„Wildkatze braucht eine Zukunft durch mehr Schutz ihrer Kernlebensräume“

Deutschlandweiter Aktionsplan soll Tierbestände wieder vereinigen – Viele Einzelmaßnahmen – DBU fördert

Frankfurt. „Die Wildkatze braucht eine Zukunft in unserem Land durch mehr Schutz ihrer Kernlebensräume in Deutschlands Wäldern!“ Das erklärte Hubert Weinzierl, Vorsitzender des Kuratoriums der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), heute in Frankfurt anlässlich der Vorlage eines Aktionsplanes für die Wildkatze in Deutschland. Neben strengen Schutzmaßnahmen gelte es, die vorhandenen und zum Teil isolierten Wildkatzen-Bestände wieder so zu vereinigen, dass es zu einer ungehinderten Fortpflanzung zwischen den Hauptvorkommen in West- und Mitteldeutschland kommen könne, so Weinzierl weiter. Der Wildkatzenaktionsplan sieht umfangreiche Einzelmaßnahmen vor wie sichere Querungshilfen und Leitsysteme an Straßen und für Landwirtschaftsflächen für wandernde Tiere und soll alle fünf Jahre auf seine Wirksamkeit hin überprüft und entsprechend angepasst werden.

Verschiedene Teilschritte zum Erreichen des Zieles

Der Aktionsplan benennt daher zum Erreichen dieses Oberziels folgende Teilschritte als Priorität:
• Sicherung und Vernetzung bestehender Wildkatzenvorkommen durch
Schutz der Kernlebensräumen in den Hauptverbreitungsgebieten insbesondere Pfälzerwald, Bienwald, Hunsrück, Taunus, Eifel Rothaargebirge, Harz, Kellerwald, Hainich;
• Schutz und Aufwertung des Lebensraumes durch verbesserten Wildkatzenschutz in den Verbindungsbereichen wie etwa dem nordhessisches Bergland, Südharz, Hainleite, Hohe Schrecke und Finne, Kyffhäuser, Solling, Kaufunger Wald, Thüringer Wald, Meißner, Ringgau, Vogelsberg, Rhön, Spessart, Odenwald, Steigerwald, Vorderer Bayerischer Wald und Schwarzwald;
• Aufhebung trennender Wirkungen von Verkehrswegen oder Verbesserung der Biotopstrukturen in den Landwirtschaftflächen, so dass sie kein Querungshindernis für Wildkatzen darstellen und somit zur verbesserten Landschaftsdurchlässigkeit für die Wildkatze beitragen;
• Monitoring der Wildkatzenbestände in Deutschland zur Erkennung positiver oder negativer Entwicklungstrends;
• Verringerung der Zahl toter Tiere im Straßenverkehr; hierzu sind in ausreichendem Maße Über- und Unterführungen zu planen und Leitsysteme, die wandernde Wildkatze zu diesen sicheren Querungshilfen leiten;
• Verbesserung der Kenntnisse zur Biologie und Ökologie der Wildkatze;
• Verbesserung von Kenntnis, Popularität und Akzeptanz des Wildkatzenschutzes;
• Verhinderung der Kreuzung von Wildkatzen mit Hauskatzen;

Zielart für intakte und vernetzte Waldlebensräume in Deutschland möglichst wirksam schützen

Ferner sollen Referenzgebiete ausgewiesen werden, in denen die ungestörte Entwicklung von Wildkatzen beobachtet werden kann, um daraus Schlüsse für weitere lebensraumverbessernde Maßnahmen ziehen zu können. Mit Förderung der DBU und der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) arbeitet der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) seit Jahren an einem Rettungsnetz für die Wildkatze. Im Rahmen eines internationalen Wildkatzen-Symposium 2008 mit dem Titel „Zukunft der Wildkatze in Deutschland“ auf Schloss Wiesenfelden hatten die Beate und Hubert Weinzierl Stiftung, die DBU und die ZGF zusammen mit zahlreichen Experten den derzeitigen Wissenstand zur Wildkatze in Deutschland zusammengetragen. Im Nachgang zur Tagung wurde nun auf der Basis aktueller Erkenntnisse, mit breiter Beteiligung zahlreicher Fachleute, ein Aktionsplan zum Schutz der Wildkatze in Deutschland erarbeitet. Er benennt sehr konkrete Ziele und Maßnahmen, um die Wildkatze als Zielart für intakte und vernetzte Waldlebensräume in Deutschland möglichst wirksam zu schützen. Damit liefert der Aktionsplan das nötige „Handwerkszeug“, um lokal, regional und national wirksame Schutzmaßnahmen umzusetzen – für einen Biotopverbund, welcher der ganzen Wald-Lebensgemeinschaften dient.

Wildkatze erst in letzten Jahren in Interesse des Naturschutzes gerückt

Wildkatzen sind schwer nachzuweisen – sie leben heimlich und lassen sich in freier Wildbahn optisch nicht sicher von wildfarbenen Katzen unterscheiden, erläuterte Wolfgang Fremuth von der ZGF: „Sie galten bisher aufgrund ihrer Lebensweise in vielen Waldgebieten Deutschlands als ausgestorben, verschwunden oder schlicht als unbekannt. Erste Wiederansiedlungen in Deutschland liegen 30 Jahre zurück.“ Doch erst in den letzten Jahren sei die Wildkatze verstärkt in das Interesse des Naturschutzes gerückt: Forschungs- und Schutzprojekte hätten neue Erkenntnisse zur Verbreitung, Ökologie und Gefährdung der Wildkatze gebracht. Die Fauna, Flora und Habitat-Richtlinie der EU fordert ihren konsequenten Schutz.

Tagungsband im Buchhandel erhältlich

Der Tagungsband mit Aktionsplan für die Wildkatze mit den Titel „Zukunft der Wildkatze in Deutschland“ ist erschienen im Erich Schmidt Verlag (Berlin), ausgestattet mit Farbabbildungen und einer CD mit umfangreichen Zusatzinformationen, und kann über den Buchhandel bezogen werden (ISBN 978 3 503 11659 1).

Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 26757): Wolfgang Fremuth, Zoologische Gesellschaft Frankfurt, Telefon: 069/94344633, Telefax: 069/439348.

Präsentierten den Wildkatzenaktionsplan (v.l.): Prof. Dr. Eckhard Jedicke, Verein Rhön-Natur, Dr. Volker Wachendörfer von der DBU und DBU-Kuratoriumsvorsitzender Hubert Weinzierl, Wolfgang Fremuth, Zoologische Gesellschaft Frankfurt und Dr. Burkhard Vogel, Geschäftsführer des BUND-Landesverbandes Thüringen.
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Wildkatzen sollen sich in Deutschland in ihren ursprünglichen Lebensräumen bald wieder heimisch fühlen.
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