Osnabrück. „Ohne die Natur in den Blick zu nehmen, wird es schwer, die in Deutschland gesteckten Klimaschutzziele zu erreichen. Technischer Klimaschutz wie die Energie- oder Wärmewende ist wichtig, muss aber durch natürlichen Klimaschutz wie beispielsweise Moorwiedervernässungen ergänzt werden“, erklärt Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und Geschäftsführer im DBU Naturerbe, eine Tochtergesellschaft der DBU. Auf den Flächen des Nationalen Naturerbes lassen sich die Bemühungen des Bundes zum natürlichen Klimaschutz ohne Umwege umsetzen, da keine langwierigen Flächenankäufe Projekte verzögern oder gar verhindern. Bundesumweltministerin Steffi Lemke überreichte vergangenen Freitag (19.7.) Alexander Bonde den Förderbescheid: Das Modellprojekt „NaturErbeKlima“ wird mit rund 2,2 Millionen Euro im Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) unterstützt.
Moorschutz ist Klimaschutz
Knapp 95 Prozent aller Moore in Deutschland sind durch Menschen trockengelegt worden, so dass die Flächen die Bezeichnung oft gar nicht mehr verdienen. Entwässerte Torfböden sind für etwa sieben Prozent aller Treibhausgase in Deutschland verantwortlich. Wer Torfböden wiedervernässen möchte, braucht Fläche. Oft werden ehemalige Moore heute aber land- oder forstwirtschaftlich genutzt. Die Flächen des Nationalen Naturerbes bieten die Möglichkeit, auf großen und dauerhaft gesicherten Naturschutzflächen in verschiedenen Bundesländern Maßnahmen zum natürlichen Klimaschutz umzusetzen. „Mit unseren 66 Flächen mit rund 70.000 Hektar im Nationalen Naturerbe sind wir ein wichtiger Naturschutzakteur und werden Potenziale des natürlichen Klimaschutzes beleuchten, Synergien zum Schutz der biologischen Vielfalt erkennen und Maßnahmen für gesunde Ökosysteme praktisch umzusetzen“, betont Bonde als Geschäftsführer.
Maßnahmen auf rund ein Drittel aller DBU-Naturerbeflächen geplant
Mit „NaturErbeKlima“ wird das DBU-Naturerbe-Team in einer Machbarkeitsstudie Maßnahmen für ausgewählte DBU-Naturerbeflächen planen und auf ihre Klima- und Naturschutzwirkung überprüfen. „Mit den Fördermitteln wollen wir in den nächsten Jahren auf rund ein Drittel aller DBU-Naturerbeflächen im Sinne des natürlichen Klimaschutzes aktiv werden“, erläutert Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe. Konkret gehe es darum, degradierter Moore und Auen zu renaturieren, Landschaftswasserhaushalte zu optimieren, standortheimische Laubbäume zur Brandvermeidung einzusetzen sowie mögliche Anrainergrundstücke an den DBU-Naturerbeflächen in Augenschein zu nehmen, um eine Erweiterung von Wildnisflächen zu prüfen. „Wir starten jetzt auf unserer mit rund 9.600 Hektar größten DBU-Naturerbefläche Ueckermünder Heide am Stettiner Haff in Mecklenburg-Vorpommern“, so Belting. Bei dem größten Teilvorhaben zur Renaturierung des Wasserhaushalts von Moorgrünland und Niedermooren steht dort eine mögliche Wiedervernässungsfläche von insgesamt rund 1.500 ha im Fokus.
Digitaler Leitfaden für Projekte im natürlichen Klimaschutz
„Mithilfe der Projektförderung möchten wir neben den praktischen Umsetzungen auch genehmigungsreife Maßnahmenkonzepte erarbeiten, die wir in Form eines digitalen Leitfadens anderen Interessierten für die Entwicklung, Umsetzung und Evaluierung von Projekten im natürlicher Klimaschutz zur Verfügung stellen“, sagt Belting. Oft verzögerten sich Wiedervernässungsprojekte durch langwierige und umfangreiche Genehmigungsverfahren. Es fehle in Politik und Verwaltung vielerorts an Erfahrung in der Umsetzung vergleichbarer Projekte. Mit Vorlagen für Leistungsverzeichnisse, Ausgestaltung von Genehmigungsprozessen, Instrumenten für die Öffentlichkeitsarbeit und Monitoringkonzepten soll „NaturErbeKlima“ eine praktische Handreichung bieten, um auch auf anderen Naturschutzflächen mehr Wasser in der Landschaft zu halten.
DBU Naturerbe hat 66 Flächen vom Bund übernommen
Das DBU Naturerbe verantwortet als Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) den Naturschutz auf 66 überwiegend ehemaligen Militärflächen mit rund 70.000 Hektar in zehn Bundesländern. Der Bund verzichtet seit 2005 auf den Verkauf ausgewählter, wertvoller Naturflächen im Bundeseigentum und hat bislang rund 164.000 Hektar stattdessen dem Naturschutz gewidmet und größtenteils an Stiftungen, Naturschutzverbände oder Bundesländer übertragen. Zum Nationalen Naturerbe zählen ehemals militärisch genutzte Gebiete, Flächen entlang der früheren innerdeutschen Grenze, Treuhandareale und stillgelegte Braunkohletagebaue. Im DBU Naturerbe sollen offene Lebensräume mit seltenen Tier- und Pflanzenarten durch Pflege bewahrt, Wälder möglichst ohne menschlichen Eingriff ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, strukturarme Forste zu naturnahen Wäldern umgewandelt und Feuchtgebiete sowie Gewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten werden. Zudem möchte die DBU-Stiftungstochter Menschen für die heimische Natur begeistern.