Mainz. „Ebenso wie man es geschafft hat, in den vergangenen Jahrzehnten die Wasserqualität des Rheins deutlich zu verbessern, muss es uns gemeinsam gelingen, dort wo es möglich ist, die Gewässerstruktur nachhaltig zu verbessern“, betonte heute Hubert Weinzierl, Kuratoriumsvorsitzender der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), anlässlich der internationalen Fluss-Tagung des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) „Revitalisierung degradierter Ufer des Rheins“. Mit finanzieller Unterstützung der DBU von 540.000 Euro wurden in dem Vorhaben 15 Modellmaßnahmen zur Uferrevitalisierung umgesetzt. Die Ergebnisse und Erfahrungen aus fünf Jahren Arbeit im Spannungsfeld Wasserstraße, Naturschutz und Hochwasserschutz werden auch morgen mit 180 Teilnehmern in Mainz diskutiert. Das DBU-Projekt „Lebendiger Rhein – Fluss der tausend Inseln“ habe gezeigt, dass es „durchaus möglich ist, dem Fluss als einen der massivst verbauten Ströme weltweit, Teile seiner Ufer und seiner Aue zurückzugeben“, so Weinzierl.
Uferbefestigung abgetragen - Lebensraum für Flussregenpfeifer und Barbe geschützt
Etwa 11.500 Kubikmeter Uferbefestigung wurden allein an Ober- und Mittelrhein abtragen. Etwa zweieinhalb Kilometer Ufer wurden revitalisiert. Für bedrohte Tiere wie dem Flussregenpfeifer oder der Barbe konnten die Naturschützer neue Flusslebensräume schaffen. „Ein weiterer Kilometer Uferrückbau folgt noch in diesem Jahr“, weiß Klaus Markgraf-Maué, Projektleiter bei der NABU-Naturschutzstation in Kranenburg. An Mittel- und Niederrhein sollen durchströmte Seitenarme dem Fluss in Zukunft ein Stück von seinem alten Gesicht wieder geben.
Flüsse verbinden Menschen und Lebensräume - weitere Maßnahmen nötig
Weinzierl freute sich, zur Fachtagung ein Statement abzugeben, da er sich als „Kind der Donau bereits seit vielen Jahrzehnten mit der Flusspolitik in Deutschland und Europa intensiv“ beschäftige. „Flüsse und Ströme sind Biotop-verbindende Achsen. Sie verbinden aber auch Menschen und Völker“, so der DBU-Kuratoriumsvorsitzende. Revitalisierungsschritte von Flüssen seien gesamtgesellschaftliche Aufgaben, die auch über konservative Naturschutzansätze hinaus angepackt werden müssten. „Das NABU-Projekt hat gezeigt, dass es auch angesichts vermeintlich schwieriger Zuständigkeitskonstellationen am Rhein zwischen Bundesländern, Bundeswasserstraßenverwaltung, Kommunen, Naturschutzverbänden und weiteren Partnern durchaus möglich ist, zu Win-Win-Situationen zu kommen“, betonte Weinzierl. Für Markgraf-Maué ist klar: „20 Jahre nach dem Sandoz-Unfall hat der Rhein wieder eine gute Wasserqualität. Aber wenn wir den Fokus auf die ökologisch relevanten Strukturen, die sandigen und kiesigen Uferpartien und Seitenarme richten, so liegt noch viel Arbeit vor uns.“
Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 21116): Klaus Markgraf-Maué, NABU-Projektleiter, Telefon: 0177/ 3365940, E-Mail: klaus.markgraf@nabu-naturschutzstation.de, www.lebendiger-rhein.de