Stadt Heidelberg hilft Betrieben beim Energiesparen

Projekt "Nachhaltiges Wirtschaften" spart jährlich mehr als 100.000 Euro und 150 Tonnen CO2 - Acht Betriebe ausgezeichnet
Die Pilotphase des durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten städtischen Kooperationsprojektes "Nachhaltiges Wirtschaften für kleine und mittlere Unternehmen" endete heute. Im Technologiezentrum der Henkel Teroson GmbH erhielten die acht mittelständischen Heidelberger Betriebe ein Zertifikat für ihre erfolgreiche Teilnahme.

Enge Zusammenarbeit mit Stadt Heidelberg

Ab Juni 2002 nahmen acht Heidelberger Betriebe aus den unterschiedlichsten Branchen an dem Projekt teil, das die Stadt Heidelberg gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft initiierte. Es war schon die zweite Phase von "Nachhaltiges Wirtschaften für kleine und mittlere Unternehmen". In einem ersten Durchgang hatten im vergangenen Jahr elf Heidelberger Betriebe für die erfolgreiche Teilnahme ein Zertifikat erhalten. Mit Unterstützung der Stadt entwickeln sie eine Unternehmenskultur, die ökonomischen Erfolg, umweltfreundliche Produktion und soziale Verantwortung als gleichberechtigte Säulen des Wirtschaftens betrachtet.

Große Umweltentlastung und monetäres Sparpotenzial


Die Erfolge des Projektes können sich sehen lassen. Vor allem im Umweltbereich werden sie schon nach kurzer Zeit deutlich. So betragen die Einsparungen der Betriebe jährlich mehr als 100.000 Euro, und der Umwelt bleiben rund 150 Tonnen Kohlendioxid-Emissionen erspart. In einem Betrieb konnten durch die Optimierung der Heizungsanlage und Verhaltensänderungen der Belegschaft 23 Prozent des Gasverbrauchs reduziert werden. Einem anderen Betrieb gelang es, die Restmüllmenge um 80 Prozent durch eine verbesserte Mülltrennung zu reduzieren. Ein weiterer Betrieb spart jährlich 15.000 Euro ein, weil undichte Stellen im Druckluftnetz erkannt und beseitigt wurden.

Workshops und Begehungen


Das Know-how für die Entwicklung eines Umweltmanagementsystems bekamen die Betriebe in insgesamt acht Workshops vermittelt. Dabei wurde vom Umgang mit Gefahrenstoffen über Immissionsschutz bis hin zur umweltfreundlichen Gestal-tung der eigenen Produkte und Dienstleistungen eine weit reichende Themenpalette behandelt. Ein weiterer Schwerpunkt der Workshops lag auf dem Engagement der Firmen im sozialen Bereich. Es wurde darüber diskutiert, wie sich die Firmen sowohl auf lokaler Ebene im Bereich des bürgerschaftlichen Engagements als auch auf globaler Ebene für den Nord-Süd-Ausgleich engagieren können.

Ergebnisse durch unabhägige Gesellschaft überprüft

Die Workshops wurden durch mehrere Betriebsbegehungen ergänzt. Bei diesen Begehungen fanden Umwelt-, Rechts- und Energie-Prüfungen durch die Gesellschaft für Arbeitssicherheit und Qualitätsmanagement (Arqum) und die KliBA (Klimaschutz- und Energieberatungsagentur Heidelberg-Nachbargemeinden gGmbH) statt. Deren Ergebnisse bildeten die Basis für individuelle Maßnahmenprogramme in jedem Betrieb. Zum Ende der Phase zwei des Modellprojekts veranstaltete das Amt für Umweltschutz, Energie und Gesundheitsförderung am 30. Juni einen ganztägigen Workshop im Technologiezentrum der Henkel Teroson GmbH, die den Großteil der Kosten der Veranstaltung übernahm.

