DBU aktuell Nr. 8 | 2021

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

„Ich freue mich, dass wir heute eine Wissenschaftlerin und einen Wissenschaftler auszeichnen, die auf dem weiten Feld des Klima- und Artenschutzes Herausragendes geleistet haben. Beide wecken Bewusstsein dafür, was alles nötig ist, um die biologische Vielfalt zu erhalten und die Erderwärmung zu stoppen.“ Mit diesen Worten würdigte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Preisträgerin und den Preisträger des Deutschen Umweltpreises 2021: Die Ökologin Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese und der Moorforscher Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joosten teilen sich die mit 500 000 Euro dotierte Auszeichnung.

Beim Festakt im Kongresszentrum darmstadtium in Darmstadt betonte der Bundespräsident, Böhning-Gaese habe dazu beigetragen, die Ursachen des Artensterbens genauer zu verstehen und was dagegen zu tun sei. Etwa eine Million Tier- und Pflanzenarten seien vom Aussterben bedroht, „weil wir Menschen Raubbau an der Natur betreiben. Wir roden Wälder im Übermaß, beuten Böden aus, setzen giftige Pflanzenschutzmittel ein, fangen zu viele Fische, verschmutzen die Meere mit Plastikmüll“, so der Bundespräsident. Joosten wiederum sei „ein großartiger Moorforscher“, der als einer der Ersten darauf hingewiesen habe, „wie wichtig gesunde, nasse Moore für den Klimaschutz sind, weil sie der Atmosphäre Kohlendioxid entziehen und es dauerhaft im Boden binden“. Er habe erkannt, wie schädlich Moor-Entwässerung etwa durch land- und forstwirtschaftliche Nutzung für Klima und Biodiversität sei. Bei Warnungen habe Joosten es nicht belassen, sondern vielmehr wegweisende Ideen für die landwirtschaftliche Nutzung von Mooren entwickelt, ohne deren Schutz aufs Spiel zu setzen – und dafür den Begriff „Paludikultur“ geprägt.

Große Transformation aller Lebensbereiche

Steinmeier appellierte in seiner Festrede an die Bürgerinnen und Bürger, Veränderungen gemeinsam in Angriff zu nehmen. „Was wir vor uns haben, ist ein gesamtgesellschaftlicher Wandel, eine große Transformationsaufgabe, die alle Bereiche unseres Lebens betrifft: die Art, wie wir Energie erzeugen, Mobilität gestalten, Landwirtschaft betreiben, industrielle Güter produzieren, Wohnungen bauen, Abfall entsorgen, wie wir reisen, einkaufen und uns ernähren.“ Sich als Gesellschaft gemeinsam auf den Weg in eine klimaneutrale Zukunft zu machen, „ohne Zusammenhalt als Voraussetzung für Freiheit und Demokratie zu gefährden“, sei „eine der größten politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen der kommenden Jahre“. Es gelte, sich dabei besonders denen zuzuwenden, „die mit dem Wandel nicht so leicht Schritt halten können“.

Dabei gab sich der Bundespräsident optimistisch: „Wir haben allen Grund zur Zuversicht.“ Gerade in der Corona-Pandemie habe die Gesellschaft die Kraft zum Umsteuern bewiesen. „Und wir haben erfahren, wie viel Gemeinsinn in uns steckt.“ Böhning-Gaese und Joosten hätten eines allen vor Augen geführt: „Es gibt keinen Grund, in Angst zu erstarren und auf die Apokalypse zu warten. Klimawandel und Artensterben sind nicht unser Schicksal.“

Ökologisierung der Landwirtschaft

Auch Preisträgerin Böhning-Gaese sah im Gespräch mit Moderatorin Judith Rakers die Gesellschaft als Ganzes in der Pflicht: „Wir benötigen eine Ökologisierung der Landwirtschaft. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Politik und Konsumenten sind ebenso wie Landwirte gefragt. Ich bin sehr zuversichtlich.” Joosten machte deutlich: „Die Entwässerung der Moore führt zu riesigen Emissionen und zu Klimaproblemen. Um das zurückzudrehen, müssen wir aufhören, die Flächen zu entwässern. Auch nasse Moore können landwirtschaftlich genutzt werden", so der Umweltpreisträger.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze betonte: „Über viele Jahre wurde in guter Absicht eine falsche Landwirtschaftspolitik gemacht. Dadurch verlieren wir biologische Vielfalt und das Klima verändert sich. Die Entwicklung müssen wir stoppen und schnell gegensteuern.”

