DBU aktuell Nr. 6 | Juni 2011

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

»Machen Sie weiter so: nicht konfrontativ, sondern nachhaltig fordernd!« Mit diesen Worten gratulierte Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel der Deutschen Bundes­stiftung Umwelt zu ihrem 20-jährigen Bestehen und würdigte die langjährige Arbeit der DBU.

Medien & Infos

Lob für die DBU: DBU-Kuratoriumsvorsitzender Hubert Weinzierl im Gespräch mit Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel beim Festakt zum 20-jährigen Bestehen der DBU in Berlin.

Der Vorschlag zur Gründung einer Umweltstiftung sei ‹visionär› gewesen und habe gesellschaftliche Entwicklungen entfaltet, betonte Merkel auf einem Festakt im dbb Forum, Berlin. Dort feierte die DBU ihr Jubiläum mit rund 400 geladenen Gästen, darunter namhafte Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Umweltschutz. Auch die »Gründerväter« der Stiftung, Bundesfinanz­minister a. D. Dr. Theo Waigel und Bundesbank­präsident i. R. Prof. Dr. Hans Tietmeyer brachten Glückwünsche und bescheinigten der DBU, sie habe ihren Auftrag »in vorzüglicher Weise aufgegriffen und umgesetzt«. Moderiert wurde der Festakt von Conny Czymoch vom Fernsehsender Phoenix.

Das breite Förderspektrum der DBU spiegelte sich in den beim Festakt präsentierten Projekten wider: Die Themenpalette reichte von der Konzentrator-Photovoltaik und der energieeffizienten Motorentechnik (siehe Seite 4) über Ionische Flüssigkeiten (siehe dbu aktuell 1/2010 und 2/2009) bis hin zu den Gewinnern des DBU-Jugendwettbewerbes »Entdecke die Vielfalt«, die der Bundeskanzlerin Kostproben von wiederentdeckten Kräutern aus der Goethezeit überreichten. Der Musiker und Sänger Peter Maffay berichtete per Video­botschaft von seinem DBU-geförderten Kinder- und Jugend­projekt in Rumänien (siehe Seite 4), und die Investition der DBU in Nachwuchskräfte zeigten Vertreter des DBU-Stipendien­programmes.

Zwei Diskussionsrunden gaben Impulse für zukünftige Aufgaben der Umweltstiftung: Unter dem Titel »Die Herausforderung annehmen – den Umbau gestalten« thematisierten der Präsident der Fraunhofer Gesellschaft, Prof. Dr. Hans-Jörg Bullinger, der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel, der Unternehmer und Umweltpreisträger Dr. Michael Otto sowie die Hauptgeschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen »Otto von Guericke« (AiF),
Prof. Dr. Stefanie Heiden, Wege zu mehr Energie- und Ressourceneffizienz. Der Umbau des Landes hin zu einer energie­effizienten Wirtschaft und Gesellschaft sei eine wichtige Zielsetzung, die einen Wettbewerbsvorteil darstelle, so die Meinung auf dem Podium. Die DBU mit ihrer Praxis der frühzeitigen und langfristigen Förderung könne hier klare Rahmenbedingungen für Unternehmer schaffen und dadurch den Umbauprozess beschleunigen.

Anschließend diskutierten Bundes­umweltminister Dr. Norbert Röttgen, der Präsident des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) Olaf Tschimpke sowie DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde »Die Zukunft der Natur – Anforderungen an einen modernen Naturschutz«. Dabei geht es nach Ansicht der Diskussionsteilnehmer vor allem darum, ein Bewusstsein für den Eigenwert von Natur als Grundlage einer lang­fristigen Ökonomie zu schaffen und für die Schönheit von Natur zu be­geistern – ein Aspekt, der in der Festveranstaltung durch eindrucksvolle Bilder von den DBU-Naturerbeflächen transportiert wurde.

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt mit Sitz in Osnabrück nahm am 1. März 1991 ihre Arbeit auf. Das Stiftungs­kapital von damals 1,28 Mrd. Euro stammte aus der Privatisierung der bundeseigenen Salzgitter AG. Inzwischen hat die DBU rund 7.900 modellhafte, umweltentlastende und innovative Projekte mit 1,4 Mrd. Euro unterstützt und dennoch ihr Vermögen auf rund 1,9 Mrd. Euro aufgestockt.

