Osnabrück. Mit großer Trauer hat die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) auf den Tod von Bernhard Oswald reagiert. Der frühere Gesellschafter und Geschäftsführer des Unternehmens Oswald Elektromotoren GmbH im bayrischen Miltenberg wurde 2017 zusammen mit seinem Sohn Johannes in Braunschweig mit dem Deutschen Umweltpreis der DBU ausgezeichnet. „Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen“, sagte DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. „Bernhard Oswald hat mit seinem mittelständischen Betrieb die Antriebstechnik revolutioniert.“ Der Diplom-Ingenieur verstarb im Alter von 93 Jahren.
Elektromotoren ohne Getriebe entwickelt
Bonde würdigte den Verstorbenen als „Pionier, der mit technologischer Innovation mehr Energieeffizienz bei elektrischen Antrieben für Industrieanlagen ermöglicht und mit seinem Unternehmen zugleich den Wirtschaftsstandort Deutschland gestärkt hat“. Die DBU hatte seinerzeit den Deutschen Umweltpreis an die Oswalds unter anderem deshalb verliehen, weil die von ihnen entwickelten Elektromotoren ohne Getriebe auskommen – was nicht nur die Energieeffizienz, sondern auch die Produktivität von Anlagen wie industrielle Zerkleinerer und Pressen steigert: Die Motoren benötigen kein Getriebeöl, verbrauchen weniger Energie und sind zudem leise. Bonde betonte zugleich Oswalds Wirken über das unternehmerische Engagement hinaus: „In Erinnerung bleiben wird auch sein außergewöhnliches bürgerschaftliches Engagement. Dazu gehören sein Einsatz im Bund katholischer Unternehmer, im Misereor-Unternehmerforum und bei ,Jugend forscht‘ sowie als Lehrbeauftragter an Schulen und Fachhochschule.“ Für seine Verdienste wurde Bernhard Oswald unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse geehrt.
Familienbetrieb in vierter Generation
Der am 22. Oktober 1930 geborene Oswald wuchs im bayerischen Miltenberg auf. Sein Berufsleben als Ingenieur startete er nach einem Studium der Elektrotechnik Mitte der 1950er-Jahre bei Siemens in Nürnberg, bevor 1959 der Wechsel an das Max-Planck-Institut für Physik und Astrophysik in München erfolgte. Die wissenschaftliche Laufbahn endete 1970, weil Oswald ins 1909 gegründete Familienunternehmen Karl Oswald & Sohn einstieg und dort alsbald die Führung übernahm. Zwölf Jahre später folgte der nächste Schritt: die Gründung der Oswald Elektromotoren GmbH. Der Familienbetrieb wird mittlerweile von Sohn Johannes in vierter Generation fortgeführt.
„Spitzentechnologie für mehr Umweltschutz“
Noch unter der Führung von Bernhard Oswald hatte sich der Betrieb den Ruf als „hidden champion“ für sogenannte drehzahlvariable Elektromotoren erworben – und wurde recht bald als Hightech-Unternehmen zu einem Weltmarktführer auf dem Gebiet. Kern des Erfolgs war die Idee, als Hauptantrieb Torquemotoren in der Direktantriebstechnik einzusetzen. Torque ist der englische Fachbegriff für Drehmoment. Der Vorteil im Vergleich zu mechanischen und hydraulischen Antrieben: der Einsatz von Getriebeöl entfällt, die Maschinen werden leichter, sind platzsparender und verursachen geringere Betriebskosten. Vor allem können sie den Energieverbrauch um bis zu 50 Prozent senken. „Das ist echte Spitzentechnologie für mehr Umweltschutz“, so DBU-Generalsekretär Bonde.
Supraleitung als neues Forschungsfeld
Auch nach Übertragung des operativen Geschäfts an seinen Sohn Johannes blieb Bernhard Oswald ein Forschergeist: Er widmete sich zunehmend Projekten zur sogenannten Supraleitung, veranstaltete zum Thema auch mehrere internationale Konferenzen. Das Miltenberger Unternehmen hat sich auch auf diesem Feld internationales Renommee erworben. Supraleitende Bänder könnten künftig noch leistungsfähigere Antriebe ermöglichen. Eine Vision: hybride Verkehrsflugzeuge mit supraleitenden Synchronmotoren als Antrieb, um so den Energieverbrauch erheblich zu senken.