„Machen ist das Gebot der Stunde!“

Als Gastgeberin der Veranstaltung sagte die DBU-Kuratoriumsvorsitzende und parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Rita Schwarzelühr-Sutter, die Auszeichnung für Böhning-Gaese als Direktorin des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums und Professorin an der Goethe-Universität Frankfurt sowie Professor Joosten, der bis zur Pensionierung an der Universität Greifswald tätig war, sei ein Signal: „Wir haben nur eine Erde. Und wir müssen mit der Vielfalt des Lebens behutsam umgehen. Tun wir das nicht, schaden wir uns selbst.“ Das DBU-Kuratorium habe daher „die Preise ganz bewusst so vergeben“. Mit Blick auf die Weltklimakonferenz in Glasgow ergänzte DBU-Generalsekretär Bonde in seinem Schlusswort: „Was in Glasgow an Gigatonnen CO2-Einsparungen beschlossen wird, gilt es kiloweise in Greifswald, Gladbach und Glückstadt einzusparen. Machen ist das Gebot der Stunde!"

Weitere Informationen

 

Der Deutsche Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Höhe von 500 000 Euro geht dieses Jahr an Ökologin Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese (vorne, links) sowie Moorforscher Prof. Dr. Dr. h. c. Hans Joosten (vorne, rechts). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (Bildmitte) sagte, die beiden weckten ein Bewusstsein dafür, »was alles nötig ist, um die biologische Vielfalt zu erhalten und die Erderwärmung zu stoppen«. Bundesumweltministerin Svenja Schulze, DBU-Generalsekretär Alexander Bonde, DBU-Kuratoriumsvorsitzende Rita Schwarzelühr-Sutter und Hessens Landesministerin Priska Hinz (hinten von links) wiesen ebenfalls auf den engen Zusammenhang von Arten- und Klimaschutz hin.
© DBU/ Peter Himsel
Umweltpreisträgerin Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese appelliert an Politik, Konsumenten und Landwirte: Die Ökologisierung der Landwirtschaft ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
© DBU/ Peter Himsel
Die Wiedervernässung der Moore geht oft ganz einfach, betont Umweltpreisträger Prof. Dr. Dr. h. c. Hans Joosten, man müsse lediglich aufhören, sie trockenzulegen.
© Peter Himsel | DBU

Der Gebäude- und Bausektor hat einen wesentlichen Anteil an den Treibhausgasemissionen. Zement, Stahl und Beton brauchen zur Herstellung viel Energie und Ressourcen. Die Bedeutung einer nachhaltigen Holznutzung für den Klima- und Ressourcenschutz rückt daher zunehmend in den Fokus. Die Herkunft des Holzes und die Art und Weise, wie es produziert und in welchen Produkten es eingesetzt wird, beeinflussen entscheidend seine Klima- und Umweltbilanz.

Klimaretter Holz?

Das diesjährige #DBUdigital Umweltpreissymposium widmete sich daher dem Thema „Klimaretter Holz? Chancen für den Klima- und Ressourcenschutz durch eine nachhaltige Holzwirtschaft". Es fand am 4. Oktober statt, Moderatorin Jana Münkel vom Deutschlandradio führte durch die Veranstaltung. Mit dabei waren die Gäste Dr. Gabriele Bruckner, Geschäftsführerin der Initiative Holz von hier, Prof. Dr. Matthias Dieter, Leiter des Thuenen-Instituts für Internationale Waldwirtschaft und Forstökonomie, Dipl. Ing. Jörg Finkbeiner von Partner und Partner Architekten, Prof. Dr. Annette Hafner von der Ruhr-Universität Bochum, Lehrstuhl Ressourceneffizientes Bauen und Dr. Susanne Winter, Programmleiterin Wald des WWF Deutschland. Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joachim Schellnhuber, DBU-Umweltpreisträger von 2007 und Director Emeritus des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung sowie Direktor der Nichtregierungsorganisation Bauhaus der Erde hielt einen Impulsvortrag.