Weitere Informationen und Einblicke gibt es unter www.dbu.de sowie in einer Jubiläumsbroschüre.

Zitate

»Wir sind alle davon überzeugt, dass es ein wirklich visionärer Vorschlag von Theo Waigel war, die Erlöse aus dem Verkauf der Salzgitter AG zur Gründung einer Umweltstiftung zu nutzen. Nicht immer erwartet man so etwas von Finanzministern.«
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel

»Mit der DBU gibt es eine Kontinuität guter Zusammenarbeit. Ein Umweltminister kann gar nicht so blind sein, dass er nicht merkt, was für eine Perle er da hat.«
Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen

»Die DBU ist eine Einrichtung, die versucht, mit den Instrumenten und dem Wissen der Industriegesellschaften die Schwierigkeiten für die Menschen der Industriegesell-schaften zu beheben. Der Industrialisierung der Welt wird man nicht mit den Werk-zeugen der Agrargesellschaft begegnen können.«
SPD-Vorsitzender Sigmar Gabriel

»Ich bin stolz auf die Stiftung. Wir haben etwas geschaffen, was heute noch lebendig ist.«
Bundesfinanzminister a. D. Dr. Theo Waigel

»Im Rückblick finde ich, die Stiftung hat in vorzüglicher Weise ihren Auftrag aufgegrif-fen und umgesetzt.«
Bundesbankpräsident i. R. Prof. Dr. Hans Tietmeyer

»Die DBU wurde seinerzeit bewusst als unabhängige, gemeinnützige Einrichtung gegründet. Ich glaube, das war eine gesellschaftspolitische Sternstunde.«
DBU-Kuratoriumsvorsitzender Hubert Weinzierl

»Wir können auf eine Bilanz zurückschauen, die wichtig ist für die Umwelt und wichtig ist für unser Land. Der Umweltschutz ist heute aus der Nische heraus und steht in der Mitte der Gesellschaft. Ökonomie und Ökologie gehen heute Hand in Hand.«
DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde

DBU-Kuratoriumsvorsitzender Hubert Weinzierl begrüßt Bundesfinanzminister a. D. Dr. Theo Waigel, einen der »DBU-Gründerväter«.
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Freuten sich auf den Festakt: Bundesfinanzminister a. D. Dr. Theo Waigel, Bundesbankpräsident i. R. Prof. Dr. Hans Tietmeyer, Unternehmer Dr. Michael Otto, AiF-Haupt­geschäfts­führerin Prof. Dr. Stefanie Heiden und DBU-Abteilungsleiter Michael Dittrich (v. l. n. r.)
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Kräuter und ein Kochbuch für Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel (r.) überreichten die Schüler Lara Götze, Marvin Greiner, Holly Scheler und Gina-Maria Töpfer (v. l. n. r.): Die Umweltgruppe der staatlichen Grundschule Neuhaus in Thüringen gewann mit ihrem Projekt zu Produkten aus der Goethezeit einen Preis beim DBU-Jugendwettbewerb »Entdecke die Vielfalt«.
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DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde (r.) resümierte die 20-jährige Arbeit der DBU.
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SPD-Vorsitzender Sigmar Gabriel war Gast der ersten Diskussionsrunde.
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Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen war Gast der zweiten Diskussionsrunde.
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Am Anfang stand ein DBU-gefördertes Demonstrationsprojekt im spanischen Lorca, inzwischen entwickelt sie sich zur bevorzugten Methode für die »Solar­strom­ernte« an sonnenreichen Orten: Die Concentrix-Technologie der Soitec Solar GmbH, Freiburg  (vormals: Concentrix Solar GmbH).

Bei der Konzentrator-Photovoltaik (Concentrating Photovoltaics, CPV) wird das Sonnenlicht zunächst durch eine Fresnel-Linse ähnlich wie mit einem Brennglas konzentriert und dann auf eine nur wenige Quadratmillimeter große sogenannte Mehrfachsolarzelle fokussiert. In Mehrfachsolarzellen sind Solar­zellen aus verschiedenen Halbleiter­materialien der III. und V. Hauptgruppe des Periodensystems übereinander gestapelt, sodass schichtweise das gesamte Wellenlängenspektrum des Sonnenlichts vom energiereichen blauen Bereich bis in den Infrarotbereich absorbiert wird. Damit lassen sich heute bereits Modulwirkungsgrade von 30 % erreichen – was dem Doppelten herkömmlicher  Solar­module entspricht.

