Tunnel und Trassen ökologisch bauen: Neue Technik schützt Klima und Natur
Niedersächsisches Unternehmen will innovatives Verfahren entwickeln - Beitrag zum Hochwasserschutz - DBU fördert mit 205.000 Euro
Osnabrück / Wallenhorst. Der Bau von Tunneln und Straßen- oder Bahn-Trassen ist kompliziert: Hunderte von Kubikmetern Erde müssen bewegt, der Grundwasserspiegel abgesenkt, die Baugrube mit Beton und Stützwänden abgesichert werden. Mithilfe der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) will die Tief- und Baugeräte Gesellschaft Wallenhorst (Niedersachsen) nun eine Bauweise entwickeln, die ohne diese eigentlich überflüssigen Hilfsbauwerke auskommt und die Umwelt schont. "Bei erfolgreicher Entwicklung könnten Entsorgung und Transporte von ausgehobenem Erdreich sowie der Betonbedarf um fast die Hälfte verringert werden", so DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde heute beim offiziellen Projektstart. Gelinge das neue Verfahren, leiste es einen wesentlichen Beitrag zum Natur-, Klima-, Lärm- und Hochwasserschutz. Die DBU fördert das Vorhaben mit 205.000 Euro.
Bisher muss eine meterdicke Sohle aus Unterwasserbeton eingezogen werden
Tunnel, die offen gebaut werden, müssen bislang mit massiven Stützwänden abgesichert werden, die bis zu 20 Meter in die Tiefe reichen. Das Grundwasser wird in der Baugrube abgesenkt, der Boden ausgehoben und eine meterdicke Sohle aus Unterwasserbeton eingezogen. In diese Art Hülle wird dann der eigentliche Tunnel gebaut. Ist die Arbeit erledigt, müssen die Stützwände und der Unterwasserbeton allerdings im Erdreich bleiben, obwohl sie für den Tunnel keine Funktion haben. Mit Folgen für den Natur- und Hochwasserschutz, denn solche Bauten beeinflussen die Grundwasserströmungen massiv.
Mobile Wand je nach Baufortschritt versetzt
Ziel der Wallenhorster Firma ist, künftig zur Baugrubensicherung eine mobile Wand ohne spezielle Grundwasserabdichtung aufzustellen, die je nach Baufortschritt versetzt werden kann und Grundwasserabsenkung und den Einsatz von Unterwasserbeton überflüssig macht. Eine spezielle Maschine stellt segmentweise die jeweiligen Blöcke des Bauwerks her, senkt sie in der Baugrube auf die erforderliche Tiefe ab und fixiert sie durch Flüssigbeton, den sie unter die Tunnelsegmente presst. Brickwedde: "Bei dem neuen Verfahren können bei einer lichten Tunnelöffnung von elf Metern je Meter Tunnellänge 90 Kubikmeter Beton und 22,5 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. Das sind mit Blick auf das Treibhausgas, das zur Erderwärmung beiträgt, mehr als zwei Drittel der Menge, die ein durchschnittlicher Drei-Personen-Haushalt in Deutschland pro Jahr verursacht." Beim Bau eines Straßentrogs und eines Trogbauwerks an einer Bahntrasse soll das neue Verfahren seine Praxistauglichkeit unter Beweis stellen.
Erhebliche Möglichkeiten zur Verminderung der Umweltbelastungen
Die Technologie eröffne gegenüber der herkömmlichen Bauweise erhebliche Möglichkeiten zur Verminderung der Umweltbelastungen. Es handele sich um einen vorbeugenden Ansatz, der den Umweltschutz und eine verminderte Beeinträchtigung der Natur in die neuartige Bauweise integriere. Brickwedde: "Trogbauwerke an sich sind wichtige Elemente einer ökologieverträglicheren Verkehrsgestaltung. Da sie häufig in einem sensiblen Umfeld errichtet werden, kommt sowohl den Grundwasserfragen als auch der Halbierung der baulichen Gründungs- und Transportleistungen ein erheblicher ökologischer Stellenwert zu."
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