Nachhaltige Holznutzung bedeutet Klimaschutz

Zu Beginn der virtuellen Veranstaltung wies DBU-Generalsekretär Alexander Bonde darauf hin, dass Wälder unentbehrlich seien im Kampf gegen den Klimawandel: »Es ist wichtig, eine Balance zwischen Wald als Wildnis und als Holzlieferant zu finden. Nachhaltige Holznutzung bedeutet Klimaschutz, denn Holz ist ein wichtiger Kohlenstoffspeicher. Indem wir es zu langlebigen Produkten verarbeiten, bleibt es als Speicher erhalten – für Jahrzehnte. Dabei wollen wir auch weitere zentrale Funktionen von Wäldern in den Blick nehmen. Denn insbesondere die ökologischen Funktionen des Waldes gewinnen dramatisch an Bedeutung – so etwa seine Rolle im Kampf gegen den Artenschwund«, so Bonde.

Schellnhuber machte in seiner Präsentation deutlich, dass eine Bauwende für den Klimaschutz extrem wichtig sei, um die Erderwärmung unter zwei Grad zu halten: „Die gebaute Umwelt ist ein großer Umweltsünder.“ Aber sie könne zum Klimaretter werden, wenn wir von der Stahlbeton- zur Holz-Architektur übergehen. Gebäude könnten so zu Kohlenstoffsenken werden.

Alle Sektoren im Baubereich beteiligen

In der anschließenden Podiumsdiskussion betonte Winter, „dass der Wald nicht nur ein Holzlieferant ist, sondern auch eine sehr wichtige Funktion für den Biodiversitätsschutz hat. Die ökologische Nachhaltigkeit muss berücksichtigt werden.“ Bruckner verwies darauf, dass der Forst- und Gebäudesektor im Fokus der aktuellen Diskussionen stehen würde, transparente Lieferketten bisher aber kaum: „Um die Holznutzung nachhaltig zu gestalten, dürfen wir nicht nur auf die Nachhaltigkeit in der Waldwirtschaft und das Bauen mit Holz schauen. Auch die Lieferketten müssen klimafreundlicher und nachhaltiger werden”, sagte sie. Architekt Finkbeiner sieht im Holzbau viele Chancen: „Holz ist als Baustoff ein Alleskönner mit riesigem Potenzial. Auch tragende Konstruktionen sind möglich - derzeit planen wir ein zwölfgeschossiges Holzhochhaus.“ Hafner hingegen sieht Neubauten durchaus kritisch: „Wir reden immer über Neubauten, aber unsere Umwelt ist bereits bebaut. Die großen Potenziale von Holz liegen in der Sanierung, Modernisierung und der Nachverdichtung. Man kann mit Holz zum Beispiel Stockwerke ergänzen.” Und Dieter gab zu bedenken, dass mit mehr Holzbau die Nachfrage steigen werde und wir den Rohstoff importieren müssten. Nur wenn das eingeführte Holz nachhaltig zertifiziert sei und nicht aus Raubbau stamme, könne die Verwendung zum Klimaschutz beitragen.

Trotz kontroverser Debatte, am Ende der Diskussion waren sich alle einig: Damit eine nachhaltige Bauwende gelingen kann, müssen alle Sektoren im Baubereich beteiligt werden. Aber auch das Konsumverhalten müsse sich verändern, Verbraucherinnen und Verbraucher ihren privaten Konsum zurücknehmen und auf mehr Qualität setzen.

Die Aufzeichnung des Umweltpreissymposiums ist unserem YouTube-Kanal zu finden unter: www.youtube.com/watch?v=JwbvaauvbC0

Klimaretter Holz? Um diese Frage ging es beim diesjährigen Umweltpreis-Symposium.
© Deutsche Bundesstiftung Umwelt

Sabine Djahanschah aus dem DBU-Referat Architektur und Bauwesen spricht im Interview darüber, was der Baustoff Holz leisten kann, über seine Vorteile und Innovationen. Außerdem erklärt sie, wie die DBU-Förderung die Holzarchitektur voranbringt.

