DBU aktuell Nr. 09 | 2018

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

»Sie alle gehen neue Wege beim Umwelt- und Klimaschutz. Sie vollbringen dabei nicht nur Pionierleistungen, Sie zeigen Wege und Auswege, Perspektiven für eine bessere Zukunft. Und das ist unendlich wichtig in dieser Zeit voller Krisen, Umbrüche und Verunsicherung.« Mit diesen Worten würdigte Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier Arbeit und Einsatz der Preisträgerinnen und Preisträger des 26. Deutschen Umweltpreises der DBU. Vor rund 1 200 Festgästen – darunter der jordanische Botschafter Basheer Zoubi, der Parlamentarische Staatssekretär des jordanischen Wasserministeriums, Ali Subah, Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund und der frühere DBU-Umweltpreisträger und Bundesminister a. D. Prof. Dr. Klaus Töpfer – überreichte Steinmeier in Erfurt den höchstdotierten, unabhängigen Umweltpreis Europas an die Meeresbiologin Prof. Dr. Antje Boetius (Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremer­haven) und ein interdisziplinäres Abwasser-Expertenteam aus Leipzig mit Prof. Dr. Roland A. Müller, Dr. Manfred van Afferden, Dr. Mi-Yong Lee und Dipl.-Ing. Wolf-Michael Hirschfeld.

Die DBU betont mit der Auszeichnung die Bedeutung der Meere für Klima, Lebensvielfalt und Nahrungsversorgung und warnt vor Klima­wandel, Umweltverschmutzung und Überfischung. Gleichzeitig soll auch der weiteren Forderung der Vereinten Nationen (UN) Nachdruck verliehen werden, bis zum Jahr 2030 für die Weltbevölkerung sauberes Wasser zur Verfügung zu stellen und eine angemessene Sanitärversorgung für alle und damit deutlich bessere Lebensbedingungen zu gewährleisten.

Meeresschutz ist Klimaschutz

»Wasser ist Leben: Lebenselixier, Lebensmittel, Lebensfreude«, sagte Steinmeier. Daher freue er sich, den Deutschen Umweltpreis Wissenschaftlern zu überreichen, die sich mit dem Schutz von Wasser und den Meeren beschäftigten. In seiner Würdigung der Meeresbiologin Boetius zeigte der Bundespräsident auf, dass der Meeresschutz zugleich Klimaschutz ist: »Von Ihnen habe ich gelernt, dass Bakterien eine ganz wichtige Rolle beim Klimaschutz spielen. Sie bauen Methan ab, ein Treibhausgas, das am Grunde des Ozeans in großen Mengen vorkommt. Diese winzigen Organismen da unten tragen ganz entscheidend dazu bei, dass sich die Atmosphäre nicht noch schneller aufheizt.«

Leitthema der Forschungsarbeiten von Boetius ist die Rolle des Meeresbodens und seiner Bewohner im Ökosystem Tiefsee. Ihre meistzitierten wissenschaftlichen Veröffentlichungen befassen sich mit der marinen Mikrobiologie, speziell mit der sogenannten anaeroben Methanoxidation. Dabei geht es um das Erforschen von Mikroorganismen in der Tiefsee, die unter Ausschluss von Sauerstoff für den Abbau von Methan verantwortlich sind. Das Treibaus­potenzial von Methan ist 25-mal so hoch wie das von Kohlendioxid.

»Die Folgen des Klimawandels sind längst auf der ganzen Welt spürbar, und sie sind existenziell«, mahnte der Bundespräsident. Und fügte hinzu: »Und natürlich ist es fatal, wenn sich einer der größten Treibhausgasemittenten der Welt zurückzieht und die multilaterale Zusammenarbeit sogar insgesamt in Frage stellt. Und dennoch: Wir können und wir werden auch weiterhin Fortschritte machen, wenn wir mit all denen zusammenarbeiten, die weiterhin an multilaterale Lösungen glauben – und die gibt es in allen Teilen der Welt, auch in den USA!«

