Programm an insgesamt 120 Jugendliche im Alter von 15 bis 22 Jahren. Sie haben zunächst in sechs viertägigen Seminaren eine Einführung in Fragen des Projektmanagements (Zielentwicklung, technische Umsetzung, Finanzplanung, Zeit- und Maßnahmenplanung etc.) erhalten. Während der Projektentwicklung haben die Jugendlichen Methoden und Arbeitsweisen wie das „Design-Thinking“, den „Stakeholder-Dialog“ oder das „Wertekonzept“ (Common Cause for Nature) kennengelernt.

Herzstück: Durchführung eigener Klimaschutzprojekte

Herzstück des Vorhabens war die Durchführung eigener Klimaschutzprojekte. Innerhalb der Projektlaufzeit wurden 20 Projekte umgesetzt. Sie reichten von der Installation der Suchmaschine „Ecosia“ an Schulen und Universitäten über den Aufbau einer Solaranlage auf einem Schulgebäude, die Optimierung einer Heizungsanlage an einer Schule bis zum Bau einer Biogasanlage auf einem Schulgelände. Sieben dieser Projektideen wurden auf einer Netzwerkveranstaltung unter Beteiligung von externen Netzwerkpartnerinnen und -partnern und WWF-Fachexpertinnen und -experten weiterentwickelt. 

Jugendnachhaltigkeitsfestival „WWF Change Days“

Aus einem dieser Projekte gingen die „WWF Change Days“ hervor. Das Jugendnachhaltigkeitsfestival fand vom 15. bis 18.08.2019 mit rund 130 Teilnehmenden und unter Beteiligung von 37 Referentinnen und Referenten in 22 verschiedenen Workshops und einem breiten Rahmenprogramm statt. Durch Workshops, Aktionsstände und ein musikalisches Programm wurden unter anderem thematische Schwerpunkte wie Klimawandel, Plastikverschmutzung und Naturschutz gesetzt. Die Verbreitung der Ergebnisse und Ideen im Rahmen des Festivals wurde von den Jugendlichen als besonders gewinnbringend bewertet. Das Projekt hat einen maßgeblichen Beitrag zum Austausch über Klimaschutzfragen geleistet und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu selbstbestimmten und handlungsorientierten Multiplikatorinnen und Multipikatoren ausgebildet,  die sich dem Thema auch über das Projektende hinaus verpflichtet fühlen. Die Ergebnisse des Projektes wurden  in einem Handbuch veröffentlicht  als Inspiration für weitere Bildungsmaßnahmen mit Jugendlichen im Klimabereich genutzt werden.

DBU-AZ 32698

Die Jugendlichen beim Festival "WWF Change Days"
© WWF/Arnold Morascher
In Seminaren haben die Jugendlichen eine Einführung in Fragen des Projektmanagements erhalten.
© WWF/Arnold Morascher
„2°Changemaker" ist ein Projekt des Der WWF Deutschland.
© WWF/Arnold Morascher

Ein Eckpfeiler des internationalen Klimaschutzes und der Einhaltung des 2-Grad-Zieles ist die Umsetzung der Energiewende. Doch wie können Menschen überhaupt zum Nachdenken über klimapolitische Fragen und die Energiewende bewegt werden?

Brettspiel „Keep Cool East“ und „Keep Cool mobil“

Eine Möglichkeit: spielerisch. In einem internationalen Kooperationsprojekt wurde mit dem Brettspiel „Keep Cool East“ sowie der Online-Variante „Keep Cool mobil“ ein hochwertiges  Bildungsangebot über Klimapolitik und Erneuerbare Energien präsentiert, welches bereits in mehreren Sprachen verfügbar ist (u. a. auf Englisch, Deutsch, Russisch, Ukrainisch und Rumänisch). Das Planspiel basiert auf dem Klimaspiel „Keep Cool“ und wurde von der Humboldt Universität zu Berlin in Zusammenarbeit mit EcoVisio und mehreren Nichtregierungsorganisationen aus der Republik Moldau, Rumänien und der Ukraine entwickelt. Es vermittelt aktuelles fachwissenschaftliches Wissen über Erneuerbare Energien und Speichertechnologien und greift auch Aspekte der Klimawandelanpassung und internationalen Kooperation auf.

