Der Deutsche Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU, Osnabrück) ist Ende Oktober in Bremen vergeben worden. Die Auszeichnung ging mit je 245.000 Euro an das Unternehmer-Duo Dr. Winfried Barkhausen und Edwin Büchter aus Herzogenrath sowie an Dr. Rainer Grießhammer, Mitgeschäftsführer des Öko-Instituts Freiburg. Mit dem Ehrenpreis der DBU wurde der ehemalige Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, ausgezeichnet.
Anlässlich der Preisverleihung im Musical Theater Bremen betonte Bundespräsident Christian Wulff vor rund 1.300 Gästen, die aktuellen Preisträger der DBU zeigten, was für eine zukunftsfähige Entwicklung notwendig sei: »wegweisende Innovationen, mutige Investitionen in Zukunftstechnologien, weitsichtige und verantwortungsvolle Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft und ein gesellschaftliches Bewusstsein dafür, wie dringend der Wandel hin zu einer ökologisch verträglichen Lebensweise ist«. Insofern gehe von dieser Preisverleihung »eine Botschaft aus, die uns große Hoffnung machen kann: Wir können vieles besser machen – schon heute«.
Zum Preisträger-Duo Barkhausen/Büchter sagte Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes und Umweltpreis-Jurymitglied, besonders beeindruckt habe die Jury, dass sich zwei Forscher auf den Weg gemacht hätten, mit Gründung eines Unternehmens eine Innovation in Wirtschaftsprozesse zu überführen. Das Reinigen technischer Oberflächen mit Laserlicht habe gegenüber herkömmlichen Verfahren enorme Vorteile, weil es etwa den Wasserverbrauch und Chemikalieneinsatz im Produktionsprozess verringere und viel Energie zu sparen helfe – Energieeinsparungen von bis zu 87 Prozent seien so möglich.
Mit Blick auf Preisträger Grießhammer sagte Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Jurymitglied und selbst Umweltpreisträger, er sei die »tragende Gestalt des Öko-Instituts«, das er zu einer der wichtigsten Institutionen in Sachen Umweltschutz mitentwickelt habe. Grießhammer habe verstanden, dass der Verbraucher ökologische Zusammenhänge begreifen müsse, wenn er Produkte wirklich bewerten und danach Kaufentscheidungen treffen wolle. Mit der Ökobilanzierung von Waschmitteln etwa habe Grießhammer die Chemiewende eingeleitet.
DBU-Kuratoriumsvorsitzender Hubert Weinzierl würdigte Gorbatschow als Architekten der Wende, mit dem er ökologisch immer auf einer Wellenlänge gewesen sei. Durch Gorbatschow sei es möglich geworden, das »Grüne Band« entlang der ehemals innerdeutschen Grenze zu erhalten. Der lange Atem in den Bemühungen um einen konsequenten Umweltschutz habe sich jedenfalls gelohnt.
Gorbatschow betonte, dass Politik ohne Ökologie nicht funktioniere. Von den vielen Problemen, die es gebe, sei das Thema Ökologie »in der vordersten Front«.
Den Festakt moderierte Katrin Bauerfeind (3sat).
In Nordrhein-Westfalen (NRW) existiert eine unübersichtliche Vielzahl an Bewertungsverfahren, die versuchen, eingriffsbedingte Schäden an Natur und Landschaft zu bilanzieren. Die pauschale Anwendung erweist sich häufig als nicht transparent, bürokratisch oder kompliziert und erschwert somit die Berechnungen in der Praxis.
Nun hat das Wald-Zentrum der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster ein flexibles und vielseitig anwendbares Standardverfahren zur Eingriffs- und Kompensationsbewertung entwickelt. Eine Anwendung ist für ganz NRW möglich, da das Verfahren sowohl für die naturschutzrechtliche Eingriffsregelung als auch für Eingriffsbilanzierungen nach Baurecht geeignet ist. Entstanden ist das neue Verfahren im Rahmen des vom Land NRW und der DBU geförderten Forschungsvorhabens »Nachhaltigkeit Stiften!«. Bundesweit erstmalig für ein Biotopwertverfahren erhielt es das Zertifikat des TÜV Saarland. Wenn es der Prüfung durch die politischen Entscheidungsträger standhält, könnten damit allein in NRW Verwaltungskosten im zweistelligen Millionenbetrag eingespart werden.
www.wald-zentrum.de
Lang anhaltender Starkregen tritt in unseren Breiten mittlerweile gehäuft und verstärkt auf und wird in Zukunft, so die Wetterforscher, weiter zunehmen. Dem Hochwasserschutz kommt damit höchste Priorität zu.