Da die Concentrix-Technologie direkte Sonnenstrahlung benötigt, werden die Module auf sogenannten Tracking-Systemen der Sonne nachgeführt, sodass die Strahlungsausbeute maximiert wird. Die Nachführgenauigkeit liegt dabei im Zehntel-Grad-Bereich. Zum Einsatz kommt die Concentrix-Technologie in Ländern mit hoher Sonneneinstrahlung und ist dabei von unter 100 Kilowatt bis zu beliebigen Leistungen skalierbar: Von Soitec gebaute Solar-Kraftwerke mit einer Leistung von 150 Megawatt können beispielsweise rund 55.000 Haushalte mit Strom versorgen.

Auch für das Zukunftsprojekt Desertec zur Solarstromgewinnung in Wüstenregionen sind Konzentrator-PV-Kraftwerke mit Concentrix-Technologie eine Option.
www.soitec.com/en/solar-energy

Effiziente Solarstromernte dank neuer Technologie: Die Pilotanlage eines Concentrix-CPV-Kraftwerks im spanischen Lorca.
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Energieeffiziente, verbrauchsarme Fahrzeugantriebe zu entwickeln, dafür steht die  Meta Motoren- und Energietechnik GmbH aus Herzogenrath. Der langjährige Förderpartner der DBU konstruierte beispielsweise einen Erdgasmotor, der durch die Kombination einer vollvariablen Ventilhubsteuerung mit einer Abgasturboaufladung einen Verbrauchsvorteil von 15 bis 28 % gegenüber einem 2,2-Liter-Benzin-Referenzmotor sowie um etwa 40 % niedrigere Kohlendioxid-Emissionen aufweist (s. DBU aktuell 4/2007).

In einem neuen DBU-geförderten Projekt gelang es Meta, eine völlig neue Lagertechnik zu schaffen: Die Adaptive Bearing-Lagerung stellt eine Kombination aus Wälz- und Gleitlager dar und verknüpft damit die reibungsarme Wälzlagertechnik mit der Belastbarkeit konventioneller Gleitlager. Insbesondere im unteren Lastbereich senkt die neue Lagerung, die an der Kurbelwelle eines Verbrennungsmotors erprobt wurde, die Reibungsverluste und verringert damit Kraftstoffverbrauch und Kohlendioxid-Emissionen. Dabei ist die neue Technik in jedem Motortyp einsetzbar.
www.metagmbh.de

Reibungsarm und belastbar: Ein adaptiv gelagertes Pleuel
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Von jeher waren Kirchenburgen für die Siebenbürger Sachsen, eine deutschstämmige Minderheit in Rumänien, Orte der Zuflucht. Ein bekannter Nachfahre der Siebenbürger Sachsen, der Sänger und Musiker Peter Maffay überträgt das Konzept nun in die Gegenwart:

Mit der Fundatia Tabaluga, der »rumänischen Tochter« seiner Peter Maffay Stiftung, realisiert er in dem rumänischen Dorf Radeln ein Ferienheim für traumatisierte Kinder auf dem Gelände einer alten Kirchenburg. Dazu wird das alte Pfarrhaus saniert und kann künftig als Aufenthaltsraum dienen, eine neugebaute Remise im Pfarrhof wird zum Wohnhaus für Kinder und Betreuer. Schon in diesem Sommer werden die ersten Gäste erwartet. Dabei soll das Ferienheim zu einer internationalen Begegnungsstätte werden, die neben Kindern aus Rumänien auch ausländischen Gruppen offen steht.

Mit Unterstützung der DBU wirkt das neue Ferienheim nicht nur als Schutzraum für Kinder, sondern schont auch die Umwelt: Ein moderner Scheitholzvergaserkessel liefert durch den Kohlendioxid-neutralen Brennstoff Holz umweltfreundliche Wärme. Zusätzlich übernimmt in den Sommermonaten eine solarthermische Anlage die Warmwasserversorgung. Das Abwasser des Ferienheims reinigt eine bepflanzte Bodenfilter-Kläranlage. Derartige Pflanzenkläranlagen haben sich in Deutschland als einfach zu installieren und als zuverlässig im Betrieb erwiesen. In Rumänien ist die Radelner Anlage die erste ihrer Art und soll beispielgebend sein für die Abwasserbehandlung in ländlichen Regionen.