 I-Tüpfelchen: Der „Keep Cool World Cup 2019"

Bei der Entwicklung wurde besonders auf eine nutzerfreundliche Informationsdarstellung und Kommunikation geachtet. Verschiedene Szenarien und Spiellängen zwischen 30 und 90 Minuten sorgen für Abwechslungsreichtum. Die Chatmöglichkeiten und die Geschwindigkeit der Mobilvariante wurden verbessert. Mithilfe von Statistiken können die Partien ausgewertet und bewertet werden. Der Community-Bereich dient der Ergebnisdiskussion und der Vernetzung. Als i-Tüpfelchen gab es den „Keep Cool World Cup 2019“, bestehend aus dreizehn Online-Spielen mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus aller Welt, den das Projektteam als zentrales Online-Event für den internationalen Austausch zur Klimapolitik organisierte. Nach Projektende fand mittlerweile der World Cup 2020 statt.

Für Klimaschutz und den Ausbau Erneuerbarer Energien

Zentraler Baustein des Projekts war die Konzeption und Durchführung von Workshops, um die Basisregeln des Planspiels zu erklären. Zielgruppe: lehrende Personen aus der schulischen, außerschulischen und universitären Bildung. In insgesamt 64 Workshops wurden Lehrmaterialien, Unterrichts- und Workshop-Konzepte erarbeitet. Diese können nun genutzt werden, um Schülerinnen und Schüler sowie Studierende zu ermutigen, sich gemeinsam für Klimaschutz und den Ausbau Erneuerbarer Energien einzusetzen. Für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen wurden zudem zahlreiche Video-Tutorials erstellt.

Ein Flyer und weitere Infos sind auf den Projektseiten zu finden unter: www.climate-game.net und www.keepcoolmobile.org.

DBU-AZ 31740

Screenshot aus dem Klimaspiel KEEP COOL mobil.
© DBU Archiv
Durch das erste mobile Multiplayer-Spiel zur Klimapolitik werden die Herausforderungen von Klimaverhandlungen auf vielen Ebenen erfahrbar.
© Deutsche Bundesstiftung Umwelt

Bei unserer zweiten Runde der Zukunfts-Challenge schlüpften 88 Schülerinnen und Schüler im Alter von 14 bis 20 Jahren in die Rolle von Visionären und Trendscouts. In Teams entwickelten sie Zukunfts-Ideen und präsentierten Produkte und Dienstleistungen in kreativen Werbespots.

Die besten Werbespots wurden nun von einer Fachjury aus dem Team des DBU Zentrums für Umweltkommunikation prämiert.

Vier Klassen durften sich über je 200 € Preisgeld freuen!

Der Wettbewerb wurde in dieser Runde bundesweit ausgeschrieben. Die Gewinnerinnen- und Gewinner-Teams kommen aus Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.

Manuela und Benjamin vom Berufskolleg am Wasserturm aus Bocholt entwickelten eine Smartwatch mit CO2-Messfunktion. Sie hilft den eigenen CO2-Ausstoß zu verringern und gibt Tipps, wie man im Alltag CO2 einsparen kann.

Theo, Konrad und Julius vom Gymnasium Bersenbrück ließen sich von der Diskussion rund um Wasserstoff als alternativer Autokraftstoff inspirieren. Sie erläutern anschaulich, wie physikalische Phänomene ein Auto antreiben können, das ausschließlich mit Wasser getankt wird.

Mai-Vy, Linda und Linus von der Lichtenbergschule aus Darmstadt gaben dem aktuell präsenten Mund-Nase-Schutz eine neue Funktion. Durch einen Filter, der ähnlich funktioniert wie das Chlorophyll in Pflanzen, kann CO2 in frischen Sauerstoff umgewandelt werden.

Anna, Lea und Mira von der Theodor-Fliedner-Schule aus Wiesbaden haben sich mit unserer motorisierten Mobilität beschäftigt. Um diese umweltfreundlich zu verbessern, entwickelten sie einen neuen Bodenbelag für Straßen, der die Reibungsenergie vom Autofahren zurückgewinnen kann.

Wir gratulieren den Gewinnerinnen und Gewinnern herzlich und bedanken uns bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für das große Engagement, die tollen Ideen und kreativen Videos!

Ausblick

Im kommenden Jahr möchte das Ausstellungsteam einen neuen Wettbewerb ausschreiben. Wenn Sie darüber informiert werden möchten, melden Sie sich bei Annika Wachten.

Die besten Werbespots wurden nun von einer Fachjury aus dem Team des DBU Zentrums für Umweltkommunikation prämiert.
© DBU

Gummibärchen sind bunt und süß. Man kann sie essen, aber was viele vielleicht nicht wissen: Aus den Fruchtgummis kann man auch umweltfreundliche Etiketten herstellen. Die Hochschule Mannheim und die Pädagogische Hochschule Karlsruhe haben gemeinsam das Kooperationsprojekt „DenkNach“ entwickelt. Jugendliche sind dadurch aktiv an das Thema Nachhaltigkeit herangeführt worden.