Zum Bau mobiler Hochwasserschutzdämme verwendet man heute noch immer überwiegend Sandsäcke, die von tausenden von Helfern befüllt, transportiert, aufgeschichtet, später abtransportiert und entsorgt werden müssen. Dieser Aufwand ist enorm material-, personal- und zeitaufwändig und belastet dadurch auch die Umwelt entsprechend. Die bsg Handels GmbH (Hohenkammer) hat jetzt in Form eines Sandschlauchsystems eine sehr effiziente Alternative entwickelt und erprobt. Das neue System besteht aus einer Radladerschaufel, die anstelle der herkömmlichen Schaufelmulde einen Trichter mit querliegender Förderschnecke und seitlichen Öffnungen besitzt. Diese fördert den Sand während der Radladerfahrt seitlich rechts oder links in einen Folienschlauch, wodurch ein rund 25 Meter langer Sandwall entsteht, der gleichzeitig mit dem Befüllen ausgelegt wird.
Das patentgeschützte System wurde in Zusammenarbeit mit dem THW München getestet. Die Einsatzkosten betragen etwa ein Viertel der Kosten für einen vergleichbaren Sandsackdamm. Zugleich lässt sich die Auf- und Abbauzeit deutlich reduzieren und der Bedarf an Einsatzkräften um rund 80 % verringern. Mit der daraus resultierenden Einsparung an Transportkosten und Verpflegungsaufwand ergibt sich eine deutliche Umweltentlastung.
www.bsg-gmbh.de
Besucher aus drei Kontinenten konnte die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) im Monat September willkommen heißen: Während einer dreiwöchigen Studienreise, die vom Zentrum für Umweltkommunikation der DBU organisiert und durchgeführt wurde, besichtigten die Gäste aus Afrika, Asien und Südamerika stiftungsgeförderte Projekte und DBU-Partner in vier Bundesländern, um so einen ersten Eindruck von der deutschen Klimaschutzlandschaft zu erhalten. Die Stipendiaten – allesamt junge Forscher aus Schwellen- und Entwicklungsländern – sind die ersten Teilnehmer des Internationalen Klimaschutzstipendienprogrammes der Alexander-von-Humboldt-Stiftung.
Während ihres einjährigen Aufenthaltes führen sie ein selbst entwickeltes Forschungsvorhaben an einer deutschen Gastgeberinstitution durch. Zertifikathandel, Forstwirtschaft und energieeffizientes Bauen sind nur einige Beispiele für die breite Palette klimaschutzrelevanter Fachgebiete, mit denen sich die Stipendiaten beschäftigen. Nicht zuletzt die Fülle der DBU-Projekte wurde deshalb begeistert aufgenommen.
Ob bei Enercon in Aurich, der Ausbildungskläranlage der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft in Bonn oder auf der Baustelle des energieoptimierten Gymnasiums in Sonthofen: Anschaulicher Klimaschutz und überführbare Lösungen für die Heimatländer inspirierten die Nachwuchsforscher. In Diskussionen mit Vertretern aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft war die Wissbegier der Teilnehmer kaum zu bremsen. Ruhephasen wie etwa auf der DBU-Naturerbefläche Landshut rundeten das Programm ab.
www.humboldt-foundation.de
Auf einer Konferenz der »alternativen Nobelpreisträger« versammelten sich Ende September etwa 75 Preisträger aus fast 40 Nationen in Bonn, um das 30. Jubiläum des Right Livelihood Award, wie der Preis offiziell heißt, zu feiern. Diskutiert wurden die Themen Diversität, Energie und Nachhaltigkeit, neue Technologien und Wirtschaftsmodelle sowie Schnittstellen zwischen Ressourcennutzung und Menschenrechten. Ziel war die Vernetzung der Preisträger untereinander, aber auch das Bemühen, mit dem Wissen und der Erfahrung der Ausgezeichneten möglichst viele Menschen zu erreichen und für Themen wie Umwelt und Nachhaltigkeit zu gewinnen.