Denn bisher sind nur 10 % der ländlichen Bevölkerung Rumäniens an Kläranlagen angeschlossen. Daher ist beabsichtigt, weitere Bodenfilter-Kläranlagen zu errichten.
www.petermaffaystiftung.de

Webseite der Peter Maffay Stiftung
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Die Jugendlichen bleiben dran - auch in Zukunft! An dem intensiven Wochenende vom 6. bis 8. Mai beim Jugendkongresses »Jugend|Zukunft|Vielfalt« sind in zehn Themen-Workshops viele neue Projektideen für den Erhalt der biologischen Vielfalt entstanden. Knapp 200 junge Menschen reisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nach Osnabrück in das Zentrum für Umweltkommunikation der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).

Podiumsdiskussion mit Bundesumweltminister Röttgen (3. v. r.), BfN-Präsidentin Jessel (2. v. r.) und DBU-Generalsekretär Brickwedde (rechts)

Damit folgten sie der Kongress-Einladung des Bundes­umweltministeriums (BMU), des Bundes­amtes für Naturschutz (BfN) und der DBU. Gleich zu Beginn diskutierten sie mit Bundesumwelt­minister Dr. Norbert Röttgen, BfN-Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel und DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde. Röttgen: »Beeindruckt haben mich das Engagement, die Diskussionsfreude und die Ideenvielfalt der Jugendlichen. Ich nehme ihre Anregungen gerne mit in die Regierungsarbeit.

Die UN-Dekade zur biologischen Vielfalt hat ja gerade erst begonnen!«
In der Abschlussdiskussion am Sonntag waren sich die 16- bis 25-jährigen Teilnehmer darüber einig, nach dem »viel zu kurzen« Kongress weiterzumachen. Für zukünftige Aktionen gründeten sie eine Follow-up-Gruppe, die mittlerweile im Internet bei Facebook sehr aktiv ist. Einzelne Ideen kamen aus den Workshops: ein Umweltfestival, eine Handy-App zur biologischen Vielfalt in Städten oder grüne Fußabdrücke in Fußgängerzonen, um den ökologischen Fußabdruck zu symbolisieren. Ein Aktionstag ist für den 11.11.2011 anberaumt. Es gab auch Forderungen an die Politik: beispielsweise ein am Prinzip der Nach­haltigkeit orientiertes Steuersystem.

Dr. Alexander Bittner (DBU) und Dr. Christiane Schell (BfN) stellten ein gemeinsames Wiedersehen mit den Organisatoren BfN und DBU in Aussicht, um Projektplanung, Umsetzung und Kooperationen beratend zu begleiten. Dazu sollen bundesweit aktive Biodiversitätsexperten mit ins Boot geholt werden. Schell: »In BMU und BfN gibt es bereits konkrete Pläne, den Follow-up-Prozess zu unterstützen.« Svenja Fox aus Berlin und Christian Schwarzer aus Leverkusen leiten die Kommunikation.

Entstanden ist am Wochenende auch ein gemeinsames Kunstwerk, das die Ergebnisse des Jugendkongresses versinnbildlicht. Dieses Mail-Art-Objekt – und damit die Kongressbotschaft – geht nun deutschlandweit auf Wanderschaft. Interessierte Institutionen können es ausleihen.

Logo Jugend Zukunft Vielfalt
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Viele Jugendliche nutzten den Park der DBU als anregenden Arbeitsplatz.
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Ausschnitt aus dem Gesamtkunstwerk, das während des Jugendkongresses entstanden ist.
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Die Initiative »Stiften für die Umwelt« will Menschen dafür begeistern, sich für den Erhalt der Natur, zukunftsfähiges Wirtschaften und nachhaltige Entwicklung zu engagieren. Ziel der Initiative ist es, jedes Jahr mehr Menschen zu gewinnen, die sich als Stifter für Umweltschutz, Artenvielfalt und nachhaltige Entwicklung einsetzen. Dies können sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen sein. »Stiften für die Umwelt« wird von Menschen getragen, die selbst als Stifter aktiv sind. Sie wollen Neustifter für den Umweltgedanken gewinnen und mit Expertenwissen und Vernetzung bei der Gründung helfen.