Aus Gummibärchen umweltfreundliche Etiketten herstellen

Im Rahmen einer Projektwoche sollten die Schülerinnen und Schüler lernen, wie sie mit einfachen Mitteln aus Gummibärchen umweltfreundliche Etiketten herstellen können. Der wesentliche Rohstoff zur Herstellung der Gummibärchen ist Gelatine. Sie wird aus dem tierischen Nebenprodukt Kollagen gewonnen. Und daraus lassen sich wiederum vollständig biologisch abbaubare Folien fertigen, erläutert Projektinitiatorin Dr. Isabell Sommer, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Thermische Verfahrenstechnik der Hochschule Mannheim. An deren Entwicklung arbeitet die Hochschule Mannheim bereits seit 2009. „Gelatine hat eine gute Wasserlöslichkeit. Diese Eigenschaft wollen wir uns für die Herstellung umweltfreundlicher Etiketten inklusive eines biobasierten Klebstoffes zunutze machen“, so Sommer weiter. Denn die Etiketten, die im Projekt „DenkNach“ entwickelt wurden, lassen sich – im Gegensatz zu den handelsüblichen Etiketten auf Mehrwegflaschen und -gläsern – mit warmem Wasser einfach und umweltfreundlich wieder abspülen. Außerdem hat die Wissenschaftlerin getestet, wie die Etiketten mit biologisch abbaubaren Tinten bedruckt werden konnten.

Experimentierkoffer "DenkNach" entwickelt

Gemeinsam haben die Hochschulen innerhalb des Projekts ein fächerübergreifendes Unterrichtswerkzeug – einen Experimentierkoffer – entwickelt, mit dem Lehrpersonen Schülerinnen und Schülern konkrete nachhaltige Handlungsmöglichkeiten aufzeigen können. Eine Erprobung der Unterrichtsmaterialien erfolgte vom 31.08. bis 04.09.2020  im Rahmen eines  Ferienprogramms in einem Karlsruher Jugendbüro für Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 2007 bis 2011.  

Material steht künftig Lehrkräften zur Verfügung

Der im Projekt entwickelte Experimentierkoffer „DenkNach“ enthält mehr als 100 Seiten Materialien zur Durchführung der Experimente und zur Etikettenherstellung. Unterrichtsmaterialien und Kopiervorlagen  sowie das 48-seitige Handbuch zur Durchführung einer fünftägigen Projektwoche wurden in das Bildungsangebot integriert. Ergänzend  gibt es eine Packanleitung für Schülerfirmen, Einkaufslisten, Bestellformulare und Evaluierungsbögen. Der Experimentierkoffer steht nach Abschluss des Projekts Lehrkräften zur Verfügung, damit das Thema Nachhaltigkeit auch künftig in die Schülerschaft getragen werden kann.

Schülerinnen und Schüler können Nachhaltigkeitswissen weitergeben

„Mit unserem Vorhaben haben wir erreicht, dass sich junge Menschen aktiv mit Natur und unseren technischen Manipulationen beschäftigen“, sagt Prof. Dr. Wiesmüller, Leiter des Instituts für Physik und Technische Bildung an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. „Innerhalb des Projekts haben sie zahlreiche Aspekte technischen Handelns kennengelernt und erfahren Selbstwirksamkeit“, so Wiesmüller. Technische Eingriffe in die Natur könnten dabei als gut oder schlecht eingestuft werden. Die Etiketten können die Schülerinnen und Schüler auch zu Hause immer wieder herstellen und ihr Nachhaltigkeitswissen anderen weitergeben.

DBU-AZ 34892

Die Koordinatoren (v.l.) Dr.-Ing. Isabell Sommer, Prof. Dr. Christian Wiesmüller und Maaike Katzarow freuen sich, dass sie auch künftig mit ihrem Konzept in Schulen vertreten sein werden.
© David Manherz / Pädagogische Hochschule Karlsruhe

Herausgeber

Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Abteilung Umweltkommunikation und Kulturgüterschutz

An der Bornau 2

49090 Osnabrück

Tel. 0541|9633-0

Fax 0541|9633-190

www.dbu.de

 

Redaktion

Kathrin Pohlmann, Dr. Manuel Dalsass, Annika Wachten

DBU Zentrum für Umweltkommunikation

An der Bornau 2

49090 Osnabrück

Tel. 0541|9633-935, Tel. 0541|9633-919

Fax 0541|9633-990

 

Verantwortlich

Prof. Dr. Markus Große Ophoff

 

Erscheinungsweise

Vierteljährlich

Newsletter abonnieren unter: https://www.dbu.de/2484.html