Wissen, wo Wald wächst – Analyse auf DBU-Naturerbeflächen abgeschlossen

Forsteinrichtung zeigt: 75 Prozent der stiftungseigenen Wälder im Kyffhäuserkreis sind naturnah
Die DBU-Naturerbefläche Bendeleber Wald ist 417 Hektar groß und wurde als Standortübungsplatz Sondershausen militärisch genutzt, bevor sie vom DBU Naturerbe übernommen wurde. Im Wald soll sich ein naturnaher Laubmischwald mit Bäumen unterschiedlichen Alters langfristig ohne Einfluss der Menschen natürlich entwickeln.
© Matthias Brehm/Bundesforst

Sondershausen/Bad Frankenhausen. Mit Luftbildkarten vom Wald ausgestattet waren die Mitarbeitenden der Firma Giscon viele Wochen auf den DBU-Naturerbeflächen Östliche Hainleite und Bendeleber Wald unterwegs. Im Auftrag der gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) haben sie den Wald kartiert, Baumhöhen und Durchmesser notiert, die Zusammensetzung der Baumarten und ihr Alter aufgenommen. Jetzt sind die sogenannten Forsteinrichtungen abgeschlossen. „Mit dieser Ist-Erfassung der Wälder bekommen wir wichtige Daten, um Maßnahmen für die nächsten Jahre zu planen“, erläutert Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe.

DBU-Naturerbeflächen sind dem Naturschutz gewidmet

Seit der Übernahme durch das DBU Naturerbe 2008 sind der etwa 417 Hektar (ha) große Bendeleber Wald und die etwa 450 ha große Östliche Hainlaite dem Naturschutz gewidmet. Zuvor wurden die zwei Flächen militärisch genutzt als Standortübungsplatz Sondershausen (Bendeleber Wald) und als Standortübungsplatzes Bad Frankenhausen (Östliche Hainleite). „In den Wäldern haben wir uns mit der Übertragung verpflichtet, die teils noch monotonen Nadelholzbestände zu naturnahen Laubmischwäldern zu entwickeln und sie dann aus der Nutzung zu nehmen“, so Belting. Schließlich sei eins der erklärten Ziele auf allen Flächen des bundesweit rund 164.000 ha großen Nationalen Naturerbe, die Wälder langfristig sich selbst zu überlassen und dort im Sinne der Nationalen Biodiversitätsstrategie natürliche Entwicklungen ohne menschliche Eingriffe zuzulassen.

Wie auf allen DBU-Naturerbeflächen verbleibt Totholz auch in der Östlichen Hainleite als selten gewordener Lebensraum im Wald. Das etwa 450 Hektar große Areal kennen viele noch als Standortübungsplatzes Bad Frankenhausen.
© Tobias Leikauf/DBU Naturerbe

Rund 30 Prozent der Waldfläche ist bereits naturnah und wird sich selbst überlassen

Auf der DBU-Naturerbefläche Bendeleber Wald wachsen mit 91 Prozent überwiegend Laubbäume, vor allem die Trauben-Eiche. 346 ha, etwa 75 Prozent, sind bereits so naturnah entwickelt, dass die Flächeneigentümerin dort bereits heute die forstliche Nutzung eingestellt hat. „Naturnah bedeutet, dass wir einen Laubmischwald vorfinden, in dem Bäume mit unterschiedlichen Altersklassen wachsen. Auch alte Bäume oder solche mit besonderen Habitaten wie Spechthöhlen werden nicht entnommen“, erläutert Belting. In der Östlichen Hainleite ist der Laubholzanteil mit 97 Prozent noch höher. Es dominiert die Rotbuche. 330 ha, auch etwa 75 Prozent, werden schon sich selbst überlassen. „Natur Natur sein lassen – darum geht es. Wir gewinnen wichtige Erkenntnisse, wenn wir den Wald in einem Zustand frei von menschlichem Einfluss beobachten. Der sogenannte Prozessschutz ist aber vor allem eine Naturschutzstrategie, damit sich Lebensräume für viele bedrohte Tiere und Pflanzen verbessern“, sagt Belting. Dadurch würden vor allem Arten profitieren, die von hohen Totholzanteilen und späten Baum-Altersstufen abhängig sind. „In den meisten Wäldern in Deutschland finden wir keine uralten Bäume und nur wenig Totholz, weil das Holz forstwirtschaftlich genutzt wird. Bei uns dürfen die naturnahen Waldabschnitte alt werden“, betont die Fachliche Leiterin. Insgesamt haben die Wälder die vergangenen trockenen Jahre gut überstanden, Schäden halten sich in Grenzen.

Buchen werden Eichen verdrängen

Im Kyffhäuserkreis hat das DBU Naturerbe als gemeinnützige Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) zwei ehemalige Standortübungsplätze vom Bund übernommen und dem Naturschutz gewidmet. In der Östlichen Hainleite und im Bendeleber Wald sollen sich die Wälder langfristig natürlich entwickeln.
© DBU Naturerbe

Bei ihrer Kartierung verglichen die Giscon-Mitarbeitenden die Zusammensetzung in drei Altersgruppen: Den Hauptbestand mit älteren rund 30 Meter hohen Bäumen, den Unterstand mit etwa 15 bis 20 Meter hohen Exemplaren sowie die Verjüngung mit Sämlingen und aufwachsenden Bäumen. Im Bendeleber Wald sind Eichen im Hauptbestand prägend, in der Verjüngung sind es vor allem Buchen. „Das ist typisch in Deutschland. Wenn wir nicht weiter eingreifen, haben es Eichenwälder schwer, sich zu behaupten“, bestätigt Dr. André Kopka, Leiter IT- und GIS-Koordination im DBU Naturerbe, der die Forsteinrichtungen betreut hat. Auch in der Östlichen Hainleite werden die Buchen die Eichen verdrängen. „In den Wäldern wird sich das Bild aber nicht schnell ändern. Förster rechnen in Generationen “, so Kopka.

Spezielle Waldbilder bleiben pflegeintensiv

Wer denkt, auf den DBU-Naturerbeflächen wird es irgendwann gar keinen Maschineneinsatz mehr geben, der irrt: Sowohl auf den Wiesen und rund um Gewässer sei kontinuierliche Arbeit wichtig. „Es gibt zudem auf beiden Flächen Wald, den wir langfristig weiter pflegen werden“, ergänzt Kopka. So gewährleiste das DBU Naturerbe mit Hilfe des Bundesforstbetriebs Thüringen-Erzgebirge beispielsweise die Verkehrssicherung von Wegen und Waldrändern und pflege europäisch geschützte Lebensraumtypen. In der Östlichen Hainleite möchte das DBU Naturerbe mit einem sogenannten Mittelwald eine alte Waldbewirtschaftungsform wiederbeleben und pflegen. Ein Mittelwald besteht aus zwei Baumschichten, der Oberschicht aus Eichen und Buchen, deren Früchte für die Schweinemast genutzt wurden, und dem Unterholz, das etwa alle 20 Jahre flächig beispielsweise als Brennholz geerntet wurde. „Ungeachtet der historischen Bedeutung bilden Mittelwälder besondere Biotope, die für den Schutz der biologischen Vielfalt erhaltenswert sind“, betont Kopka.

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