Angehende Stifter brauchen vor allem zwei Dinge: praxisnahe Informationen über die Möglichkeiten und Vorteile des Stiftens und den Austausch mit erfahrenen Stiftern. Beides bietet »Stiften für die Umwelt«. Das Potenzial dieser Form bürgerschaftlichen Engagements ist bemerkenswert: Seit dem Start der Initiative im Jahr 2009 sind bereits 21 neue Umwelt-Stiftungen und Stiftungsfonds entstanden mit einem Volumen von 3,59 Mio. Euro an Stiftungskapital und Spendeneinnahmen.
www.stiftenfuerdieumwelt.de

Um Natur und Umwelt zu schützen, sind vielfältige Aktivitäten denkbar, darunter auch das Gründen einer Stiftung: Die Initiative »Stiften für die Umwelt« hilft dabei.
© Stiftungszentrum.de/iStockphoto.com/evirgen

Im Jahr 2005 hat das europäische Parlament die sogenannte Öko-Design-Richtlinie verabschiedet. Sie legt europaweit erste Normen für nachhaltiges Design fest und setzt Mindeststandards zur Entlastung der Umwelt durch Konstruktion und besseres Design. Den Bürgern Niederschlesiens (Polen) die Ziele und Konzepte dieser Richtlinie näher zu bringen, hatte sich das Projekt »Denke ECO, Lebe ECO« der VEE Sachsen e. V./Vereinigung zur Förderung der Nutzung Erneuerbarer Energien aus Dresden im vergangenen Jahr zum Ziel gesetzt.

Für die drei Hauptzielgruppen Designer, Hersteller und Konsumenten fanden zahlreiche Einzelveranstaltungen statt, die von der VEE Sachsen e. V. in Zusammenarbeit mit örtlichen Initiativen organisiert wurden. Der Workshop »Verantwortung im Design – Umweltschutz, Ergonomie, Emotionen« wandte sich speziell an Designer. Unternehmern wurde die Materie im Rahmen einer Konferenz mit dem Titel »Warum lohnt es sich, ECO zu sein?« nahegebracht. Für die breite Öffentlichkeit waren drei Ausstellungen in der Fußgängerzone von Breslau bestimmt: Nachhaltiges Wohnen, Abfallvermeidung/Recycling und der verstärkte Einsatz erneuerbarer Energien im Haushalt waren hier die Themenschwerpunkte.

Das gesamte Projekt besaß Testcharakter und wurde von einer Medienkampagne begleitet – unter anderem über Beiträge im Radio, Flyer, Zeitungsbeilagen und Anzeigen in der lokalen Tageszeitung »Gazeta Wroclawska« sowie Plakate und Internetpräsenzen.

Eine Ausstellung in der Fußgängerzone von Breslau widmete sich dem Thema »Öko-Design«.
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Moderne Fassadensysteme müssen vielseitige Funktionen erfüllen. Sie beeinflussen durch ihre Auswirkung auf Heizung, Kühlung und Beleuchtung in hohem Maß den Energieverbrauch der Gebäude. Während eine Vergrößerung des transparenten Fassadenanteils den Energieverbrauch für Beleuchtung reduziert, erhöht sich der Aufwand zur Gebäudekühlung. Energie- und komfortoptimierte Gebäudehüllen erfordern aus diesem Grund eine intelligente Steuerung der Sonneneinstrahlung.

Die Firma Karl Fischer Glasgroßhandlung (Murr) hat in Kooperation mit dem Institut für Solarenergieforschung (ISFH/Emmerthal) ein selbstregulierendes prismatisches Verglasungssystem zur Reduzierung des sommerlichen Energie­eintrags entwickelt. Es basiert auf prismatisch mikrostrukturierten Folien, die im Scheibenzwischenraum einer Zweischeibenverglasung angebracht werden. Mit der zusätzlichen Folie entstehen Verglasungen in der thermischen Qualität von Dreischeibenverglasungen bei gleichzeitiger Gewichtseinsparung. Die prismatische Struktur führt dazu, dass die Direktstrahlung der hochstehenden Sommersonne komplett reflektiert wird, während sie bei tieferem, winterlichen Sonnenstand ungehindert durchgelassen wird.