Dezentrales Abwassersystem als nachhaltige Lösung

Zusammenarbeit über Grenzen zwischen Ländern und Forschungsdisziplinen hinweg, dafür steht auch das Team um die Forschergruppe des Departments »Umwelt und Biotechnologisches Zentrum« des Helmholtz-Zentrums für Umwelt­forschung (Müller, van Afferden, Lee) und den Initiator des Bildungs- und Demonstrationszentrums für dezentrale Abwasserbehandlung, Hirschfeld. »Ihnen ist es gelungen, ein neues flexibles System zu entwickeln, mit dem Abwasser direkt vor Ort geklärt und dann zur Bewässerung verwendet werden kann. Dank Ihres dezentralen Systems wird Jordanien die Menge seines gereinigten Abwassers bis zum Jahr 2025 fast verdoppeln können«, zeigte sich Steinmeier begeistert.

In Jordanien gelang es, die bestehenden Systeme mit dezentralen, flexiblen Abwassersystemen zu ergänzen. Dadurch lässt sich das Abwasser am Entstehungsort behandeln und das Grundwasser vor Verunreinigungen schützen und so als Trinkwasserressource sichern. Bundespräsident Steinmeier verwies darauf, dass die Arbeit der Leipziger Abwasser-Experten viel dazu beitrage, dass Jordanien als eines der wasserärmsten Länder der Welt dem erklärten Ziel der Vereinten Nationen nach sauberem Wasser für alle näher komme, obwohl es durch den Krieg in Syrien mehr als 650 000 Menschen Zuflucht gegeben habe. »Dass Jordanien dennoch Hilfsbereitschaft zeigt, das ist eine Leistung, die gar nicht hoch genug zu schätzen ist«, so Steinmeier.

Als Mitglieder der Jury des Deutschen Umweltpreises gingen Prof. Dr. Heidi Foth, Direktorin des Instituts für Umwelttoxi­kologie an der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle, und Bettina Lorenz, Mitbegründerin des Vereins »Zukunft selber machen – Junge Nachhaltigkeits­ideen e. V.« und DBU-Promotionsstipendiatin, auf die Leistungen der Preisträger 2018 ein. Foth würdigte Boetius, weil es ihr gelinge, einen eigentlich sperrigen Forschungsgegenstand in die Gesellschaft hineinzutragen. Zu den Leipziger Preisträgern sagte Bettina Lorenz, sie hätten nicht nur die technologische Leistung zur Entwicklung der Abwassersysteme erbracht, sondern sie auch vor Ort eingesetzt, was für eine technologieorientierte Gruppe eher ungewöhnlich sei.

Deutliche Positionen der Preisträger

Die Preisträger selbst machten in Filmen, die während des Festaktes eingespielt wurden, und im Gespräch mit Moderatorin Judith Rakers ihre Positionen noch einmal deutlich. Antje Boetius sagte, die Tiefsee sei der größte belebte Raum der Erde, von dem aber erst weniger als der Bruchteil eines Prozentes überhaupt erforscht sei. »Während wir erst Entdecker sind, müssen wir schon die ganze Zeit Müll zählen«, berichtete Boetius von der zunehmenden Verschmutzung der Meere. Auf die Frage, was ihr im Zusammenhang mit den Klimaveränderungen am meisten Sorgen mache, antwortete sie: »Dass alles schneller ist, als unsere Erdsystemmodelle vorhersagen. Das schrumpft unseren Zeitraum, in dem wir noch handeln können.«

Roland Müller vom Leipziger Preisträger-Team wies darauf hin, dass weltweit etwa 90 Prozent des Abwassers nicht oder schlecht behandelt in die Umwelt entlassen würden. Deswegen müsse es das Ziel sein, den Anteil des geklärten, sauberen Wassers für die nächsten Generationen deutlich zu erhöhen. Müller zusammenfassend: »Wir können natürlich als Forscher nicht die Welt retten, aber ich denke, dass unsere Arbeiten gezeigt haben, wie man konkret Beiträge zum Ressourcen­schutz, zur Abwasserbehandlung leisten kann.«

Zu den Gratulierenden gehörten auch die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium und DBU-Kuratoriumsvorsitzende Rita Schwarzelühr-Sutter, die im Namen des DBU-Kuratoriums eine Erklärung für Vielfalt und Toleranz verlas, sowie DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. Musikalisch begleitet wurde die Preisverleihung von dem Berliner Quartett GlasBlasSing, das allein mithilfe von unterschiedlichen, mit Wasser gefüllten Flaschen musizierte – und damit seinen eigenen Weg zu Müllvermeidung und Recycling demonstrierte.

