Osnabrück. Die berufliche Bildung spielt eine entscheidende Rolle auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung. Denn nur mit kompetenten Fachkräften können nachhaltig ausgerichtete Innovationen in Wirtschaft und Gesellschaft gelingen. – Mit dieser übereinstimmenden Aussage eröffneten heute Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), und Prof. Dr. Reinhold Weiß, Forschungsdirektor des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), die gemeinsame Tagung „Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung: Perspektiven und Strategien 2015+“ in Osnabrück. Mehr als 150 Akteure aus allen Bereichen der Berufsbildung folgten der Einladung von DBU und BIBB und diskutieren bei der zweitägigen Veranstaltung aktuelle Herausforderungen und Perspektiven für das neue Weltaktionsprogramm „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ der Vereinten Nationen (United Nations, UN).
Vielfältige Bildungsformate zu Klimaschutz, Ressourcenschonung oder fairem Handel in der Arbeitswelt erarbeitet
Ausgangspunkt hierfür sind die Ergebnisse der zurückliegenden UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (2005 – 2014). In über 200 ausgezeichneten Projekten und Maßnahmen sind in den letzten zehn Jahren vielfältige Bildungsformate, Curricula, Lehrmaterialien und mehr zu Klimaschutz, Ressourcenschonung oder fairem Handel in der Arbeitswelt erarbeitet und umgesetzt worden. Mit dem jetzigen Ziel „Vom Projekt zur Struktur“ sollen diese weiterentwickelt und strukturell in der Berufsbildung verankert werden, so BIBB und DBU.
Neue und hohe Anforderungen an berufliches Handeln
Angesichts von Energiewende, neuen Mobilitätskonzepten und Urbanisierung oder auch Industrie 4.0 würden neue und hohe Anforderungen an berufliches Handeln gestellt. „Konkret gefragt sind sowohl fachliche als auch übergreifende Kompetenzen wie Entscheidungsfindung in unsicheren Situationen oder partizipatives Handeln in kollaborativen Strukturen. So müssen beispielsweise Handwerker im Baubereich moderne Technologien der Energieeffizienz nicht nur fachgerecht einsetzen können, sondern auch an den jeweiligen Schnittstellen mit den anderen beteiligten Gewerken abstimmen und in Beratung mit den Kunden kostengünstige sowie nutzerorientierte Lösungen finden“, führte DBU-Generalsekretär Bottermann aus.
Rückbau der fossilen Industrie und Aufbau einer regenerativen Wirtschaft im Sinne der Kreislaufwirtschaft bewältigen
Notwendig seien qualifizierte Beschäftigte, die in der Lage sind, die erforderlichen Maßnahmen zum Rückbau der fossilen Industrie und den Aufbau einer regenerativen Wirtschaft im Sinne der Kreislaufwirtschaft zu bewältigen. Der Strukturwandel beinhalte, dass es unter Berücksichtigung von Zukunftstrends wie Digitalisierung und Automatisierung Anpassungen der beruflichen Qualifikationen mit dem Fokus auf nachhaltigkeitsorientierte Kompetenzen geben müsse.
"Aus der abstrakten Idee müssen konkrete berufliche Kompetenzen entstehen können"
„Nachhaltige Entwicklung muss für die einzelnen Berufsfelder anhand der konkreten Arbeits- und Geschäftsprozesse definiert werden, damit aus der abstrakten Idee konkrete berufliche Kompetenzen entstehen können. Nachhaltigkeit als Teil der beruflichen Identität ist eine gute Grundlage, auf der die Fachkräfte von morgen in ihrem beruflichen Handeln Verantwortung für die Zukunft übernehmen können“, betonte BIBB-Forschungsdirektor Weiß.
Konkrete Projekte werden präsentiert
Die Fachtagung findet heute und morgen im DBU-Zentrum für Umweltkommunikation in Osnabrück statt. Im Mittelpunkt stehen dabei auch die Präsentationen konkreter Projekte. So stellt zum Beispiel Rainer Nitsche, Beigeordneter der Stadt Magdeburg, die Strategie „Green Cities, Green Industries, Green Jobs Magdeburg“ vor. Zwei mittelständische Unternehmen – die Meyer-Gruppe aus Ganderkesee sowie das LWL-Klinikum aus Münster – zeigen, wie sie nachhaltige Entwicklung in ihren Unternehmen und bei der Ausbildung ihrer Auszubildenden umsetzen. Walter Hirche, Präsident der Deutschen UNESCO-Kommission, gibt einen Ausblick auf das neue Weltaktionsprogramm „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, und die Bundesministerien für Bildung und Forschung (BMBF) sowie für Arbeit und Soziales (BMAS) präsentieren ihre entsprechenden Förderprogramme.
Zum Hintergrund:
Die Tagung stützt sich auf die Ergebnisse der Arbeitsgruppe „Aus- und Weiterbildung“ im Rahmen der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ und greift deren Forderungen auf, die in dem Strategiepapier „Vom Projekt zur Struktur“ niedergelegt wurden: