Dresden. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) will nach den Worten ihres Generalsekretärs Fritz Brickwedde "der großen Zahl von Anfragen aus dem gesamten Bundesgebiet mit Blick auf neue Stipendien im Umweltbereich Rechnung tragen und zusätzliche Fördermöglichkeiten für den wissenschaftlichen Nachwuchs schaffen". Nachdem das Kuratorium der größten Umweltstiftung Europas beschlossen hatte, das erfolgreiche Stipendienprogramm fortzusetzen und mit einem Fördervolumen von rund 16,5 Millionen Mark zunächst für die nächsten fünf Jahre 250 Stipendien zu vergeben, konnte heute vor Medienvertretern in Dresden die 27jährige Diplom-Chemikerin Beatrice Rabolt aus Dresden vom Institut für Wasserchemie und chemische Wassertechnologie der Technischen Universität Dresden aus der Hand von Brickwedde als 100. Stipendiatin der Stiftung ihre Bewilligung offiziell in Empfang nehmen.
8,25 Millionen Mark für den wissenschaftlichen Nachwuchs
Bereits seit Anfang 1992 arbeitet die Stiftung aus Osnabrück mit diesem Stipendienprogramm, wobei bei einem Finanzvolumen von insgesamt 8,25 Millionen Mark in einer ersten Phase bis Ende 1994 knapp 100 Stipendien für Doktoranden vergeben wurden, allerdings ausschließlich in den neuen Bundesländern. Mit der durch den Beschluß des Kuratoriums nun eingeleiteten zweiten Phase des Stiftungs-Stipendienprogramms sollen ab 1996 auch die alten Bundesländer in diese Fördermaßnahme zum Schutz der Umwelt einbezogen werden.
Arbeiten der angewandten Forschung fördern, die in einem direkten Bezug zu akuten Umweltproblemen stehen
Mit dieser Förderung soll nach dem Wunsch des Kuratoriums der Stiftung der Aufbau der Umweltforschung an den wissenschaftlichen Hochschulen vor allem in den neuen Bundesländern unterstützt werden, so Brickwedde vor Medienvertretern. Das Engagement der Stiftung sei als Anstoß zu werten, nachhaltige Umweltentlastungen zu erreichen. Mit diesem Programm würden weiterführende Forschungsarbeiten auf dem Gebiet des angewandten Umweltschutzes ermöglicht. Ziel sei es, Arbeiten im Bereich der angewandten Forschung zu fördern, die in einem direkten Bezug zu akuten Umweltproblemen sowie zu den Förderschwerpunkten der Stiftung stünden und zur Lösung dieser drängenden Probleme beitrügen. Mit der Förderung von qualifiziertem Nachwuchs, der im Bereich des Umweltschutzes forsche, solle der Aufbau und die Entwicklung einer "leistungsfähigen und kompetenten Wissenschaftlergeneration unterstützt werden", so Brickwedde.
Multiplikation von Ideen
Im Zusammenhang mit der Stipendienvergabe für die neuen Bundesländer habe die Stiftung festgestellt, daß rund 50 Prozent der Anfragen aus den alten Bundesländern gekommen seien, "was den großen Bedarf an einem solchen Programm auch in den alten Ländern verdeutlicht", so Brickwedde. Ein Programm mit vergleichbarer Zielsetzung existiere bisher in Deutschland nicht. Die personenbezogene Förderung der Stipendiaten bewirke eine Multiplikation von Ideen und Zielrichtungen praxisorientierten Umweltschutzes, wie ihn sich die Deutsche Bundesstiftung Umwelt auf die Fahnen geschrieben habe.
Stipendienprogramm jetzt auch in den alten Bundesländern
Bei der Fortführung des Stipendienprogramms sollten die bewährten bisherigen Strukturen und Bedingungen beibehalten werden. Zur Förderung qualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchses als erstem Ziel des Programms sollten ausschließlich Promotions- und Habilitationsvorhaben unterstützt werden. Diese Vorhaben sollten, so Brickwedde weiter, thematisch eingeschränkt bleiben auf weiterführende Forschungsarbeiten mit einem klaren Bezug zu akuten Umweltproblemen und dem Ziel, zur Lösung dieser Probleme und damit zu einer Umweltentlastung beizutragen. Da es sich um ein interdisziplinäres Programm handele, solle es für alle Fachrichtungen offen sein, die sich mit der Umweltproblematik befassen. Während 1995 die Stipendien noch bevorzugt in den neuen Bundesländern vergeben werden sollten, dehne sich das Programm dann ab 1996 auch auf die alten Bundesländer aus.
Lücke im Bereich der Sozial-, Rechts-, Wirtschafts- und Geisteswissenschaften.
Zur Zeit werden von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt bis auf zwei Habi-litationsvorhaben ausschließlich Promotionsverfahren gefördert. Die Mehrzahl der Stipendiaten der ersten Phase habe ein Chemiestudium oder Studium der Agrar- oder Ingenieurwissenschaften absolviert, aber auch Biologen und Verfahrenstechniker seien stark vertreten. Dagegen bestehe eine deutliche Lücke im Bereich der Sozial-, Rechts-, Wirtschafts- und Geisteswissenschaften. Die Förderung sei über fast alle im Umweltbereich aktiven Hochschulen und Forschungsinstitute in den neuen Ländern verteilt.
Ökologie auf dem Vormarsch
Bei den bisher 41 Bewerbungen der zweiten Phase seien Ingenieur- und Agrarwissenschaften sowie Biologie noch immer am stärksten vertreten. Auffallend sei der deutlich gestiegene Anteil an Arbeiten aus dem Bereich der Ökologie. Erfreulich sei, so Brickwedde, daß von nahezu allen Hochschulen aus den neuen Bundesländern Bewerbungen eingereicht worden seien. Dabei nehme die Humboldt-Universität Berlin vor der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Technischen Universität Dresden einen deutlichen Spitzenplatz ein.
Stiftungsprofessuren in Greifswald, Berlin, Halle-Wittenberg, Freiberg und Weimar
Das Stipendienprogramm ergänzt das Programm Stiftungsprofessuren der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, mit dem sie in den kommenden fünf Jahren mit einer Anschubfinanzierung von insgesamt 11,25 Millionen Mark die Einrichtung von Stiftungsprofessuren an fünf wissenschaftlichen Hochschulen in den neuen Bundesländern fördert und zwar an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald (Land-schaftsökonomie), der Humboldt-Universität zu Berlin (Sozialwissenschaftliche Umweltfragen und Umweltpolitik), der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Betriebliches Umweltmanagement), der Technischen Universität Bergakademie Freiberg (Umweltmikrobiologie) und der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar (Ökologisches Bauen). Nach der fünfjährigen Anlaufphase werden die jeweiligen Bundesländer die Finanzierung der Stiftungsprofessuren übernehmen.