Nach einer jüngst veröffentlichten Studie des Bundesamtes für Naturschutz ist der Trend abnehmender Biodiversität in Deutschland nach wie vor ungebrochen. Und das, obwohl die Anzahl als auch die Fläche der Schutzgebiete aller Kategorien (Nationalparke, Naturschutzgebiete, FFH-Gebiete, Nationales Naturerbe) zugenommen hat. Zudem werden erhebliche Fördermittel bereitgestellt, um bedrohte Arten und Lebensräume zu erhalten.
Es stellt sich konkret die Frage, wie dieser Rückgang an Lebensräumen und den darin vorkommenden Arten zu stoppen ist.
Zunächst erscheint es wichtig, die Naturschutzanstrengungen auf die Lebensräume zu konzentrieren, in denen die Rückgänge an Lebensraum- und Artenvielfalt am größten sind. Dies sind vor allem Lebensräume mit einer sehr extensiven landwirtschaftlichen Nutzung oder Pflege. Lebensräume und Arten gehen sowohl durch eine Intensivierung der Nutzung, als auch durch eine Aufgabe und damit Wiederbewaldung verloren. Das trifft insbesondere für Grünland, aber auch für Ackerflächen auf Grenzstandorten zu.
Abgesehen von einem Umbruchverbot für Grünland haben ordnungsrechtliche Maßnahmen nur eine begrenzte Wirkung. Sie allein können den Rückgang der Artenvielfalt nicht stoppen.
Erfolge sind erst dann zu erwarten, wenn die Naturschutzziele integraler Bestandteil der Flächenbewirtschaftung werden. Das heißt, die Flächenbewirtschafter, also Landwirte, sind sehr viel stärker als bisher sowohl in die Planung als auch in die Umsetzung einzubeziehen. Kurz: In Agrarlandschaften sind Naturschutzmaßnahmen mit den Flächennutzern zu entwickeln und umzusetzen.
Ausgleich schaffen
Einen Ansatzpunkt dafür könnte das viel gescholtene „Greening“ der neuen EU-Agrarpolitik bieten. Es schreibt auf 5 % der Fläche aktive Maßnahmen zugunsten des Naturschutzes vor. Die Wirksamkeit hängt entscheidend von der konkreten Ausgestaltung vor Ort ab. Jetzt ist die Zeit reif, von Seiten des Naturschutzes gemeinsam mit Landwirten optimale Greening-Varianten zu entwickeln. Sollten diese aus ökonomischer Sicht nachteilig für den Flächenbewirtschafter sein, könnte man durch Agrar-Umwelt-Maßnahmen entsprechenden Ausgleich schaffen. Wiederum kurzgefasst: Naturschutzmaßnahmen mit den betroffenen Landwirten und nicht ohne sie planen und durchführen. Eine solche Vorgehensweise böte die Chance, regionale bzw. lokale Naturschutzziele ganz konkret zu benennen und dann die dazu erforderlichen Maßnahmen zu definieren und auch konkret umzusetzen.
Derzeit wird sehr über die Bedeutung und den Wert des Grünlandes diskutiert. Einen weiteren Rückgang dieser Nutzungsform in Deutschland darf es nicht geben. Dies ließe sich mit einem Umwandlungsverbot erreichen. Die Sicherung wichtiger Tier- und Pflanzenarten des Grünlandes ist damit aber noch keineswegs erreicht. Für den Naturschutz besonders wertvolles Grünland bedarf einer so extensiven Nutzung, dass es unter den heutigen Bedingungen (z.B. Ansprüche an Futterqualität für Milchkühe) für Landwirte kaum oder nicht mehr nutzbar ist. Dennoch bieten z.B. eine verbesserte Beratung, eine verstärkte Weidewirtschaft, aber auch technologische Innovationen zur Verwertung des Aufwuchses Ansatzpunkte, konsequent nach Naturschutzerfordernissen bewirtschaftetes Grünland in das gesamtbetriebliche Management landwirtschaftlicher Betriebe einzubeziehen. Die dafür erforderliche Finanzierung zu sichern, scheint das kleinere Problem zu sein. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer fairen und vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz.
