Die Studie »Jugend, Information und (Multi-)Media« (JIM-Studie) aus dem Jahr 2012 belegt, dass Handys und Smartphones ihre Position als Alltagsbegleiter von Jugendlichen weiter ausgebaut haben: Über 90 % der Jugendlichen besitzen ein Handy, fast 50 % ein Smartphone. Im Kontext der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) enthält die JIM-Studie aus dem Jahr 2011 interessante Erkenntnisse: Dort wurde erhoben, dass die Themen »Umwelt und Umweltschutz« sowie »Energieversorgung und -politik« auf Rang zwei und vier der für Jugendliche zehn interessantesten Themenfelder zu finden sind.
Aus diesen Befunden ergibt sich grundsätzlich ein großes Potenzial für den Einsatz neuer digitaler Medien in der Umweltbildung sowie in der Bildung für nachhaltige Entwicklung – speziell im Blick auf Jugendliche, die Naturerfahrungen aus eigenen Stücken nicht anstreben würden.
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert daher bereits seit einigen Jahren Vorhaben, bei denen unterschiedliche neue Medien und in den letzten Jahren verstärkt auch mobile, digitale Geo-Medien eine Rolle spielen, um umwelt-, naturschutz- und nachhaltigkeitsrelevante Themen spannend an Jugendliche zu vermitteln. Der vorliegende Newsletter enthält einige Projektbeispiele. Aus Sicht der DBU konnten im Rahmen der Tagung »Neue Wege in der Bildung für nachhaltige Entwicklung?! – Potenziale und Grenzen digitaler Medien«, die Anfang 2012 stattfand, wichtige Erkenntnisse im Dialog der unterschiedlichen Akteure gewonnen werden. So wurde deutlich, erläutert DBU-Umweltbildungsexperte Dr. Alexander Bittner, dass Geo-Medien stets als methodisch-didaktisches Werkzeug der Bildung für nachhaltige Entwicklung betrachtet werden sollten, jedoch kein Selbstzweck sein dürften.
Andererseits böten gerade mobile Geomedien die Möglichkeit, die reale Welt auch mit Unterstützung virtueller Daten und Modelle zu erkunden. Zentrale Fragestellungen vieler Aufgabenbereiche wie Flächennutzung, Naturschutz, Ressourcenschonung, Ökosystemdienstleistungen ließen sich mittels dieser Technologien untersuchen. »Dabei wird die Technikaffinität vieler Jugendlicher zum Motivator für eine Auseinandersetzung mit unserer Biosphäre«, sagt Bittner.
Um Themen mittels digitaler Medien erschließen und individuelle Hürden für den Wissenserwerb überwinden zu helfen, scheint für Jugendliche vor allem das Arbeiten in längerfristigen Projekten geeignet zu sein. Hier ergeben sich im Zuge der weiteren Ausgestaltung der Ganztagsschule interessante Möglichkeiten. Handlungsbedarf sieht Bittner in diesem Zusammenhang allerdings für die Lehreraus- und -fortbildung und ergänzt: »Vielfältige Möglichkeiten für den Einsatz digitaler Medien bestehen darüber hinaus im außerschulischen Kontext«. Durch Kooperationen von schulischen und außerschulischen Bildungsakteuren beispielsweise ließen sich Bildung für nachhaltige Entwicklung und die Berufsorientierung für Jugendliche gleichzeitig befördern.
Damit Lehrer die komplexen Zusammenhänge des Klimawandels besser erklären und Schüler sie besser verstehen können, entwickelt das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) gemeinsam mit dem Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM) ein öffentlich zugängliches Online-Portal.
Unter www.klimafolgenonline.com können Lehrer und Schüler genauso wie Verwaltungseinrichtungen Simulationen zur Entwicklung des Klimas erstellen. Die interaktive Web-Plattform bringt Schülern und Lehrern die komplizierten Abläufe des Klimawandels modellhaft und allgemeinverständlich näher, erläutert Projektleiter Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe vom PIK. Aus bereits umfangreich vorliegenden Daten von 1901 bis 2010 über Temperatur, Niederschlag, Solarstrahlung, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit, Wasserdampfdruck und Sonnenscheindauer können Schüler, Lehrer und außerschulische Bildungseinrichtungen Szenarien zum Klimawandel erstellen und seine Auswirkungen nachvollziehen.