Frau Djahanschah, worüber müssen wir sprechen, wenn es um die Vorteile der Holzarchitektur geht?
Wichtig ist zu sagen, dass man keinen anderen Baustoff hat, der während seiner Produktionsphase – also dem Aufwachsen im Wald – so viel Umweltleistung erbringt. Dazu zählen vor allem die Sauerstoffproduktion und die Biodiversitätsleistungen, die Wälder erbringen. In Deutschland haben wir außerdem eine weitgehend nachhaltige Waldwirtschaft und gerade durch das Aufwachsen der Bäume wird CO2 gebunden. Zudem substituieren wir mit Holz Baustoffe, die einen ganz anderen ökologischen Footprint haben.

Holz ist eines der ältesten Baumaterialien der Menschheit. Heißt Holzbau „back to the roots“ oder ist Holz als moderner Baustoff zu begreifen?
Im vergangenen Jahr hatten wir eine Holzbauquote von ungefähr 20 Prozent sowohl im Bereich der Wohngebäude als auch der Nichtwohngebäude. Das zeigt, dass wir den Holzbau viel stärker in den einzelnen Segmenten einsetzen können. Hier haben wir eine sehr hohe Vorfertigungsquote, viel mehr als bei anderen Baustoffen. Auch die digitale Fertigung ist weit vorangeschritten, wodurch wir eine hohe Qualität entwickeln und bis zur integrierten Haustechnik sehr viel vorfertigen können. Der Holzbau ist gerade in der Sanierung und Optimierung unseres Gebäudebestandes ein wichtiger Partner. Hier bietet Holz den Vorteil, dass es ein leichter, aber tragfähiger Baustoff ist. So können vorgefertigte Raummodule, die bereits an das Tragwerk angepasst sind, ganz einfach aufgesetzt werden. Parkhäuser, Wohn- oder Industriegebäude lassen sich damit um ein oder mehrere Geschosse aufstocken. Das erleichtert die Verdichtung in den Innenstädten und die bereits gebaute Infrastruktur kann ohne zusätzlichen Flächenverbrauch weiterhin genutzt werden.

Wie unterstützt die DBU-Förderung den Holzbau?
Wir sind im DBU-Förderthema 4 „Umwelt- und ressourcenschonendes Bauen“ nicht allein auf den Holzbau fokussiert. Wir fördern innovative Ideen aller Bauweisen und auch die Kombination dieser Technologien. Dazu zählen zum Beispiel komplexere Bauteilentwicklungen, Planungshilfsmittel, Planungsmehraufwendungen oder auch Weiterbildungsformate sowie Vorhaben zur Optimierung von Prozessketten oder zur Kreislauffähigkeit.

Ein Videointerview mit Sabine Djahanschah zum Thema finden Sie auf unserem Youtube-Kanal unter:  www.youtube.com/playlist?list=PLXQUuxou0kTcMQHfBCBrkopyp59kHeYS2

DBU-Referentin Sabine Djahanschah
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Der Einsatz und die Entwicklung von Methoden zur Waldbewirtschaftung, die Naturschutzziele mit wirtschaftlicher Produktivität vereinen, sind für eine nachhaltige Ressourcennutzung und den Erhalt der biologischen Vielfalt von großer Bedeutung. Eben diesem Forschungsthema widmet Csenge Veronika Horváth ihre Forschung im MOE-Fellowship in der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald. Sie analysiert die Auswirkungen unterschiedlicher forstwirtschaftlicher Behandlungsvarianten auf die Unterwuchsvegetation und Regeneration der gemäßigten Laubwälder in Europa.