Weitere Schritte müssen folgen
Für Lebensräume, die nicht auf landwirtschaftliche Nutzungsformen angewiesen sind, ist neben der ordnungsrechtlichen Sicherung durch Ausweisung von Schutzgebieten die Eigentumssicherung der wichtigste Garant für den Erhalt der Biodiversität. Mit der Bereitstellung von demnächst 155.000 ha Flächen des Nationalen Naturerbes hat die Bundesregierung einen bedeutenden Schritt getan. Jetzt sind die Bundesländer am Zug. Die Flächenbereitstellung für neue Nationalparke in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sind erste Schritte, denen weitere folgen müssen.
Aus Biodiversitätssicht sind insbesondere Flächensicherungsmaßnahmen für Nieder- und Hochmoore dringlich. Sie sollten aktuell Vorrang haben vor der Sicherung von Waldlebensräumen, da hier kein nennenswerter Rückgang der Biodiversität konstatiert wird.
Die Eigentumssicherung alleine reicht aber noch nicht, Schutzgebiete bedürfen einer aktiven Betreuung. Sie ist in Nationalparken und Biosphärenreservaten etabliert, nicht aber für die meisten Naturschutzgebiete und Natura-2000-Flächen. Hier kommt es darauf an, negative Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Dies unterstreicht die Wichtigkeit von gezielten Erfolgskontrollen, die nicht nur die Umsetzung von Maßnahmen, sondern auch die damit verbundenen naturschutzfachlichen Ziele verfolgen.
Fazit: Für eine Trendumkehr bei der Biodiversität kommt es vor allem darauf an, sowohl wichtige Flächen für den Naturschutz eigentumsrechtlich zu sichern und sie aktiv zu managen, als auch auf genutzten Flächen gemeinsam mit den Bewirtschaftern anspruchsvolle Naturschutzziele zu vereinbaren und umzusetzen. Unterschiedliche Schutzgüter bedürfen ganz unterschiedlicher Schutzstrategien. Wird das beherzigt, lässt sich auch der Trend zu Biodiversitätsverlusten in Deutschland umkehren.
Prof. Dr. Werner Wahmhoff
DBU-Abteilungsleiter Umweltforschung und Naturschutz
Mit dem Vorhaben der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) in Göttingen wird am Beispiel der Landesforsten in Schleswig-Holstein ein Lösungsweg für zwei wichtige Ziele des Waldnaturschutzes erarbeitet: Zum einen der Schutz von Lebensgemeinschaften in Laubwäldern der Alters- und Zerfallsphase, zum anderen der Schutz von gefährdeten Waldbiotopen auf extremen Standorten (Nass-, Moor- und Trockenwälder). Gesucht werden im Projekt Waldflächen mit einer Größe zwi¬schen 5 und 10 ha, die auf Grund ihrer Naturnähe, Seltenheit und Gefährdung für den Na¬turschutz von besonders hohem Wert sind und daher als Hotspots der Biodiversität bezeichnet werden können. Die Idee der Hotspots geht auf Überlegungen des britischen Ökologen Norman Myers zurück, wonach eine große Artenanzahl auf vergleichsweise kleiner Fläche und besonders effektiv vor dem Aussterben bewahrt werden kann, wenn man besonders artenreiche und gleichzeitig am stärksten gefährdete Regionen der Erde (sogenannte Hotspots) identifiziert und unter Schutz stellt.
Für die Identifizierung solcher Waldgebiete in Deutschland steht bislang kein praxisreifes und ausreichend erprobtes Verfahren zur Verfügung. Das Projekt verfolgt daher drei Hauptziele:
- Es soll ein Verfahren zur Identifizierung von Hotspots auf der Basis verfügbarer Daten (Baumarten, Bestandesstrukturen, Standortmerkmale, Bewaldungskontinuität etc.) erarbeitet werden.
- Es soll ein praxisnahes Kartierverfahren zur Erfassung der Naturschutzqualität eines Waldbestandes entwickelt werden, das auf Zeigerarten aus verschiedenen taxonomischen Gruppen, Standort- und Strukturparametern sowie übergreifenden Informationen beruht.
- Schließlich soll ein Katalog zielführender naturschutzfachlicher Maßnahmen für die Behandlung von Hotspots und ihrer Umgebung entstehen (z. B. Schutz von Habitatbäumen, flächenhafter Nutzungsverzicht, Waldumbau, Renaturierung etc.).