Mit den Daten können sie auch Simulationen für die Zukunft bis zum Jahr 2100 erzeugen und testen, was passiert, wenn weiterhin so viel Kohlendioxid wie bisher ausgestoßen wird, oder aber, wenn es gelingt, den Ausstoß zu verringern. Da aus den Daten allerdings keine hundertprozentigen Vorhersagen abgeleitet werden können, ist es wichtig, den Umgang mit Szenarien und Tendenzen zu erlernen. Das Projekt ist dabei besonders praxisnah, weil die Daten mit einem regionalen Bezug aufbereitet werden können.
Aktuelle Fortbildungstermine und Materialen sind abrufbar unter:
www.pik-potsdam.de/pikee
www.klimafolgenonline.com
Umweltveränderungen finden überall auf dem Globus statt – mit mehr oder minder starken Auswirkungen auf Natur, Wirtschaft und Menschen vor Ort. Im Zeitalter der Globalisierung fällt es vielen Jugendlichen zunehmend schwerer, die Ursachen, Abläufe und Folgen menschlichen Handelns in ihrer weltweiten Vernetzung zu verstehen.
Die interaktive Lernplattform GLOKAL Change (»GLObales loKAL bewerten lernen«) der Pädagogischen Hochschule Heidelberg richtet sich an Jugendliche aus dem schulischen sowie außerschulischen Bildungsbereich zwischen 10 bis 16 Jahren.
Mithilfe von Satellitenbildern können sie die komplexen Zusammenhänge zwischen globalen Umweltveränderungen und lokalen Entwicklungen problem- und handlungsorientiert erforschen. Die internetbasierte Lernumgebung GLOKAL Change stellt mit didaktisch aufbereiteten Lernmodulen – ausgerichtet am Konzept einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) – vier aktuelle Umweltthemen dar:
• Nutzung des Ökosystems Wald,
• Abbau von Bodenschätzen im Tagebau,
• Gewinnung von Kraftstoffen aus der Landwirtschaft und
• Flächennutzung.
Ausgewählte Raumbeispiele führen in die jeweilige Thematik ein. Satellitenbildaufnahmen zu verschiedenen Zeitpunkten und in unterschiedlichen Darstellungen dienen dabei der Visualisierung und sind Ausgangspunkt für Fragen über den Raum und die raumprägenden Prozesse. Der Vergleich von Satellitenbildern des Rheinischen Braunkohleabbaus ermöglicht beispielsweise einen Einblick in die
Dynamik einer Tagebaulandschaft: Landverlust, Rekultivierung und
Umsiedlung werden sichtbar.
Die Nutzer können die Auswirkungen einer Energieversorgung mit fossilen Energieträgern erkennen und hinsichtlich ihrer Folgen für Umwelt, Wirtschaft und Menschen vor Ort bewerten.
Das Forschungsprojekt mobi-LU (mobiles Lernen in der Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung/BNE) der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg verfolgte das Ziel, Möglichkeiten und Hindernisse von mobilen elektronischen Geräten in der Umweltbildung und der Bildung für nachhaltige Entwicklung aufzuzeigen und damit die Fachdiskussion konstruktiv zu beflügeln. Hierzu wurden Expertenbefragungen und eine Online-Befragung von Bildungsanbietern im deutschsprachigen Raum durchgeführt sowie zwölf Fallstudien ausgewertet.
Aus den Ergebnissen wurden »didaktische Drehbücher« als konkrete Gestaltungshilfen von eigenen Projekten abgeleitet. Sie berücksichtigen die Ziele und Rahmenbedingungen von Bildungsprojekten und dienen damit Bildungsakteuren in der Praxis.
Die Expertenbefragung ergab im Wesentlichen, dass didaktische und pädagogisch-methodische Strategien zu erarbeiten seien, um die Potenziale der mobilen Technologien auch erfolgreich nutzen zu können. Der alleinige Einsatz von mobilen Endgeräten ohne Einbettung in eine angemessen gestaltete Lernumgebung stellte sich als nicht zielführend heraus. Ein durchaus widersprüchliches Bild, so die Studie, zeigte sich beim Auswerten der vorhandenen Angebote. Einerseits konnten sehr anspruchsvolle, didaktisch und methodisch ausgeklügelte Umweltbildungsangebote identifiziert und beschrieben werden.