 

Weitere Informationen, Bilder, Videos und die Broschüre zum Umwelt­preis 2018 finden Sie auf der Umweltpreiswebseite oder in unserem flickr Album. Mehr zur Arbeit der Preisträgerinnen und Preisträger auch in DBU aktuell 07/2018.

Gemeinsame Freude über den Deutschen Umweltpreis (v.l.): DBU-Generalsekretär Alexander Bonde, DBU-Kuratoriumsvorsitzende Rita Schwarzelühr-Sutter, Prof. Dr. Antje Boetius, Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier, Prof. Dr. Roland A. Müller, Dr. Mi-Yong Lee, Dr. Manfred van Afferden, Wolf-Michael Hirschfeld und Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund.
© Deutsche Bundesstiftung Umwelt/ Peter Himsel
»Wasser ist Leben!« Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Festrede.
© Deutsche Bundesstiftung Umwelt / Peter Himsel
Die Mitglieder der Jury des Deutschen Umweltpreises, Prof. Dr. Heidi Foth (l.) und Bettina Lorenz (r.) im Gespräch mit Moderatorin Judith Rakers
© Deutsche Bundesstiftung Umwelt / Peter Himsel

Beim DBU-Symposium »Klimakonferenz in Katowice: Wie erreichen wir die Klimaziele?« am Vortag der DBU-Umweltpreisverleihung fand Prof. Dr. Ottmar Edenhofer klare Worte: »Deutschland ist kein Vorreiter mehr in der Klimapolitik. Wir sind die, die hinterherlaufen!« Mit einem Impulsvortrag und in der anschließenden Podiumsdiskussion plädierte der Direktor und Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) vor dem Hintergrund der im Dezember im polnischen Katowice stattfindenden UN-Klimakonferenz (COP 24) engagiert für ein konsequentes und schnelles Handeln beim Klimaschutz, um das 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen: »Wir müssen die Kohlendioxidemissionen sehr schnell absenken, wir brauchen schon im Jahr 2020 den Peak bei den Emissionen.« Als »sinnvollste Politik« bezeichnete Edenhofer in diesem Zusammenhang einen angemessenen Preis für CO2-Emissionen: »Eine Klimapolitik ohne CO2-Preis ist genauso ‚sinnvoll' wie eine moderne Medizin ohne Antibiotika. Antibiotika sind nicht alles, aber eine moderne Medizin ohne Antibiotika ist undenkbar!« Bis zum Jahr 2030 müsse der Preis pro Tonne CO2 auf 100 Dollar ansteigen. Aktuell liegt er im EU-Emissions­handel bei etwa 18 Euro. Darüber hinaus verwies Edenhofer darauf, dass der Sonderbericht zum 1,5-Grad-Ziel des Weltklimarates (IPCC) auch die hoch umstrittenen negativen Emissionstechnologien, also Technologien zum Rückholen von CO2 aus der Atmosphäre, als unabdingbar aufführt.

Als Teilnehmerin des Podiums nannte Prof. Dr. Sabine Schlacke, Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) Steuern und rechtliche Schritte als weitere Mittel zum Erreichen der Klimaziele: »Die internationale Gemeinschaft und auch die Europäische Union sind nicht in der Lage, effektive Maßnahmen und ambitionierte Ziele festzulegen. Klagen könnten einen Anstoß liefern.« Darüber hinaus forderte Schlacke, eine multidimensionale Gerechtigkeitsdebatte zu führen, die sowohl die Betroffenen von Klimaschutzmaß­nahmen als auch die von Klimafolgen sowie künftige Gene­rationen mit einbezieht.