Auch in diesem Jahr zeichnete die DBU wieder erfolgreiche Teilnehmer am Wettbewerb „jugend forscht“ mit Sonderpreisen aus. Die Siegerinnen und Sieger des 49. Bundesfinales erhielten ihre Auszeichnungen diesmal Anfang Juni im Rahmen der feierlichen Abschlussveranstaltung in der Freien Schule Anne-Sophie in Künzelsau.
• Den Sonderpreis über 1000 € erhielt Fabian Schmitz (15) aus Solingen, August-Dicke-Schule, für seine Bienenschätzungs-App.
Fabian Schmitz ist Hobbyimker und musste im Herbst vergangenen Jahres selbst die Anzahl der Tiere eines Bienenvolks ermitteln. Das klassische Schätzverfahren konnte den Jungforscher allerdings nicht überzeugen. Fabian suchte nach Alternativen und entwickelte eine App für Android-Smartphones, die Bienen auf dem Handyfoto einer Wabe erkennt. Anhand dieser Bildanalysedaten berechnet die Anwendung anschließend die genaue Anzahl der Insekten einer Population. So lässt sich künftig auch die Winterfütterung optimieren.
Die Auszeichnung passt zu einem aktuell laufenden Förderprojekt der DBU mit dem Titel: „Nachhaltige Schulimkerei“. Damit soll bei Schülerinnen und Schülern an niedersächsischen und nordrhein-westfälischen Schulen am Beispiel der Imkerei Interesse für ökologische Themen geweckt werden.
• Über den mit 500 € dotierten Sonderpreis konnten sich Gianna Leja, Lara Humbert und Beeke Rabbel freuen. Die Preisträgerinnen sind 15 Jahre alt und besuchen die Humboldtschule in Bremerhaven.
Meldungen über Arzneimittel im Trinkwasser beunruhigten die drei Bremerhavenerinnen. Diese Substanzen stehen im Verdacht, Krebs und andere Krankheiten zu verursachen. Also untersuchten die Nachwuchswissenschaftlerinnen Seen, Flüsse und Gräben in der Umgebung ihres Heimatortes. Besonders das Hormon Östrogen stand dabei im Fokus der Messungen. Die gute Nachricht: Nur an einem von gut 20 Messpunkten lag die Konzentration des Stoffs über der Nachweisgrenze. Weil aber natürlich jeder Fall einer zu viel ist, suchten die Jungforscherinnen im Labor nach Möglichkeiten, das Hormon aus dem Wasser zu entfernen. Einige Ansätze brachten nur mäßige Erfolge, einer jedoch erwies sich als sehr wirkungsvoll: ein Aktivkohlefilter.
Auch auf den Regional- und den 16 Landesausscheidungen des Wettbewerbs vergibt die DBU alljährlich geringer dotierte Sonderpreise. Das Bundesfinale bildet den Höhepunkt dieses Auswahlprozesses.
Anlässlich seines Besuchs bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) Ende August informierte sich Steffen Kampeter, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundes-Finanzministerium und DBU-Kurator, über den Stand des Neubaus des Verwaltungsgebäudes der DBU Naturerbe GmbH in Osnabrück. Ferner unterrichtete er sich über die Aufgaben der DBU Naturerbe GmbH bei der Betreuung des Nationalen Naturerbes und die Finanzlage der Stiftung. Kampeter zeigte sich beeindruckt davon, wie die DBU-Tochter die inzwischen übernommenen rund 60.000 Hektar Naturerbeflächen an 47 Standorten bundesweit regelt und ihr Stiftungsvermögen im Wert erhält. „Die DBU ist insgesamt fachlich und finanziell gut aufgestellt und bekommt ein tolles ökologisches Gebäude“, resümierte der Finanzstaatsekretär nach seinem Besuch.