Andererseits wurden die Möglichkeiten des mobilen, ortsbezogenen Lernens nur ansatzweise ausgeschöpft. So würden häufig nur GPS-Geräte anstatt der eigenen Geräte (z. B. Smartphones) der Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingesetzt. Und diese seien zudem selten an aktivierende Lern- und Erkundungsaufgaben vor Ort gekoppelt. Die Daten der Studie deuten nach Ansicht der Wissenschaftler der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg ferner auf ein Dilemma hin: Demnach sei oftmals die Medienkompetenz der Anbieter, Angebotsleiter und der beteiligten Lehrer im Vergleich mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eher gering.
Ein großer Vorteil scheint das mobile Lernen selbst zu sein. So kann vielfältiges Lern- und Informationsmaterial über die Geräte in der natürlichen Umgebung genutzt werden, Lerngänge können digital in Bild und Ton festgehalten und mit anderen geteilt werden. Es ergeben sich so neue Möglichkeiten zur Verschränkung von realem und virtuellem Lernen.
Die Studie wurde unter dem Titel »Mobiles, ortsbezogenes Lernen« (Lude et al. 2013) im Schneider Verlag, Baltmannsweiler, veröffentlicht.
Alte Bäume mit Höhlen werden von vielen Tieren wie Fledermäusen, verschiedenen Vogelarten und Käfern als Wohn-, Ruhe- und Fortpflanzungsstätte genutzt. Sie sind deshalb ein gesetzlich geschützter Lebensraum. Höhlenbäume werden jedoch bei der Holzernte, der Parkpflege oder bei Verkehrssicherungsmaßnahmen bundesweit noch immer oft in Unkenntnis der Sachlage gefällt.
Auch im Winter, wenn Bäume in der Regel gefällt werden, können sich Winterquartiere von Fledermäusen oder anderen Tierarten in den Baumhöhlen befinden. Um zu vermeiden, dass geschützte Tierarten bei notwendigen Fällarbeiten oder Pflegemaßnahmen an Bäumen zu Schaden kommen, hat die Stadt Frankfurt am Main mit dem Institut für Tierökologie und Naturbildung einen Praxis-Leitfaden erarbeitet, der bundesweit einsetzbar ist.
Ziel des Vorhabens war es, Höhlenbaum bewohnende Tierarten zu schützen und allen, die mit der Baumpflege betraut sind und täglich Entscheidungen im Konfliktfeld zwischen Artenschutz und Verkehrssicherung treffen müssen, praxisnah Hilfestellung zu geben. Methodisch wurden dabei bekannte Strategien mit innovativen Lösungen verknüpft – beispielsweise einer neu entwickelten Infrarot-Höhlenkamera.
Die Leitlinien wurden für und mit den beteiligten Akteuren erarbeitet und sind beim Magistrat der Stadt Frankfurt am Main, Umweltamt, und beim Institut für Tierökologie und Naturbildung, erhältlich (www.umweltamt.stadt-frankfurt.de, Rubrik: Pflanzen und Tiere). Projektbegleitend fanden mehrere Führungen, Exkursionen und andere umfangreiche Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit statt. Als Grundlage für den Leitfaden wurden die Höhlenbäume in zahlreichen Park- und Waldflächen der Stadt Frankfurt markiert, die Baumhöhlen bewohnenden Tiere (speziell Fledermäuse) erfasst und zusammenfassend evaluiert.
Fragen des Natur- und Umweltschutzes standen im Fokus eines Gedankenaustausches, zu dem sich Nordrhein-Westfalens Umweltminister Johannes Remmel und DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann Mitte Januar getroffen haben. Thematisiert wurden bei dem Treffen in der DBU-Geschäftsstelle in Osnabrück unter anderem die Auswirkungen des Flächenverbrauchs und der Stellenwert nachhaltigen Konsums.
Bottermann stellte zudem einige der über 1.300 Projekte vor, die die DBU im bevölkerungsreichsten Bundesland seit Stiftungsgründung mit rund 206 Millionen Euro gefördert hat. Remmel zeigte sich beeindruckt, "dass Nordrhein-Westfalen einen Spitzenplatz in der Förderstatistik einnimmt" und sprach von einem "Konsens ihrer Positionen zum Natur- und Umweltschutz".