Der »Schalteffekt« erfolgt bei einem Höhenwinkel von 40 bis 50 Grad. Im Rahmen des Vorhabens konnte die Praxisreife der Verglasung nachgewiesen werden.
www.glasfischer.de
www.isfh.de

Prototyp des neuen Fenstersystems
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Mit dem »bioversum, Museum biologischer Vielfalt« im Jagdschloss Kranichstein (Darmstadt) wurde ein besonderes Ausstellungsprojekt verwirklicht. Die Förderung bezog sich dabei auf die Entwicklung und Umsetzung einer Erlebnis­ausstellung für Kinder, Jugendliche und Familien zum Thema »Biodiversität und biologische Invasionen«. Ziel war es, mit Hilfe einer interaktiv erlebbaren Dauerausstellung biologische und ökologische Zusammenhänge als Grundlage für das Verständnis von Artenschutz zu vermitteln. Auf einer Fläche von 500 m2 werden die zwei Themenbereiche »Biodiversität« und »Biologische Invasionen« durch interaktive Beobachtungsstationen, Experimentierflächen, überdimensionale Modelle und Originalpräparate, Spiel­stationen, 3-D-Bilder, Dioramen, Lichtbilder und Filmsequenzen aufbereitet.

Die komplexen Themenschwerpunkte werden dabei in der Ausstellung für Kinder nachvollziehbar präsentiert und methodisch-didaktisch so arrangiert, dass spielerische Zugänge und Verknüpfungen zum Lebensalltag der Zielgruppe möglich werden. Sowohl im Forscher- und Lern­labor für Kinder im Innenbereich als auch im Bereich des Außengeländes ergeben sich so hervorragende Möglichkeiten zur Vertiefung einzelner Themen. Insgesamt bietet die Ausstellung »ohne erhobenen Zeigefinger« kurzweilige und spannende Begegnungen mit Sachthemen, Menschen, Tieren und Landschaften.
www.jagdschloss-kranichstein.de

Museum Biologischer Vielfalt in Darmstadt: Ein Blick durch die Lupe eröffnet manch neue Erkenntnis.
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Wie bereits in der Maiausgabe berichtet, ist die europäische Industrieemissionsrichtlinie (IE-RL 2010/75/EU) Anfang Januar 2011 in Kraft getreten und muss nun innerhalb von zwei Jahren in nationales Recht umgesetzt werden. Dies wird zu tiefgreifenden Änderungen des deutschen Immissionsschutzrechtes (insbesondere des BImSchG und der BImSchV) führen.

Anlagengenehmigung und Anlagen­betrieb werden sich künftig stärker als bisher am integrierten, medienübergreifenden Umweltschutz und dem Technikstandard orientieren – abgebildet durch die verbindlichen BVT (»Beste Verfügbare Techniken«)-Merkblätter. Zudem werden die Berichts- und Überwachungsvorschriften ausgeweitet. Von diesen Änderungen betroffen sind unter anderem Anlagen der Energiewirtschaft, der Metall- und Chemieindustrie sowie die Abfall- und Entsorgungswirtschaft. Aber auch die Vollzugsbehörden stellt die Umsetzung der IE-RL vor große Herausforderungen.

Hieran knüpft ein von der DBU gefördertes Projekt des Zentrums für Rechts- und Verwaltungswissenschaften (ZfRV) an der BTU Cottbus an. Ziel des Projektes ist es, parallel zum nationalen Umsetzungsverfahren frühzeitig Folgen und Auswirkungen der Änderungen des deutschen Anlagenzulassungsrechts für betroffene Unternehmen und mögliche Probleme der Vollzugsfähigkeit für die Behörden aufzugreifen.
Dafür führt das ZfRV im Juni eine Umfrage durch. Auf einem 6-seitigen Frage­bogen sind betroffene Unternehmen und Vollzugsbehörden aufgerufen, zur Ist-Situation und zu potentiellen Gesetzes­änderungen Stellung zu nehmen. Inhaltlich geht es unter anderem um das Genehmigungsverfahren, die BVT-Merkblätter und die erweiterten Berichts- und Überwachungspflichten. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden im Oktober auf einer Konferenz vorgestellt und sind Grundlage für praxisnahe Anpassungsvorschläge an die neuen Vorgaben, die Ende 2012 veröffentlicht werden. Die Fragebögen sind im Internet unter folgender Adresse abrufbar:
www.tu-cottbus.de/einrichtungen/zfrv/service/umfrage.html.

Die Auswertung erfolgt in anonymisierter Form; der Datenschutz wird gewährleistet.