Bei Vorlage des DBU-Jahresberichts für 2013 erklärte DBU-Finanzchef Michael Dittrich, die DBU habe das finanzielle Jahresergebnis nach Abschreibungen und Verwaltungsaufwendungen auch 2013 zum fünften Mal in Folge steigern können auf nunmehr 113,9 Mio. € (2012: 108 Mio. €). Dem Stiftungskapital seien 55 Mio. € als Rücklage zugeführt worden. Es betrage aktuell 2,06 Mrd. € und sei damit auch im Realwert, also unter Berücksichtigung der Inflation, seit Stiftungsgründung vollständig erhalten. Im Jahr 2013 gingen bei der DBU insgesamt 962 Anträge und Projektskizzen ein (2012: 989). Bewilligt wurden 280 Vorhaben mit rund 44,3 Mio. € (2012: 258 Vorhaben mit 47,6 Mio. €). Damit hat die Stiftung seit Aufnahme ihrer Fördertätigkeit im März 1991 bis Ende 2013 1,5 Mrd. € an Fördermitteln bewilligt und damit mehr Geld in den innovativen Umweltschutz investiert als sie seinerzeit als Stiftungskapital erhalten hatte (1,288 Mrd. €). Wie immer enthält der Bericht eine Vielzahl an Projektdarstellungen und übergreifenden Themenschwerpunkten wie Energieeffizienz im Gebäudebereich, biotechnologische Innovationen für den Umweltschutz, Naturschutz in Agrarlandschaften u.v.m. Der Jahresbericht kann kostenlos bei der DBU bestellt werden und steht als Download bereit unter:
www.dbu.de/339.html
Dr. Dan Vodnar (Bild), ehemals DBU-Stipendiat, wurde als erster rumänischer Wissenschaftler mit dem „Danubius Young Scientist Award 2014“ ausgezeichnet. Vodnar war in der Zeit von September 2008 bis Februar 2009 DBU-Stipendiat im MOE-Austauschstipendienprogramm. Er absolvierte das Stipendium am Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V., Abteilung Bioverfahrenstechnik. Dr. Vodnar ist seit 2009 an der Universität für Landwirtschaft und Veterinärmedizin, Institut für Lebensmittelwissenschaften und -technik, in Cluj Napoca (Klausenburg) als Juniorprofessor tätig. Die Auszeichnung bekam er für seine Forschungen auf dem Gebiet der antimikrobiellen Verpackungen aus Algen, Muscheln und anderen umweltfreundlichen Materialien.
Das MOE-Austauschstipendienprogramm der DBU mit Rumänien (seit 2005) ist insgesamt sehr erfolgreich. Mehrere ehemalige Stipendiaten haben in den letzten Jahren bereits Patente erworben und sind als Juniorprofessoren an rumänischen Universitäten tätig oder haben sich mit eigenen Umweltfirmen in Rumänien niedergelassen.
Zum Tag der Stiftungen am 30. September 2014 lädt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) zu einer kostenfreien Fachveranstaltung ins DBU Zentrum für Umweltkommunikation ein. Titel der Veranstaltung: „Denkanstöße für eine nachhaltige Tierhaltung“. Als Zeitzeuge spricht unter anderem der ehemalige Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium Dr. Martin Wille über die Entwicklung der modernen Nutztierhaltung. Weitere Einzelheiten siehe:
www.dbu.de/550artikel35530_135.html
Die Heinz Sielmann Stiftung lädt vom 15. bis 17. Oktober 2014 zum 3. Jahrestreffen des Nationalen Netzwerks Natur ins Natur-Erlebniszentrum Gut Herbigshagen nach Duderstadt ein. Das Nationale Netzwerk Natur ist ein Zusammenschluss von gemeinnützigen und öffentlichen Eigentümern von Grundstücken, auf denen die Ziele des Naturschutzes dauerhaft Vorrang haben. Das Netzwerk fördert den fachlichen Austausch zwischen Eigentümern von Naturschutzflächen und popularisiert das Thema in der Öffentlichkeit. Aktuell gehören 51 Mitglieder mit einem Flächenbesitz von über 234.000 ha dem Netzwerk an. Interessierte neue Organisationen sind herzlich eingeladen, an der Tagung teilzunehmen. Schwerpunkt der diesjährigen Veranstaltung wird der Begriff des "Netzwerks" mit seinen Chancen und Stärken sein.
www.nationales-netzwerk-natur.de
Zum zehnjährigen Bestehen des Bildungs- und Demonstrationszentrums für dezentrale Abwasserbehandlung e.V. (BDZ/Leipzig) findet am 16. Oktober im DBU Zentrum für Umweltkommunikation (Osnabrück) von 10.30 bis 16 Uhr eine Fachtagung statt, bei der nachhaltiges Wassermanagement im Zentrum der Vorträge und Diskussionen stehen wird. Der Teilnehmerbeitrag beläuft sich auf 30.- Euro. Anmeldungen bis 6. Oktober unter info@bdz-abwasser.de. Weitere Infos unter:
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