Verbundprojekt BioHolz

Ihre Forschung kombiniert wissenschaftliche Untersuchungen und praktische Erprobungen sowohl in Deutschland als auch in Ungarn, indem sie eine koordinierte Datenerhebung zwischen dem deutschen Verbundprojekt BioHolz unter Federführung der Philipps-Universität Marburg und einem ungarischen Forstsystemexperiment im Pilis-Gebirge entwickelt. Dabei werden drei Methoden der Waldbewirtschaftung aus den Experimenten miteinander verglichen: die aggregierte Abholzung, die verteilte Abholzung und die Kontrollgruppe. Vergleichsparameter sind unter anderem der Bodenwassergehalt, das Licht sowie die Bodenbedeckung und Höhe verschiedener Pflanzenarten. Das Hauptziel von Csenge Veronika Horváth besteht darin, eine standardisierte Datenerhebung in beiden Experimenten zu ermöglichen, die zeigt und kontrastiert, wie verschiedene forstwirtschaftliche Eingriffe die Dynamik der Unterwuchsvegetation beeinflussen.

Zusammensetzungen von Baumarten

Außerdem liefern die Ergebnisse einen Einblick, wie sich unterschiedliche Standortbedingungen und Zusammensetzungen von Baumarten bei ähnliche Behandlungen auswirken. Damit unterstützt Csenge Veronika Horváths Forschung dabei, Maßnahmen zu treffen, die eine kontinuierliche Versorgung mit Holz gewährleisten und gleichzeitig Wälder mit natürlicher Verjüngung, kontinuierlicher Bodenbedeckung und stabilem Waldmikroklima schaffen und erhalten können.

Weitere Informationen zum DBU-Fellowship auch unter: www.dbu.de/2433publikation1359.html

Totholz ist lebendiger als sein Name klingt, denn es ist ein Lebensraum für viele Insektenarten und Pilze.
© Dominik Poniatowski
Csenge Veronika Horváth zählt die Baumsetzlinge im Unterholz an einem ihrer Messorte im Pilis-Gebirge.
© Karola Anna Barta

Die Dekarbonisierung unseres Energiesystems bis zum Jahr 2045 wird ohne eine Ressourcenwende nicht funktionieren. Das Bauwesen verursacht über 50 Prozent des jährlich anfallenden Abfalls. Dabei liegen dort durch Kreislaufschließung große Potenziale zur Steigerung der Ressourceneffizienz. Doch wo sind zentrale Hemmnisse und wie können Lösungswege aussehen? Diese und weitere Fragen diskutierten die Gäste des #DBUdigital Online-Salons „Circular Economy in der Bauwirtschaft – Vision und Praxis“ am 21. September.

Kreislaufführung von Bauprodukten

Mit dabei waren Annette von Hagel von re!source, Patrick Bergmann von Madaster Germany, Ingo Lütkemeyer von Ibus Architekten und Stephan Ott von der Technischen Universität München. In ihrem Vortrag plädierte von Hagel dafür, Bauprozesse zu optimieren. „Das spart Ressourcen, vermindert den Arbeitsaufwand und reduziert die Kosten. Und das ist Voraussetzung für die Kreislaufführung von Bauprodukten.“ Bergmann stellte in seinem Vortrag das Konzept von Madaster Germany, einem Materialkataster, vor. In dem Online-Register werden Informationen rund um Gebäudematerialien gesammelt und bleiben damit langfristig verfügbar.

Lütkemeyer berichtete über den Neubau des Gebäudes der Stadtwerke Neustadt in Holstein und schilderte seine Erfahrungen mit Circular Economy in der Praxis. Und Ott stellte den sogenannten Gebäude-Stoffpass vor. Dieser liefert Informationen über die stoffliche Zusammensetzung von Gebäuden und Ansatzpunkte für mehr Ressourceneffizienz im Bauwesen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Sabine Djahanschah vom DBU-Referat Architektur und Bauwesen.

Der Online-Salon zum Nacherleben findet sich auf unserem YouTube-Kanal unter: www.youtube.com/watch?v=5a6g9D43uoI

 

Online-Salon zum Thema „Circular Economy in der Bauwirtschaft – Vision und Praxis“
© Deutsche Bundesstiftung Umwelt

Um den Gebäudebestand in Deutschland bis 2050 klimaneutral zu gestalten, birgt besonders die Gebäudesanierung ein enormes Potenzial. Allein der Gebäudesektor verursacht 14 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen; auch 60 Prozent des Abfalls in Deutschland entstehen hier. Nachverdichtung durch Aufstockung ist eine wertvolle Strategie, um weitere Flächenversieglung zu vermeiden und mit geringem Ressourcenaufwand neuen Wohnraum zu schaffen. Stockt man bestehende Gebäude auf, können die Sanierungskosten zudem durch die neugewonnene Wohnfläche auf lange Sicht ausgeglichen werden.