Ansprechpartner: Simon Meyer,
Telefon 02371 | 9593-11,
E-Mail: simon.meyer@tu-cottbus.de

Müllheizkraftwerk der Abfallentsorgungsgesellschaft des Märkischen Kreises, Iserlohn. Betrieb und Genehmigung solcher und ähnlicher Anlagen werden sich nach der neuen EU-Richtlinie künftig stärker als bisher am integrierten, medienübergreifenden Umweltschutz orientieren müssen.
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Biogas enthält neben Methan rund 40 % nichtbrennbares Kohlendioxid. Eine Verringerung des Kohlendioxid-Anteils erhöht den Brennwert des Biogases. Für die Einspeisung in das Erdgasnetz ist eine nahezu vollständige Kohlendioxid-Entfernung notwendig. Am Fraunhofer Institut für Keramische Technologien und Systeme, Institutsteil Hermsdorf, wurde eine keramische Membran entwickelt, die Kohlendioxid und Methan durch Filtration trennen kann. Verantwortlich für diese Eigenschaft sind Poren mit einem Durchmesser < 1 nm, die Kohlendioxid passieren lassen. Die Membranen wurden bei der DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH (Leipzig) untersucht.

Aus künstlichen Gasgemischen wurde nahezu reines Kohlendioxid abgetrennt und Methan auf > 90 % aufkonzentriert. Eine erste Versuchsanlage wurde mit neun Membranrohren mit einer Länge von jeweils 0,5 m ausgestattet und direkt an eine Biogasanlage angeschlossen. Die Membranen filterten Biogas über mehrere Wochen. Dabei zeigten sie sich robust gegenüber Schadgasen wie Wasserdampf und Schwefelwasserstoff. Damit sind die Grundlagen für eine einfache, energiesparende und ohne chemische Hilfsstoffe auskommende Technologie zur Biogasaufbereitung geschaffen.
www.ikts.fraunhofer.de

Dr. Isabelle Franzen-Reuter, von 2001 bis 2004 DBU-Stipendiatin, leitet seit Mitte 2009 den Fachbereich III »Umweltqualität« in der Kommission Reinhaltung der Luft im VDI und DIN in Düsseldorf. Wesentliche Aufgabe des Fachbereichs ist es, den Stand der Wissenschaft zur Wirkung von Luftverunreinigungen auf Mensch, Tier, Pflanze, Werkstoffe und Böden in VDI-Richtlinien und DIN-Normen festzuschreiben. Die promovierte Botanikerin war vorher bereits bei der Deutschen Umwelthilfe sowie dem Umweltministerium von NRW (Düsseldorf) beruflich tätig.

In ihrer Doktorarbeit untersuchte sie den Einfluss von luftgetragenem Stickstoff auf baumbewohnende Flechten und Moose und ihre Rolle als Bioindikator. Rückblickend auf ihre Zeit im DBU-Stipendienprogramm sagt Dr. Franzen-Reuter:

»Die DBU konnte mit ihrer qualifizierten und professionellen Förderung sowie den Perspektiven und Möglichkeiten, die sich aus ihrem vielschichtigen Netzwerk ergeben, maßgeblich dazu beitragen, dass ich meine Promotion zielgerichtet und zeitnah umsetzen konnte. Abgesehen von dem persönlichen Erfolg kann ich meine im Rahmen des Stipendiums erworbenen Kenntnisse und Kompetenzen für den Schutz des Menschen und seiner Umwelt einsetzen.«

Dr. Isabelle Franzen-Reuter
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Besuch von Staatssekretär Schütte
Dr. Georg Schütte (links), Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung und neues Kuratoriums­mitglied der DBU, stattete der Stiftung Mitte Mai einen Besuch ab. Er wurde von Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde (rechts) empfangen und über die Arbeit der DBU informiert. Schüttes Fazit: »Die DBU ist in nur zwei Jahrzehnten zu einem Qualitätssiegel und einer sehr wichtigen Institution auf dem Gebiet der anwendungsorientierten Umweltforschung herangereift.«

Ex-Stipendiatin ausgezeichnet
Dr. Doreen Schmiedel, DBU-Stipendiatin von 2006 bis 2009, ist mit dem Camillo-Schneider-Preis ausgezeichnet worden. Sie erhielt die Auszeichnung für ihre Dissertation zum Thema »Invasionsbiologie und ökologisches Verhalten der gebietsfremden Baumart Fraxinus pennsylvanica Marsh. in den Auenwäldern der Mittelelbe im naturschutzfachlichen Kontext«. Der mit 2.500 Euro dotierte Preis wird alljährlich von der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft (DDG) verliehen.

