Osnabrück. In der Bevölkerung besteht eine zunehmende Verunsicherung und Besorgnis über gesundheitliche Auswirkungen von Umweltbelastungen insbesondere auf Kinder. Die für Eltern und Kinderärzte verfügbaren Informationen sind lückenhaft und zerstreut. Um diesem Mißstand zu begegnen, beschloß das Kuratorium der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) unter Vorsitz von Bundesbankpräsident Dr. Hans Tietmeyer, den weiteren Aufbau der Dokumentations- und Informationsstelle für Umweltfragen (DISU) in Osnabrück zu fördern. Nachdem im vergangenen Jahr die technischen Voraussetzungen für die Einrichtung der DISU mit rund 222.000 Mark unterstützt wurden, steht bei der jüngsten Bewillung der Bundesstiftung in Höhe von 459.000 Mark die Förderung der inhaltlichen Arbeit der Dokumentationsstelle im Vordergrund. Generalsekretär Fritz Brickwedde begrüßt das Projekt: "Es wird den Standard der Umweltmedizin und Umweltpolitik im kommenden Jahrzehnt mitbestimmen."
Klarheit durch strukturierte Informationen zur Umweltmedizin
Die b>Akademie für Kinderheilkunde und Jugendmedizin e.V. (Köln) - ein Verbund der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde, des Berufsverbandes der Kinderärzte Deutschlands und der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie - baut seit 1992 die DISU auf. Eine Grundausstattung mit Sachmitteln, Literatur und Software wurde in den Räumen des Kinderhospitals Osnabrück untergebracht. Im Rahmen eines Pressegesprächs anläßlich einer zweitägigen Tagung der umweltmedizinischen Beratungsstellen, die am Freitag in Osnabrück endet, erläuterten Professor Dr. Karl Ernst von Mühlendahl, Chefarzt des Kinderhospitals in Osnabrück und Leiter der DISU, sowie Brickwedde die Bedeutung der DISU bei der Umsetzung des obengenannten Zieles. Zu den Aufgaben der DISU gehöre unter anderem das Sichten und Zusammenstellen von Literatur und die Bereitstellung von Informationen in Form von Publikationen. Die Einrichtung erteile ferner individuelle Auskünfte und unterstütze die Arbeit der Kommission für Umweltfragen der Akademie für Kinderheilkunde und Jugendmedizin.
Vor dem Hintergrund eines wachsenden Informationsbedürfnisses und der sich häufig widersprechenden öffentlichen Erkenntnisse erweise sich ein seriöses umweltmedizinisches Informationssystem als unbedingt notwendig. Dieses solle nicht nur den Kinderärzten als vorrangigen Ansprechpartnern zur Verfügung stehen, sondern ebenso Fachkollegen, Verbänden, den Medien und anderen Interessierten.
DISU hilft Ärzten aus gutachterlichen Nöten
Eine gravierende Folge fehlender Informationssysteme ist nach Angaben der Stiftung, daß berufsständische und wissenschaftliche Organe der Kinderärzte bislang nur unter größten Schwierigkeiten in der Lage waren, sachlich begründete Stellungnahmen zu Umweltfragen abzugeben. Das gelte auch für andere Arztgruppen. Die DISU habe bereits in den vergangenen drei Jahren einen erheblichen Beitrag zur Vermittlung entsprechender Informationen leisten können. Bereits in der Anfangszeit wurde die Einrichtung in hohem Maße unter anderem von Ärzten, Kliniken und Behörden angenommen. Als besonders nützlich und wirksam habe sich die Einrichtung des Umweltmedizinischen Informationszentrums auf der Basis einer Computer-Mailbox erwiesen. Die meisten deutschen umweltmedizinischen Beratungsstellen, Institute des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes, zahlreiche Gesundheitsämter, universitäre Einrichtungen und viele niedergelassene Ärzte seien dem Umweltmedizinischen Informationszentrum angeschlossen.