Hamburg. Wenige Tage vor dem Hamburger G20-Gipfel hat heute ein Netzwerk internationaler Stiftungen an die deutsche G20-Präsidentschaft unter Kanzlerin Angela Merkel appelliert, dass ambitionierter Klimaschutz und Nachhaltige Entwicklung zur Kernaufgabe der G20 wird. Notfalls solle dies auch ohne die Zustimmung von US-Präsident Trump durchgesetzt werden.
„Das Pariser Klimaabkommen und die UN-Nachhaltigkeitsziele haben eine neue Ära der internationalen Kooperation und Verständigung eingeleitet. Die G20-Staaten müssen dem Rechnung tragen und die ambitionierte Umsetzung der UN-Vereinbarungen zu Klimaschutz und Nachhaltiger Entwicklung zum erklärten Ziel machen“, sagte Michael Dittrich, Abteilungsleiter Finanzen und Verwaltung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) im Namen der Stiftungsplattform F20, die mehr als 45 Stiftungen aus zwölf Ländern repräsentiert. „Die Wissenschaft hat gezeigt, dass Wohlstand innerhalb der Belastungsgrenzen der Erde möglich ist. Wichtig ist, dass wir unseren Handlungsspielraum nicht überschreiten“, so Dittrich.
Die Forderungen der Stiftungsplattform F20 stützen sich auf einen gemeinsam mit dem französischen Think-Tank IDDRI erarbeiteten Report, der die deutlich erkennbaren Fortschritte der weltweiten Energiewende skizziert. Der Bericht wurde heute bei einer Pressekonferenz in Hamburg vorgestellt.
„Die globale Energiewende hat durch einen Mix aus Innovation, Klimaschutzpolitik und gesellschaftlichem Druck deutlich an Fahrt aufgenommen“, sagte Laurence Tubiana, CEO der European Climate Foundation (ECF). „Wesentliche Treiber für diese Entwicklung sind Bürgerinnen und Bürger, die saubere Luft einfordern, und Unternehmer, die neue Geschäftsfelder erschließen. Die dramatisch sinkenden Kosten für erneuerbare Energien zeigen, dass die weltweite Energiewende politisch und wirtschaftlich machbar ist“, so Tubiana.
Laut Report müsse beim Klimaschutz vor allem auf nationaler Ebene nachgelegt werden, wenn die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad Celsius bleiben solle. „Die nationalen Klimaschutzzusagen reichen bislang nicht aus, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen“, sagte Dr. Lars Grotewold, Bereichsleiter Klimawandel der Stiftung Mercator. Der G20-Gastgeber Deutschland sei besonders gefordert. „Deutschland muss ambitioniert vorangehen und mit einer erfolgreichen Energiewende demonstrieren, dass ein Klimaschutz-konformer Umbau einer erfolgreichen Volkswirtschaft zu schaffen ist.“ Dr. Michael Otto, Unternehmer, Vorsitzender der Michael-Otto-Stiftung für Umweltschutz und Initiator der 2-Grad-Stiftung von Unternehmern, betonte die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Chancen, die mit Klimaschutz einhergehen könnten.
„195 Staaten haben sich verpflichtet, bis Ende des Jahrhunderts den Ausstoß von Treibhausgasen zu stoppen. Wer die dazu notwendigen Technologien, Produkte und Dienstleitungen entwickelt, hat im globalen Wettbewerb die Nase vorne“, sagte Dr. Otto. Umgekehrt sei es ein geschäftliches Risiko, den Trend zu verpassen.
In Richtung USA sagte Dr. Otto: „Der US-Präsident Donald Trump kann sein Veto gegen den Paris-Vertrag einlegen – aber nicht gegen die realwirtschaftliche Entwicklung in Richtung Klimaschutz.“
Gemeinsam mit Vertretern von Think-Tanks, aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Gewerkschaften aus der ganzen Welt, die den G20-Prozess offiziell begleiten, hat die F20-Plattform die G20 aufgefordert, auch ohne Trump ihr Engagement für den Klimaschutz zu bekräftigen und das Pariser Abkommen zügig umzusetzen.
Die F20, ein einzigartiges Netzwerk von über 45 Stiftungen aus zwölf Ländern, hat sich anlässlich des G20-Gipfels gegründet, der am kommenden Freitag und Samstag in Hamburg stattfindet. Die F20 versteht sich als Brücke zwischen den 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländern (G20), der Privat- und Finanzwirtschaft und Zivilgesellschaft. Zusammengezählt haben die Stiftungen ein Kapital von einem zweistelligen Milliarden-Betrag (US Dollar).
Prominente Teilnehmer der zentralen Veranstaltung der F20 im Hamburger Rathaus am Dienstag, 4. Juli, sind unter anderem Umweltministerin Dr. Barbara Hendricks, der Ökonom Prof. Dr. Lord Nicholas Stern, Manuel Pulgar-Vidal, ehem. Umweltminister von Peru und Leiter Klima und Energie beim WWF, Kurt Bock, Vorsitzender der B20-Taskforce „Energy, Climate & Resource Efficiency“ und CEO von BASF.
Weitere Zitate von Mitgliedern der Stiftungsplattform F20:
Dr. Auma Obama, Vorstandsvorsitzende, Sauti Kuu Foundation Kenia zur Marginalisierung von Zivilgesellschaft:
„Der notwendige wirtschaftliche Wandel, um Klimaschutz weltweit umzusetzen, kann nicht von oben herab durchgedrückt werden. Der Normalbürger, gesellschaftliche Akteure, und vor allem die Zivilgesellschaft, müssen teilhaben und mitgestalten können. Es darf nicht sein, dass Menschen, insbesondere Aktivisten, ihre Freiheit, Gesundheit und sogar ihr Leben riskieren, wenn sie sich für gesellschaftliche Gerechtigkeit oder Klima- und Umweltschutz einsetzen.“
Krishan Dhawan, CEO, Shakti Foundation, Indien:
“Shakti freut sich auf die Zusammenarbeit mit Stiftungen aus aller Welt, um gemeinsam klimafreundliche und nachhaltige Entwicklungspfade zu erschließen. Wachsende Bevölkerungszahlen, ein derzeit noch geringer Energieverbrauch pro Kopf und der dringende Entwicklungsbedarf in Indien zeigen, wie wichtig solche Initiativen sind – national und international.“
Wang Shi, Gründer und Vorsitzender des Unternehmens “China Vanke”, sowie Gründer der Stiftung “C TEAM”:
“F20 bietet Stiftungen aus den größten Industrienationen und sich entwickelnden Ländern eine Plattform, um gemeinsam die Agenda für nachhaltige Entwicklung weiter voranzutreiben. Wir wollen chinesische Unternehmer zusammenzubringen und ihre Aktivitäten gegen den Klimawandel unterstützen. Deshalb wird C TEAM weiterhin mit internationalen Partnern zusammenarbeiten, um grüne Innovation und den Wechsel hin zu einem umweltfreundlichen und zukunftsfähigen Wachstumsmodell zu fördern.“
Ramiro Fernandez, Leiter Klimaschutz bei der Fundacion Avina, Argentinien:
„Beim Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Argentinien hat Präsident Macri vor Kurzem sein Bekenntnis zum Klimaschutz und zum Pariser Abkommen bekräftigt. Argentinien wird jede Unterstützung von Deutschland, Frankreich, China, Kanada und anderen führenden G20-Staaten brauchen, um während seiner Präsidentschaft im nächsten Jahr deutlichen Fortschritt zu erreichen.“
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