Damme. Mit quietschenden Scharnieren öffnet Revierleiter Wolfgang Hartmann die Tore zur DBU-Naturerbefläche Dammer Berge. Das ehemalige Munitionsdepot der Bundeswehr war lange Zeit aufgrund ungesicherter Bunker und anderer Gebäude für Gäste gesperrt. Nachdem Gebäudereste, und Betonflächen zurückgebaut und auch teilweise für den Fledermausschutz hergerichtet wurden, kann die DBU-Naturerbefläche nördlich von Damme nun über einen fünf Kilometer langen Rundweg erkundet werden. „Ich freue mich, dass wir jetzt ein Wegenetz für die Öffentlichkeit freigeben. Naturbegeisterte können fortan entlang naturnaher Laubwälder, wertvoller Heideflächen und Streuobstbestände spazieren“, sagt Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), während eines Rundgangs unter anderem mit den Bürgermeistern Mike Otte (Damme) und Manfred Krug (Holdorf).
Naturerlebnisse ermöglichen und gleichzeitig Natur schützen
Ab heute dürfen Besucherinnen und Besucher die „Waldinsel“ der Dammer Berge über vier Zugänge erkunden. Inmitten von landwirtschaftlich genutzten Ackerflächen dominieren Wälder auf der rund 140 Hektar großen DBU-Naturerbefläche. Nach der Nutzung der Bundeswehr gehört das Areal seit 2013 zum Nationalen Naturerbe und ist für den Naturschutz gesichert. Auf den Flächen der Stiftungstochter werden Wälder langfristig möglichst ohne menschlichen Eingriff ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, strukturarme Forste zu naturnahen Wäldern entwickelt und Feuchtgebiete sowie Gewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten werden. Der fünf Kilometer lange Rundweg ist mit Schildern sowie Farbmarkierungen an den Bäumen leicht zu erkennen. „Von den Wegen wird es viele Möglichkeiten geben, die zahlreichen ökologischen Nischen mit ihrer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt zu beobachten. Wir bitten daher, auf den Wegen zu bleiben und die vorhandenen Gebäude im Rahmen des Fledermausschutzes nicht zu betreten“, betont Wolfgang Hartmann, der als zuständiger Revierleiter vom Bundesforstbetrieb Niedersachsen die Fläche vor Ort betreut. An zentralen Standorten geben große Schautafeln detaillierte Informationen zur natürlichen Waldentwicklung, der historischen Vergangenheit sowie dem Fledermausschutz.
Mehr Licht im Wald
Die Exkursion zur Wegeöffnung führt durch die teils schon sehr naturnahen und urigen Waldabschnitte. Hier erläuterte Hartmann, wie er bei der Entwicklung hin zu einem Laubmischwald unterstützt. Nach den Vorgaben im Naturerbe-Entwicklungsplan arbeitet der Förster dabei vor allem mit Licht. „Indem ich Nadelholz entnehme, bekommen vorhandene Laubbäume im Bestand mehr Raum zur Entwicklung und für die erfolgreiche Naturverjüngung“, erklärte Hartmann. Der Revierleiter deutet auf eine charakterstarke, große Eiche. „Wir sind hier in einem Wald, indem die alten Bäume träumen dürfen. Laubbäume dürfen alt werden und auch absterben“, erklärte Hartmann. Abgestorbene Bäume lasse er im Wald, damit sie als Totholz gerade für Pilze oder Käfer selten gewordene Lebensräume stellen könnten. An einer kleineren Heidefläche angekommen, ergänzt Belting wichtige Aspekte zu offenen Lebensräumen auf der DBU-Naturerbefläche: „Hier hat sich auch aufgrund des militärischen Betriebs im Laufe der Jahre ein nährstoffarmer Boden ausgebildet, der sich entwickeln konnte, weil nicht gedüngt oder mit Pflanzenschutzmitteln gearbeitet wurde.“ Derartige Lebensräume können nur durch naturschutzgerechte Pflege und Nutzung erhalten werden – regelmäßige Mahd, Entbuschungen oder eine extensive Beweidung spielen dabei eine wichtige Rolle.
Dammer Berge: Eine von 66 Flächen im DBU Naturerbe
Das DBU Naturerbe verantwortet den Naturschutz auf 66 überwiegend ehemaligen Militärflächen mit rund 70.000 Hektar in zehn Bundesländern. Zum Nationalen Naturerbe zählen ehemals militärisch genutzte Gebiete, Flächen entlang der früheren innerdeutschen Grenze, Treuhandareale und stillgelegte Braunkohletagebaue. Im DBU Naturerbe sollen offene Lebensräume mit seltenen Tier- und Pflanzenarten durch Pflege bewahrt, Wälder möglichst ohne menschlichen Eingriff ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, sturkturarme Forste zu naturnahen Wäldern umgewandelt und Feuchtgebiete sowie Gewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten werden. Zudem möchte die DBU-Stiftungstochter Menschen für die heimische Natur begeistern.