»Dass wir vor Gericht gehen können, sollte nicht die Lösung sein«, sagte Johannes Oswald, Geschäftsführer der Oswald Elektromotoren GmbH. Der DBU-Umweltpreisträger des Jahrs 2017 argumentierte dafür, die Menschen über eine emotionale Ebene zu erreichen: »Der Mensch hat sehr viele positive Eigenschaften. Die müssen wir anzapfen, um die Klimaziele zu erreichen.« Für die Industrie forderte Oswald auch im Hinblick auf die Konferenz in Katowice: »Mein dringender Wunsch sind nicht detaillierte Beschlüsse, sondern ein großer Rahmen, in dem wir uns als Wirtschaft möglichst frei bewegen können. Dieser Rahmen kann ein CO2-Preis sein.«

Auch der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Bundes­verbandes der Deutschen Industrie e. V. (BDI), Holger Lösch, betonte: »Wir als BDI machen seit Jahren das Thema CO2-Preis immer wieder auf, weil der Wirtschaft eine Handels­lösung natürlich näher liegt als Ordnungspolitik oder Ordnungsrecht.« Eine wichtige Frage sah Lösch in den Bedingungen für ausländische Wettbewerber: »Laufen die anderen in Turnschuhen und wir in Bleischuhen? Daher würden wir die CO2-Bepreisung am liebsten gemeinsam mit unseren wichtigsten Partnern, Märkten und Konkurrenten machen.«

Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND) und ebenfalls DBU-Umweltpreisträger 2017, brachte den »Druck von der Straße« als weitere Anstoßmöglichkeit für Veränderungen in die Diskussion. »Ohne den läuft nichts. Je mehr Menschen sichtbar auf die Straße gehen, umso größer nicht nur die Berichte in den Medien, sondern umso mehr wird auch die Politik ermuntert, tatsächlich zu handeln.« Es sei notwendig, zu einer Konzeption zu kommen, die über Wahlperioden hinausgehe und die vor allem auch jungen Menschen eine Perspektive gebe, so Weiger.

In einem abschließenden Interview mit Moderator Gregor Steinbrenner von 3sat nano berichtete die DBU-Stipendiatin Ronja Ritthaler-Andree aus ihrer Promotion zum Thema »Klima­gerechtigkeit und internationale Klimaschutzpolitik: Die Verhandlungspositionen von USA, China und Indien«. Klima­gerechtigkeit würde von allen drei Ländern genannt, aber ein unterschiedliches Fazit daraus gezogen. Ritthaler-Andree sagte, es gehe ihr darum, Anknüpfungspunkte zu finden, um dazu beizutragen, die Klimaverhandlungen erfolgreicher zu machen.

Die Dokumentation zum Symposium findet sich hier sowie das Video im DBU-Youtube-Kanal.

 

Wie erreichen wir die Klimaziele? – Impuls von Prof. Dr. Ottmar Edenhofer (PIK)
© Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Diskutierte engagiert: Das Podium des DBU-Umweltpreissymposiums
© Deutsche Bundesstiftung Umwelt

Unter dem Titel »AQUA-AGENTEN« erkunden Grundschulkinder aus Hamburg bereits seit einigen Jahren spielerisch die Bedeutung von Wasser für Mensch, Natur und Wirtschaft. Nun weitete die Michael Otto Stiftung für Umweltschutz ihre bisherige Bildungsinitiative bundes­weit aus.

Das Bildungsprojekt AQUA-AGENTEN verwandelt das Klassenzimmer in eine Agenten-Ausbildungszentrale. Dabei dreht sich alles um den AQUA-AGENTEN-Koffer, denn der ist voll mit unterschiedlichen, spannenden Aufträgen, die es zu lösen gilt. So können die Kinder – je nach Interesse und Leistungsstand – aus einem vielfältigen Angebot auswählen. Zu jedem Auftrag gibt es zahlreiche Materialien – Comics, Weltkarten, Spiele, Hörspiele, Poster und mehr.