Höhere Maßstäbe setzen

Das DBU-Projekt „Neue Mitte Kressbronn“ will hier noch höhere Maßstäbe setzen – noch energieeffizienter und ressourcenschonender soll die Sanierung und Aufstockung sein. So entwickelt das Baden-Württembergische Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) gemeinsam mit der Hochschule Biberach, dem Fertighaushersteller Baufritz und den freien Architekten Beyer Weitbrecht Stotz + Partner effiziente und kostengünstige „Energiewendemodule“, die über ein zentrales Versorgungsherz mit hohen Anteilen erneuerbarer Energien versorgt werden.

Modernisierung des Altbestandes

Ihr Ansatz soll am Gebäude der Sparkasse Bodensee in Kressbronn entwickelt und beispielhaft umgesetzt werden. Die ressourcenschonende Aufstockung, kombiniert mit einer hochwertigen Modernisierung des Altbestandes, soll eine neuartige Strategie etablieren, die über die reine Fassadensanierung hinausgeht. Die emissionsarme und ressourcenschonende Vorfertigung ganzer Raummodule soll das Gebäude nicht nur einfach und kostengünstig erweitern, sondern zusätzlich energetisch optimieren, sodass im Vergleich zum  vorherigen Zustand rund 90 Prozent Primärenergie eingespart werden kann. Diese Art der  Herstellung hält zukünftig nicht nur die Kosten niedrig, sie verspricht auch eine geringe Bauzeit bei hoher Handwerksqualität. Dass der Sanierungsansatz auch für weitere Vorhaben übertragbar bleibt, das will das begleitende Forschungsprojekt sicherstellen und gestaltet dafür mehrere Varianten des Energiewendemoduls.

DBU-AZ: 35145

 

Die Sparkasse Kressbronn nach der Sanierung und mit aufgestockten Energiewendemodulen
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Der Deutsche Umweltpreis hebt Leistungen hervor, die Bahnbrechendes zum Klima-, Arten-, Umwelt- oder Ressourcenschutz beitragen. Die richtungweisenden Arbeiten des Umweltpreisträgers Prof. Dr. Klaus Hasselmann waren so herausragend, dass der Klimaforscher in diesem Jahr zusammen mit zwei anderen Wissenschaftlern den renommiertesten Wissenschaftspreis der Welt erhielt: den Physik-Nobelpreis der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften.

Hat ein Bewusstsein für die Auswirkungen der globalen Erderwärmung geweckt

Mit unnachahmlicher akribischer Wissenschafts-Expertise entwickelte Hasselmann Vorhersagemodelle für Klimaentwicklungen. So hat er unter anderem ein Modell entwickelt, das die Wechselwirkung zwischen Wetter und Klima betrachtet und so zeigen konnte, dass das Klima trotz des chaotischen Wetters zuverlässig modellierbar ist. Von 1975 bis Ende 1999 leitete der inzwischen 90-Jährige das Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. Internationales Renommee erwarb er sich vor allem dadurch, dass seine Arbeiten ein Bewusstsein für die Auswirkungen der globalen Erderwärmung geweckt haben. „Seine Forschungen trugen entscheidend dazu bei, etwaige Zweifel an der von den Menschen verursachten Überhitzung des Planeten auszuräumen“ betont DBU-Generalsekretär Alexander Bonde; er gratuliert dem Nobelpreisträger herzlich.

Hasselmann teilt sich den mit rund 980 000 Euro dotierte Preis mit den beiden Physikern Syukuro Manabe aus Japan und Giorgio Parisi aus Italien, die ebenfalls bedeutende Modelle zum Erdklima entwickelten.