Die schwedische Right Livelihood Award Stiftung, die die Preise vergibt, erhielt für diese Tagung von der DBU die Förderung für ein dezentralisiertes Veranstaltungs- und Kommunikationskonzept. Am Ende unterzeichneten die Preisträger zahlreiche politische Aufrufe, um Unterstützung von der Konferenz in ihre Länder, zu ihren Organisationen und Projekten zurückzutragen. Unter anderem einigten sich die Laureaten auf einen Appell an alle Regierungen der Welt, jegliche Maßnahmen des »Geo-Engineering«, wie die großtechnische Manipulation der Meere, zu beenden.
www.kurswechseln.de
Teflon®, Scotchgard®, SilverStone®, GORE-Tex® sind nur vier von vielen bekannten Markennamen, hinter denen sich Fluorpolymere verbergen. An dem Fluorpolymer Polytetrafluorethylen (PTFE) zum Beispiel haftet fast nichts. Neben der Chemikalien- und Hitzebeständigkeit hat PTFE noch weitere Eigenschaften, die es zu einem unverzichtbaren Material machen: Viele Dichtungen und Lager sind aus PTFE oder mit PTFE beschichtet. In der Elektrotechnik ist PTFE ein wichtiger Werkstoff für Kabelisolationen und als atmungsaktive Membran wird es in Funktionstextilien verwendet.
Bisher wurden fluorkunststoffhaltige Produkte nach dem Gebrauch vorwiegend deponiert oder in Müllverbrennungsanlagen verbrannt. Um die Lücke im Stoffkreislauf von Polymeren zu schließen, sollte ein ökonomisch und ökologisch zuverlässiger Prozess für eine Monomergewinnung aus Fluorpolymeren und fluorierten Reststoffen entwickelt werden. In Kooperation zwischen der Universität Bayreuth, der Firma Dyneon GmbH und dem Forschungsinstitut InVerTec e. V. wurde ein Flash-Pyrolyse-Prozess entwickelt, der die Zersetzung der Fluorpolymere in Monomere ermöglicht. Bei optimierten Prozessbedingungen lassen sich die Monomere Tetrafluorethylen und Hexafluorpropen bis zu 93 % zurückgewinnen.
Zudem wurde ein Rücknahmesystem konzipiert, mit dem zukünftig fluorierte Reststoffe wieder in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden können.
www.dyneon.com
www.invertec-ev.de
Ehrenpreisträgerin verstorben
»Mit ihr verlieren wir eine charismatische Streiterin für den Schutz pflanzlicher Artenvielfalt.« Mit diesen Worten würdigte Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die Leistung von Hannelore »Loki« Schmidt (Bild), der Ehefrau von Altbundeskanzler Helmut Schmidt, die Mitte Oktober im Alter von 91 Jahren verstorben ist. Vor sechs Jahren zeichnete die DBU »Loki« Schmidt für ihre Lebensleistung im Natur- und Artenschutz mit dem Ehrenpreis 2004 aus.
Deutsche Umwelttechnik ist Innovationsführer
Deutsche Umwelttechnik ist global führend, wächst schneller als der Markt und ist Innovationsführer, so Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde (s. Bild), Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in der Süddeutschen Zeitung.
In diesem Interview wies der DBU-Generalsekretär unter anderem darauf hin, dass die mittelständisch geprägte Umwelttechnik-Branche bei der Umsetzung von Innovationen finanziell unterstützt werden müsse. Die DBU-Förderung helfe, umweltentlastende Entwicklungen voranzubringen und so in den nächsten zehn Jahren eine Million Arbeitsplätze in Deutschland zu schaffen.