Im Rahmen der DBU-Präsentation während der Messe »boot« in Düsseldorf fand Mitte Januar eine Podiumsdiskussion zum Thema »Biozidfreie Sportschifffahrt: Umweltfreundliche Alternativen für den Bewuchsschutz« statt.
Nach Einschätzung von Dr. Christoph Schlüter vom Umweltbundesamt (Fachgebiet Chemikalien) seien keine der bisher im Zulassungsverfahren befindlichen Biozidwirkstoffe aus Umweltsicht zulassungsfähig. Die Einführung biozidfreier Alternativen wäre wünschenswert und auch Voraussetzung für den Ersatz derzeit noch breit angewendeter biozidhaltiger Anstriche (Antifoulings).
Von Seiten der Sportbootpraxis wie auch von Vertretern der Fachpresse wurde darauf hingewiesen, dass vor einer breiten Bewerbung der Alternativen noch verschiedene Fragen zu klären beziehungsweise mit Blick auf die Akzeptanz weiter zu entwickeln sind.
Neustadt am Rübenberge, Barsinghausen und Hemmingen sind die »Klima-Meister 2013« im regionsweiten Klima-CO2NTEST der Klimaschutzagentur Region Hannover, gefördert durch die DBU, ausgezeichnet worden. Die Kommunen setzten sich in unterschiedlichen Kategorien im Wettbewerb mit 17 teilnehmenden Städten und Gemeinden aus dem Großraum Hannover durch.
In einem spannenden Vergleich wetteiferten sie in den fünf Disziplinen Solarenergie, Bioenergie, Windenergie, Kraft-Wärme-Kopplung und Passivhäuser um Punkte. Gewonnen hatte, wer über alle Disziplinen die meisten Punkte sammeln konnte. Die Sieger wurden bereits vor Jahresfrist im Rahmen einer Feierstunde in Hannover ausgezeichnet. In diesem Jahr wird zusätzlich der Bürgerwettbewerb gestartet, auf dessen Ergebnisse das Projektteam besonders gespannt ist.
Näheres zum Wettbewerb unter:
www.co2ntest.de
Vom 18. bis zum 21. September 2014 laden das Bundesumweltministerium, das Bundesamt für Naturschutz und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt bis zu 160 junge Menschen zwischen 18 und 27 Jahren zum »Jugend|Zukunft|Vielfalt – Jugendkongress Biodiversität 2014« auf die Insel Rügen ein. Der Kongress ist ein Beitrag zur Umsetzung der »Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt«.
Er bietet jungen Menschen mit ihren Gedanken, Plänen, Projekten und Ideen zum Schutz der biologischen Vielfalt die Möglichkeit zum Austausch und Kennenlernen. Von Schülern über Auszubildende bis zu Studierenden und jungen Berufstätigen – auf die Teilnehmer/-innen wartet rund um das Naturerbe Zentrum Rügen (www.nezr.de) ein abwechslungsreiches Programm. Workshops, Fachvorträge, eine Podiumsdiskussion sowie Exkursionen bieten einen Einblick in das Thema biologische Vielfalt.
In Praxisworkshops entwickeln und starten die Teilnehmer eigene Projekte zum Schutz der Vielfalt. Interessierte können sich auf der Projekt-Internetseite online für den Kongress bewerben. Für die Teilnahme gibt es keine besondere fachliche Voraussetzung.
Die Anmeldung sollte das Organisationsteam mit Ideen, Engagement und Kreativität überzeugen. Die besten Ideen haben die Chance auf finanzielle Unterstützung. Anmeldeschluss ist der 23. April 2014.
www.jugend-zukunft-vielfalt.de
Als Zusammenfassung des Projekts «CO2-Werkstatt« der seeconsult GmbH (Osnabrück) in Kooperation mit der Handwerkskammer Hannover und zwei weiteren Partnern liegt das »Handbuch zur CO2-Werkstatt« vor. Ziel des Vorhabens, das als UN-Dekadeprojekt ausgezeichnet wurde, war es, die Handwerkerausbildung unter Klimaschutzaspekten zu reformieren. Das Handbuch kann unter der angegebenen Internetadresse kostenlos heruntergeladen werden.
Herausgeber
Deutsche Bundesstiftung Umwelt DBU
An der Bornau 2
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Fax 0541|9633-190
www.dbu.de
Redaktion
Stefan Rümmele
DBU Zentrum für Umweltkommunikation
An der Bornau 2
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Dr. Markus Große Ophoff
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