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) förderte die Ausweitung der Initiative auf weitere Bundesländer. Dafür wurde der Koffer inhaltlich vollständig überarbeitet, an die bundesweiten Bildungsstandards angepasst und vereinheitlicht. Gleichzeitig wurden neue Materialien und Aktionen über aktuelle und regionale Themen erarbeitet. Beispielhafte Inhalte sind die Bedeutung von Wasser in Produktionsprozessen von Gütern, ökologische Kreislaufsysteme oder der Wert der biologischen und kulturellen Vielfalt. Die jungen Schülerinnen und Schüler sollen ein Bewusstsein für das eigene Handeln und seine Konsequenzen entwickeln und motiviert werden, sich aktiv für eine lebenswerte Zukunft einzusetzen.

Weitere Informationen sowie die teilnehmenden Regionen finden Sie unter: www.aqua-agenten.de

DBU-AZ 33223

Aufträge aus der AQUA-AGENTEN-Zentrale lassen sich besonders gut in der Gruppe lösen
© AQUA-AGENTEN-Büro K.Angerer

Das Thema Mikroplastik wird inzwischen breit diskutiert und ist bereits seit dem Jahr 2014 Inhalt der beiden DBU-Stipendienprogramme. Seitdem wurden und werden sieben Promotionen und eine MOE-Stipendiatin aus Slowenien gefördert. Der dabei erzielte wissenschaftliche Erkenntnisgewinn zu Ökotoxizität, Vorkommen und Transport in Gewässern sowie möglichen Entfernungstechniken trägt zur besseren Bewertung der Umweltrelevanz der kleinen und kleinsten Plastikteilchen bei.

Die Hälfte der Promotionen beschäftigt sich mit möglichen ökotoxischen Effekten von Mikroplastik auf Miesmuscheln, Kleinkrebse und Frösche – Tiere aus Salz- und Süßwasser. Die jüngste, erst in diesem Jahr am Alfred-Wegener-Institut (AWI, Bremerhaven) begonnene Arbeit vergleicht die Wirkung von natürlichen Mikropartikeln, wie zum Beispiel Sandkörnern, mit der von Mikroplastik auf Nordseegarnelen und Miesmuscheln. Am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel wird seit Ende 2016 der zusätzliche Einfluss von Hitzestress und von am Plastik gebundenen Chemikalien untersucht, ebenfalls an der im Meer lebenden Miesmuschel. Mit zwei früher gestarteten Promotionen wurden Süßwasser-Organismen und ihre Reaktion auf Mikro­plastik an den Universitäten Bayreuth und Tübingen betrachtet.

Es ist jedoch nicht nur wichtig zu wissen, welche biologischen Auswirkungen menschengemachte Stoffe haben. Es werden auch Daten benötigt, wie, wohin und wie schnell sich die Substanzen bewegen und ob sie sich in bestimmten Hotspots ansammeln. Aktuell wird daher an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen zunächst im Labormaßstab untersucht, wie sich Mikroplastik im Wasser bewegt. Anschließend werden seine Transportwege in Fließgewässern modelliert. Ausgehend von der Analyse von Wasserproben aus der Nordsee wurde an der Jacobs Universität Bremen das Vorkommen von Mikroplastik in der Deutschen Bucht bereits abgebildet. Des Weiteren wird seit wenigen Monaten eine Technik zur Entfernung der Partikel aus Meerwasser – zur Gewinnung von mikroplastikfreiem Meersalz – am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) erarbeitet.

Weitere Informationen über die genannten Stipendien finden Sie in unserer Stipendien-Datenbank (Stichwort Mikroplastik).

Plastikmüll wird durch Wetter, Strömungen und Gezeiten zu Mikroplastik (unter 5 Millimeter) zerkleinert.
© G. Wahl - stock.abobe.com

Die Digitalisierung ist einer der Megatrends und Innovationstreiber des 21. Jahrhunderts und für alle Bereiche von Gesellschaft und Wirtschaft prägend. Dennoch kann sich ein Fünftel der Bundesbürger unter dem Begriff nichts vorstellen. So das Ergebnis der von der DBU bei der forsa Politik- und Sozialforschung GmbH, Berlin, in Auftrag gegebenen Umfrage »DBU-Umweltmonitor Digitalisierung«. Befragt wurden insgesamt 1 023 Bundesbürgerinnen und -bürger ab 14 Jahren im Zeitraum vom 10. bis 26. Oktober 2018.