Neue Stipendiaten aus Mittel- und Osteuropa
Im Februar und März dieses Jahres haben 39 Stipendiaten aus Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Oblast Kaliningrad, Polen, Serbien, Slowakei und Tschechien ihren Forschungsaufenthalt in Deutschland angetreten. Die ersten vier Tage ihres Stipendiums verbrachten die Stipendiaten auf einem Einführungsseminar in der Nähe von Osnabrück. Neben einem Besuch in der Geschäftstelle der DBU erhielten die Stipendiaten einen Einblick in DBU-geförderte Projekte. Die nächsten sechs bis zwölf Monate verbringen die Stipen­diaten in Universitäten, Forschungs­einrichtungen und Unternehmen im gesamten Bundesgebiet.

Umweltmodellschule mehrfach ausgezeichnet

Die in der Zeit von 2005 bis 2009 durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte Umweltmodellschule »Schkola Ostritz« wurde mittlerweile für ihre Arbeit mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. So erhielt sie den sächsischen Umweltpreis sowie den deutschen Nachhaltigkeitspreis »Zeitzeichen«. Derzeit ist sie ferner für den mit 50.000 Euro dotierten Karl Kübel Preis nominiert. Für dieses Jahr plant die deutsch-polnisch geprägte Schule die Anlage eines Umweltlehrgartens mit Energiepflanzen.

Wie macht sich Deutschland fit für die Zukunft? Wie werden wir nachhaltig? Und: Nachhaltigkeit – was ist das überhaupt? Prominente Politiker, Manager und Wissenschaftler setzen sich auf der Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung (RNE) am 20. Juni 2011 im Berliner Tempodrom mit entscheidenden Fragen zur Zukunft unserer Gesellschaft auseinander. Aktuelles Programm und Anmeldung unter:
www.nachhaltigkeitsrat.de/konferenz

Zu den Themen »Ausschreibungen von ERA-NET-Projekten – Internationale Forschungsprojekte durch nationale Forschungsförderung« und »DBU: Der Mittelstandsförderer, der sich dem Kunden anpasst« findet am 28. Juni 2011 von 12:00 bis 16:00 Uhr ein Trainingsworkshop statt. Inhalt: Was bieten die Europäische Kommission und die nationalen Fördermittelgeber an, was ist über die bayerischen Programme möglich? Wo bin ich am Besten aufgehoben und wo habe ich die besten Chancen, auch gefördert zu werden? Im Workshop lernt der Teilnehmer die inhaltlichen und formalen Charakteristika einer Antragsstellung in den jeweiligen Programmen kennen. Veranstaltungsort: Kolpinghaus München-Zentral, Adolf-Kolping-Straße 1. Teilnahme kostenlos, Anmeldungen unter:
www.bayfor.org/UmweltDBUMuenchen2011

Anlässlich des diesjährigen Jubiläums der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ist vor kurzem die Broschüre »Innovationen für die Umwelt – 20 Jahre DBU« erschienen. Auf über 50 Seiten werden in einem umfassenden Überblick die Förderbereiche der Stiftung anhand von repräsentativen Projektbeispielen vorgestellt. Daneben erfährt der Leser das Wichtigste zu Stipendienprogramm, Umweltpreis, Zentrum für Umweltkommunikation (ZUK) und Naturerbe GmbH. Bundeskanzlerin Angela Merkel konnte für ein Vorwort gewonnen werden. Die Broschüre ist kostenlos bei der Geschäftsstelle erhältlich.
www.dbu.de/643publikation1033.html

Herausgeber
Deutsche Bundesstiftung Umwelt DBU
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Tel. 0541|9633-0
Fax 0541|9633-190
www.dbu.de

Redaktion
Stefan Rümmele, Verena Menz
Zentrum für Umweltkommunikation der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gGmbH ZUK
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Tel. 0541|9633-962
Fax 0541|9633-990

Verantwortlich
Dr. Markus Große Ophoff (ZUK)

Erscheinungsweise
monatlich (Doppelausgabe: Juli/August)
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Gestaltung
Birgit Stefan (ZUK),

Bildnachweis
Artikel 6: Stiftungszentrum.de/iStockphoto.com/evirgen