1998 erhielt Prof. Dr. Klaus Hasselmann (rechts) gemeinsam mit Prof. Dr. Lennart Bengtsson (links) und Prof. Dr. Hartmut Graßl den Deutschen Umweltpreis der DBU. Nun wurde Hasselmann mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet.
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Der Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Alexander Bonde (46), wird weiter die Geschicke der DBU lenken. Das DBU-Kuratorium berief den früheren baden-württembergischen Landesminister mit einer vorzeitigen Vertragsverlängerung für weitere fünf Jahre bis 2028 an die Spitze der Geschäftsstelle.

Bei Digitalisierung und Circular Economy wichtige Akzente gesetzt

Bonde ist seit 2018 Generalsekretär der Stiftung und Geschäftsführer der DBU-Tochterunternehmen. „Wir freuen uns sehr auf eine weitere erfolgreiche Zusammenarbeit“, sagte die DBU-Kuratoriumsvorsitzende Rita Schwarzelühr-Sutter, zugleich parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium. In seiner bisherigen Amtszeit habe Bonde die DBU organisatorisch weiterentwickelt und bei Digitalisierung und Circular Economy wichtige Akzente gesetzt. Vor allem die neu eingerichtete Förderung grüner Start-ups habe er maßgeblich vorangetrieben. „In den nächsten Jahren kommt es mehr denn je darauf an, dass wir die großen Innovationspotenziale in Wirtschaft und Gesellschaft für den Umwelt- und Klimaschutz nutzen“, betonte Bonde.

 

Das Kuratorium der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat DBU-Generalsekretär Alexander Bonde (Bild) im Amt bestätigt und dessen Vertrag bis 2028 verlängert.
© Peter Himsel/DBU

Unterirdisch begehbare Leitungskanäle sind unverzichtbare Lebensadern moderner Großstädte. Sie bieten eine umwelt- und ressourcenschonende sowie raumsparende Lösung die urbane Versorgung zu sichern. Die Fachkonferenz am 10. November 2021 von 08:30 bis 12:00 Uhr bietet neben Fachvorträgen Raum für Diskussionen und Erfahrungsaustausch zum Thema Leitungskanäle in der Stadt. Mehr Informationen finden Sie hier: www.dbu.de/550artikel39153_2440.html.

Unterirdischer Leitungskanal
© entellgenio

Das gemeinsam von BMBF, DBU und DWA veranstaltete Innovationsforum Wasserwirtschaft am 15. November 2021 von 14:00 bis 17:00 Uhr wird in diesem Jahr erstmalig rein digital stattfinden. Wasserwirtschaftlich relevante Forschungsergebnisse sollen systematisch aufbereitet und im offenen Dialog zwischen Anwendern, Forschern und Entscheidern diskutiert werden. Ein besonderer Fokus soll auf den aktuellen Herausforderungen durch Klimawandel, Digitalisierung und gesellschaftliche Veränderungen liegen. Via Chat ist der direkte Austausch mit den Referentinnen und Referenten möglich. Anmeldung und Programm finden Sie unter www.gat-wat.de/wic/.

Beim Innovationsforum werden wasserwirtschaftlich relevante Forschungsergebnisse systematisch aufbereitet und im offenen Dialog diskutiert.
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Wie digitale Technologien die Transformation der Baubranche unterstützen und den Ressourcenverbrauch mindern können, das erkundet nachhaltig.digital im Themenmonat Bauen mit Praxisbeispielen und Beiträgen von Expertinnen und Experten. Alle Infos zum Themenmonat finden Sie hier: nachhaltig.digital/baustein/Bauen.

Außerdem findet die virtuelle Jahreskonferenz von nachhaltig.digital statt. Es geht um die Frage, ob der Schlüssel für die Zukunft des Mittelstands in der Nutzung digitaler Daten liegt oder sind Haltung und Mindset Startpunkt für diesen Veränderungsprozess? Auf der nachhaltig.digital Jahreskonferenz 2021 am 15. und 16. November 2021 wird gemeinsam mit Vordenkerinnen und Vordenkern darüber diskutiert, wo die Startpunkte für einen zukunftsfähigen Mittelstand liegen.