Auch wenn sich 58 Prozent der Befragten schon einmal Gedanken gemacht haben, welche Folgen sich durch die Digitalisierung für die Umwelt ergeben könnten, bringt nur eine Minderheit der Bundesbürgerinnen und -bürger die Begriffe »Umweltbelastung« (31 Prozent) sowie »Umweltschutz (27 Prozent) mit der Digitalisierung in Verbindung. »Wir müssen Umweltschutz und Digitalisierung gemeinsam denken, nicht isoliert«, kommentierte DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. »Die Digitalisierung braucht einen ökologischen Rahmen: Dass allein das Erzeugen der digitalen Nischenwährung Bitcoins in diesem Jahr mehr Energie als das ganze Land Dänemark verbrauchte, ist inakzeptabel. Gleichzeitig ist das ökologische Potenzial der Digitalisierung für Energie- und Ressourceneinsparungen, neue Mobilitätskonzepte und moderne Produktions- und Arbeitsprozesse gigantisch.«

Die Aufgabe, dieses ökologische Potenzial zu heben, fällt nach Ansicht der Befragen Wirtschaft und Politik zu. 78 Prozent antworten, dass es in der Verantwortung der Hersteller und Anbieter liegt, ein Produkt oder eine Dienstleistung möglichst umweltverträglich herzustellen oder zu gestalten. »Als Deutsche Bundesstiftung Umwelt sehen wir durch die Digitalisierung insbesondere beim Mittelstand deutliche Potenziale für neue, umweltgerechte Produkte und Dienstleistungen«, sagte Bonde.

Die zukünftige Relevanz des Themas Umwelt und Digitalisierung wird als hoch eingeschätzt: Eine überwältigende Mehrheit (92 Prozent) quer durch alle politischen Lager hält es für wichtig oder sehr wichtig, dass sich Politik, Unternehmen und Gesellschaft künftig stärker mit den möglichen Folgen der Digitalisierung für die Umwelt beschäftigen. Bonde: »Es ist ermutigend, dass die Menschen über alle Parteigrenzen hinweg die Umweltauswirkungen der Digitalisierung für wichtig halten. Dem müssen jetzt aber über die Parteigrenzen hinweg auch Taten folgen.«

Wichtig erscheint dies auch im Hinblick auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt: Während junge, technikbegeisterte Umfrageteilnehmende mit einem höheren Haushaltsnettoeinkommen mehrheitlich meinen, der digitale Wandel bringe Chancen, so verbinden viele Befragte die Digitalisierung auch mit »Manipulation« (79 Prozent), »Verlust der Privatsphäre« (73 Prozent) und »Überforderung« (52 Prozent). Es bleibt daher eine große Aufgabe, alle Bürgerinnen und Bürger zu erreichen und ihnen eine Beteiligung an zukünftigen Entwicklungen zu ermöglichen.

Die DBU hatte den DBU-Umweltmonitor Digitalisierung in Auftrag gegeben, um mit Blick auf die Weiterentwicklung ihrer Förderarbeit mehr über die Sichtweisen und Bewertungen der Bundesbürgerinnen und -bürger zu erfahren.


Die Studie als Download: www.dbu.de/umweltmonitor

Das DBU-Engagement für Digitalisierung und Nachhaltigkeit beleuchtet die neue vierseitige DBU-Publikation »Digitalisierung«, Download unter: www.dbu.de/doiLanding1528.html.

Das 16-köpfige DBU-Kuratorium ist wieder komplett: Nach Zustimmung des Bundeskabinetts berief Bundesumweltministerin Svenja Schulze Mitte November in Berlin die Ministerialdirigentin im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Birgit Breitfuß-Renner (58), und Dr. Johannes Beermann (57), Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, in den DBU-Vorstand.