DBU-Projekte erhielten UN-Dekade-Auszeichnung
Vier von der DBU geförderte Projekte sind Ende September in Erfurt als Projekte der UN-Dekade »Bildung für Nachhaltige Entwicklung« ausgezeichnet worden. Zum einen erhielt die Bildungsvereinigung Arbeit und Leben aus Sachsen-Anhalt den Titel für sein deutsch-russisches Kooperationsprojekt. In den Regionen Lüneburg und Kaliningrad initiiert der Verein unterschiedliche Bildungsvorhaben, um so »Lernlandschaften der Nachhaltigkeit« aufzubauen.
Zum anderen darf nun das Umweltbildungszentrum Schubz aus Lüneburg offiziell den Titel »Dekade-Projekt« tragen. Es erstellt mit Hilfe des globalen Satellitennavigationssystems (GPS) Bildungsrouten für das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe und bindet so auf innovative Weise neue Medien in die Umweltbildung ein. Ausgezeichnet wurden ferner das Umweltbildungszentrum Hollen e. V. für das Projekt »Nachhaltiges Wirtschaften an Grundschulen« sowie der Verband Deutscher Gebirgs- und Wandervereine e. V. (Kassel) für das Vorhaben »Schulwandern«.
Kluge Köpfe experimentieren in Schülerlaboren
Anfang Oktober folgten mehr als einhundert Vertreterinnen und Vertreter von Schülerlaboren & Co. der Einladung der DBU. Sie trafen sich anlässlich der Fachtagung »Kluge Köpfe für große Aufgaben – Umweltthemen für Schülerlabore & Co.« zu einem Erfahrungsaustausch in Osnabrück. In dem hochrangig besetzten Programm erfuhren sie beispielsweise vom Direktor am Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften in Kiel, Prof. Dr. Manfred Euler, von den Chancen der Schülerlabore für die Umweltbildung und erhielten vom Präsidenten des Wuppertal Instituts, Prof. Dr. Uwe Schneidewind, einen aktuellen Überblick über die Verknappung von Ressourcen, die Ressourceneffizienz als Produktivitätstreiber und die Chancen des Themas für den Unterricht.
Das Prinzip der Tagung bestand aus der Kombination aktueller Umwelttrends wie Nachhaltige Chemie, Energieeffizienz und zukünftige Energieversorgungsstrategien mit neuen didaktischen Fragestellungen. Letztere widmeten sich beispielsweise den Chancen der Optimierung von Motivations- und Lernerfolgen durch kontextbezogene Konzepte, Fragen-geleitetes-Lernen, problem- und lösungsbezogenes Lernen oder neuen Konzepten zur Ansprache von Kindern und Jugendlichen aus Familien mit geringem Bildungshintergrund. Abschließend informierte Referatsleiterin Ulrike Peters über die Fördermöglichkeiten der DBU. Anträge sollen bis Ende November eingereicht werden. Präsentationen unter: www.dbu.de/klugekoepfe
Naturschutz heute: Strategien und Ziele
Ganz im Zeichen des Naturschutzes steht das zweitägige Herbstsymposium der DBU am 25. und 26. November 2010. Führende Vertreter aus Naturschutz, Politik und Wissenschaft werden dazu in Benediktbeuern erwartet. Zum Auftakt spricht Bayerns Umweltminister Dr. Markus Söder. Hochrangig besetzt sind ferner zwei Podiumsdiskussionen, die am Freitag, 26. November stattfinden und die Zukunft des Naturschutzes in Deutschland beleuchten. Der Teilnehmerbeitrag beträgt 80,- Euro. Anmeldungen unter:
s.lohaus@dbu.de
Einzelheiten siehe: www.dbu.de/termine
Herausgeber:
Deutsche Bundesstiftung Umwelt DBU; An der Bornau 2, 49090 Osnabrück
Tel. 0541|9633-0, Fax 0541|9633-190, www.dbu.de
Redaktion:
Stefan Rümmele, Zentrum für Umweltkommunikation der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gGmbH ZUK, An der Bornau 2, 49090 Osnabrück, Tel. 0541|9633-962, Fax 0541|9633-990, zuk-info@dbu.de
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Dr. Markus Große Ophoff (ZUK)
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