Weitere Informationen und Anmeldung unter https://nachhaltig.digital/blog/1466

Welchen Anteil hat der Finanzsektor an der Biodiversitätskrise? Wie könnte er zu ihrer Bekämpfung beitragen? Was tun mit umweltschädlichen Subventionen? Darüber diskutieren wir mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Finanzwirtschaft und Zivilgesellschaft im #DBUdigital Online-Salon am 7. Dezember 2021 von 14 bis 16 Uhr. Organisatorin ist das Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung in Deutschland (NeFo).

Mehr zu Programm und Anmeldung unter: www.dbu.de/550artikel39206_2440.html.

Welchen Anteil haben der Finanzsektor und umweltschädliche Subventionen an der Biodiversitätskrise?
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Biomasse durch Pyrolyse zu verkohlen und die gewonnene Pflanzenkohle im Boden oder anderen Umweltmedien zu speichern, gilt als eine Möglichkeit, CO2 möglichst schonend und umweltverträglich aus der Atmosphäre zu entfernen. Chancen und Risiken dieses Verfahrens diskutieren vier Expertinnen und Experten am 14. Dezember 2021 von 14 bis 16 Uhr im #DBUdigital Online-Salon.

Weitere Informationen und den Link zur Anmeldung finden Sie hier: www.dbu.de/@OnlineSalonPflanzenkohle

ÄNDERN? - „Klimaschutz durch Pflanzenkohle!?“
© Harald Bier, EBI Consortium

Schafft ein Förderungsprogramm tatsächlich den gewünschten Mehrwert? Mit dieser Frage beschäftigt sich der neue IMPACT Guide des Borderstep Instituts. Er ist im Rahmen eines DBU-geförderten Forschungsprojektes zur Wirkungsmessung entstanden und soll Projektverantwortlichen helfen, die Wirkung nachhaltigkeitsorientierter Gründungsförderungen auf Zielgruppe, Markt, Gesellschaft und Umwelt systematisch zu erfassen. Zusätzlich bietet der Leitfaden Impulse und Lösungsansätze, um die langfristige Wirkung zu optimieren.

Hier kann er heruntergeladen werden: www.borderstep.de/wp-content/uploads/2021/10/Borderstep-Impact-Guide_DE_web.pdf

Der IMPACT Guide des Borderstep Instituts hilft die Wirkung nachhaltigkeitsorientierter Gründungsförderungen systematisch zu erfassen.
© Borderstep Institut

Eine neue Broschüre der Bundesstiftung Baukultur „Mit Freude sanieren – Ein Handbuch zur Umbaukultur“ liefert anschaulich und konkret Hintergrundinformationen zum Bauen im Bestand und zeigt beispielhafte Umbauprojekte auf. Das Handbuch entstand im Rahmen eines DBU-geförderten Forschungsprojektes und richtet sich sowohl an Planende als auch an Bauende.

Es kann kostenlos bestellt oder heruntergeladen werden unter: www.bundesstiftung-baukultur.de/publikationen

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Nachhaltigkeit ist kein Schulfach. Als klassisches Querschnittsthema berührt es jedoch nahezu alle Fächer und sollte im Unterricht fest verankert werden. Nicht immer fällt es Lehrkräften leicht, dieser Aufgabe gerecht zu werden. In der neuen Ausgabe von DBUaktuell Umweltbildung zeigen wir beispielhafte Projekte, die Lehrkräfte darin unterstützen und dazu befähigen, Bildung für nachhaltige Entwicklung in ihrem Unterricht zu integrieren: www.dbu.de/1254artikel39195_2487.html.

Mehr zum Thema Umweltbildung gibt es in der Übersicht über alle DBUaktuell Umweltbildung-Ausgaben oder gleich im Abonnement!

Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte begeben sich auf eine Art Stoffreise, bei der sie umweltkritische Rohstoffe, die in Flatscreens verbaut sind, kennenlernen.
© AMU Universität Augsburg

Herausgeber
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Redaktion
Verena Menz, Kathrin Pohlmann
DBU Zentrum für Umweltkommunikation
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Verantwortlich
Prof. Dr. Markus Große Ophoff

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