Die im rheinischen Eschweiler geborene Breitfuß-Renner ist seit Juli dieses Jahres Leiterin der Unterabteilung Umwelt und Lärmschutz im Bundesverkehrsministerium, in dem sie seit  Dezember 2009 verschiedene Unterabteilungen sowie das Ministerbüro geleitet hatte. Die Pädagogin war zuvor 18 Jahre in verschiedenen Funktionen in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion tätig, zuletzt als Persönliche Referentin des Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag.

Der aus dem westfälischen Emsdetten stammende Jurist Beermann ist seit Januar 2015 Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank. Er war von 1995 bis 1999 Staatsrat beim Senator der Finanzen in Bremen, von 1999 bis 2003 Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten in der hessischen Staatskanzlei und Bevollmächtigter des Landes Hessen beim Bund und von 2009 bis 2014 Staatsminister und Chef der Staatskanzlei des Freistaates Sachsen.

Neu ins Kuratorium der DBU berufen: Birgit Breitfuß-Renner, Ministerialdirigentin im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, und Dr. Johannes Beermann, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank.
© privat/Deutsche Bundesbank

Die DBU bezieht Stellung gegen Populismus, Gleichgültigkeit gegenüber Fakten, unverantwortliche Vereinfachungen und gezielte Tabubrüche und Eskalationen. Im Rahmen der Verleihung des Deutschen Umweltpreises der DBU in Erfurt gab die DBU-Kuratoriumsvorsitzende Rita Schwarzelühr-Sutter für das DBU-Kuratorium eine »Erklärung für Vielfalt und Toleranz« ab und sprach sich für eine offene Gesellschaft und Pluralismus aus. Wissenschaftliche Erkenntnisse, Argument und Gegenargument müssten die Verständigungsbasis der Gesellschaft bleiben – Menschlichkeit, Diversität, Toleranz und gegenseitiger Respekt ihre handlungsleitenden Werte.

Die DBU-Erklärung für Vielfalt und Toleranz findet sich hier.

Gab bei der Verleihung des Deutschen Umweltpreises der DBU die "Erklärung für Vielfalt und Toleranz" ab: DBU-Kuratoriumsvorsitzende Rita Schwarzelühr-Sutter.
© Peter Himsel / www.himsel.de

Der in Europa extrem trockene und heiße Sommer 2018 war ein weiteres Mosaiksteinchen im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Das macht Klimaforscher Prof. Dr. Mojib Latif, Leiter der Forschungseinheit Maritime Meteorologie am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und Träger des Deutschen Umweltpreises der DBU in einer neuen DBU-Fachinformation „Klimaschutz“ deutlich.

DBU-Generalsekretär Alexander Bonde stellte das Positionspapier Anfang November in Berlin bei einem parlamentarischen Abend zur UN-Klimakonferenz COP 24 im Beisein von Latif und der DBU-Kuratoriumvorsitzenden Rita Schwarzelühr-Sutter vor. „Wir benötigen radikale Veränderungen, um das Ziel von Paris noch zu erreichen: hauptsächlich im Energiebereich, aber auch im Verkehrs- und Agrarsektor“, stellte Latif im Fachinfo-Interview mit Blick auf die Klimaschutz-Vereinbarungen der Vereinten Nationen (UN) aus dem Jahr 2015 in Paris heraus.

Die DBU sieht ihre Rolle darin, insbesondere die mittelständische Wirtschaft bei der Entwicklung von Innovationen für den Klimaschutz fachlich und finanziell zu fördern. Ob Erneuerbare Energien, Quartiersentwicklung, Bauen, Mobilität oder Klimaanpassung – in all diesen Bereichen setzt die Förderung der DBU Impulse über innovative und modellhafte Projekte mit Blick auf Energieeffizienz, Klima- und Ressourcenschonung.


Die DBU-Fachinformation „Klimaschutz“ zum Download

DBU-Pressemeldung zum Thema

Im Rahmen eines parlamentarischen Abends in Berlin stellten Klimaforscher Prof. Dr. Mojib Latif (r.) und DBU-Generalsekretär Alexander Bonde die DBU-Fachinfo "Klimaschutz" vor. An der Gesprächsrunde zum Thema Klimaschutz beteiligten sich unter anderem Christiane Wodtke (2.v.r.), Geschäftsführerin der Wodtke GmbH und Mitglied der Jury des Deutschen Umweltpreises, und DBU-Kuratoriumsvorsitzende Rita Schwarzelühr-Sutter.
© Deutsche Bundesstiftung Umwelt

»Wie schaffen wir es, die Chancen der Digitalisierung für positive ökologische Effekte zu nutzen und die Risiken im Blick zu behalten? Für die DBU geht es darum, wie digitale Produktions-, Geschäfts- und Informationsprozesse genutzt werden können, um so zu wirtschaften, dass die natürlichen Lebensgrundlagen geschont und die ökologischen Belastungsgrenzen des Planeten nicht überschritten werden«, beschreibt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde die Herausforderungen, die aus den neuen digitalen Technologien entstehen. Das DBU-Engagement für Digitalisierung und Nachhaltigkeit beleuchtet die neue vierseitige DBU-Publikation „Digitalisierung. Hier geht es zum Download.

 

Im Jahr 2019 kooperiert die DBU mit der re:publica, der größten Konferenz zu den Themen der digitalen Gesellschaft in Europa. Schon jetzt hat der Call for Participation (CfP)  für diese 13. re:publica vom 6. bis 8. Mai 2019 Berlin begonnen. 

Jede und jeder kann teilnehmen und zum Programm der #rp19 beitragen. Gesucht werden Vorträge, Panels, Workshops, Installationen, Ausstellungen, Performances darüber, wie die Digitalisierung die Gesellschaft verändert. Weitere Informationen zur Bewerbung finden sich hier, in den FAQs zur re:publica und in den Session Guidelines.

Die Deadline für die Einreichung zum CfP endet am 16.12.2018, 23:59 Uhr MEZ.

Wir als DBU freuen uns, wenn Sie partizipieren. Informieren Sie uns gern über Ihren geplanten Beitrag unter m.grosse-ophoff@dbu.de

Die internationale Plattform "Start Up Energy Transition" (SET), etabliert von der Deutschen Energieagentur dena in Kooperation mit dem World Energy Council (WEC), unterstützt Innovationen im Energiewendeprozess und umfasst den jährlichen SET Award und das SET Tech Festival.

Der Start Up Energy Transition (SET) Award ist ein globaler Wettbewerb, der die vielversprechendsten Start-ups weltweit auszeichnet, die an Ideen für den globalen Energiewandel und den Klimawandel arbeiten.  Noch bis zum 31. Januar 2019 können sich Start-ups in fünf Kategorien bewerben.

Bewerben Sie sich und erhalten Sie die Chance, beim SET Tech Festival am 09.04.19 in Berlin zu punkten, werden Sie mit dem World Energy Council als weltweit führendes Start-up-Unternehmen ausgezeichnet, gewinnen Sie Preisgelder und mehr! Den Top-100-Start-ups des diesjährigen SET-Awards wird während des World Energy Congress in Abu Dhabi im September 2019 eine kostenlose Reise und ein Showcase-Slot angeboten.

Mehr dazu unter: https://www.startup-energy-transition.com/award/

Digitale Technologien transformieren die Wirtschaft – wie können Unternehmen sich fit für die Zukunft machen und zur Nachhaltigkeit beitragen? Antworten gibt es beim Jahreskongress der Kompetenzplattform nachhaltig.digital am 20. März 2019, 10:00 bis 16:30 Uhr im DBU Zentrum für Umweltkommunikation, Osnabrück.


Mehr dazu unter: https://nachhaltig.digital/jahreskongress

Herausgeber
Deutsche Bundesstiftung Umwelt DBU
An der Bornau 2
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Fax 0541|9633-190
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Redaktion
Verena Menz, Birte Kahmann, Dr. Kathrin Schmidt
DBU Zentrum für Umweltkommunikation
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Tel. 0541|9633-962
Fax 0541|9633-990

Verantwortlich
Prof. Dr. Markus Große Ophoff

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