Expertengespräche und Austausch über neue Erkenntnisse

Experten der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, des Ministeriums für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg sowie des Partnerprojektes COUP 21 aus Nürnberg erläuterten in Vorträgen verschiedene Aspekte nachhaltigen Wirtschaftens. Moderiert von Prof. Dr. Günter Liesegang vom Alfred-Weber-Institut diskutierten Vertreter mittelständischer Betriebe über eine verbesserte Vernetzung von Unternehmen und über Möglichkeiten der regionalen Kooperation. In einem Workshop stellten unter anderem Hans-Günter Bredtmann von der Henkel Teroson GmbH und Dr. Jürgen Kern von der Heidelberger Druckmaschinen AG praktische Beispiele und Aspekte nachhaltigen Wirtschaftens in ihren Unternehmen vor.

Umweltschutz und Ökonomie vereinbaren

Oberbürgermeisterin BeateWeber zitierte in ihrer Ansprache zur Prämierung den ersten Außenminister der Weimarer Republik, Walter Rathenau, mit den Worten: "Ich habe nie einen großen Geschäftsmann gesehen, dem das Verdienen die Hauptsache war." Sie stellte fest, dass es in Heidelberg in diesem Sinn erfreulich viele große Geschäftsfrauen und -männer gibt, denen die Belange des Umweltschutzes und des sozialen Miteinanders ebenso wichtig sind wie der finanzielle Profit. "Die am Projekt Nachhaltiges Wirtschaften Beteiligten haben Weitblick bewiesen und sich gleichzeitig aktiv für eine nachhaltige Entwicklung unserer Stadt eingesetzt. Ich danke Ihnen dafür und freue mich, Ihnen heute das Signet "Nachhaltiges Wirtschaften 2003" verleihen zu können", sagte die Oberbürgermeisterin.

Vorgeschichte

Entstanden ist das Projekt "Nachhaltiges Wirtschaften" aus dem 1998 gegründeten "Runden Tisch Nachhaltiges Wirtschaften" und dem vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) koordinierten Forschungsprojekt "Standortvorteile durch betrieblichen Umweltschutz"" im Jahr 2000. Damals wurde deutlich, dass vor allem kleinen und mittleren Betrieben die personellen und finanziellen Ressourcen fehlen, um eigenständig ein Umweltmanagementsystem einzuführen oder sich gar dem Zertifizierungsverfahren der Öko-Auditverordnung (EMAS) oder der inter-nationalen Normierung ISO 14001 ff. zu unterziehen.

Um diesen Betrieben trotzdem die Einführung eines Umweltmanagementsystems zu ermöglichen, entwickelte das Amt für Umweltschutz, Energie und Gesundheitsförderung der Stadt Heidelberg zusammen mit der Kreishandwerkerschaft, der IHK Rhein-Neckar und dem ifeu das Projekt "Nachhaltiges Wirtschaften für kleine und mittlere Unternehmen", das nach der Förderzusage der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) im Sommer 2001 begann. Nach zahlreichen Einzelprojekten mit branchenspezifischen Schwerpunkten wurde unter dem Motto "Angebote statt Verbote" erstmals ein branchenübergreifendes Projekt durchgeführt.

Sinn: Umweltbelastungen und Ressourcenverbrauch reduzieren, rechtliche Vorschriften einhalten und gleichzeitig Geld sparen. Darüber hinaus werden auch weitere Nachhaltigkeitsaspekte wie Mitarbeitermotivation, soziales Engagement und Zusammenarbeit mit Entwicklungsprojekten in dem Projekt behandelt.

Das Projekt "Nachhaltiges Wirtschaften" wird im Sommer 2003 in leicht veränderter Fassung fortgesetzt, auch wenn die Deutsche Bundesstiftung Umwelt es nicht mehr finanziell unterstützt. Inzwischen haben bereits zehn Firmen aus unterschiedlichen Branchen ihr Interesse an einer Teilnahme bekundet.

Teilnehmende Betriebe der Phase II:

Auto Joncker GmbH und Co KG
60 Mitarbeiter/innen Autohaus

Baier Digitaldruck GmbH
45 Mitarbeiter/innen
Druck- und Kopierservice

Bung Ingenieure AG
39 Mitarbeiter/innen
Ingenieurbüro mit Betriebshof

Heidelberger Brauerei GmbH
25 Mitarbeiter/innen
Brauerei

Mathilde-Vogt-Haus
100 Mitarbeiter/innen
Altenpflegeeinrichtung

Orth Bauschutt Recycling GmbH
38 Mitarbeiter/innen
Bauschuttaufbereitung und Containerdienst

Philipp Becker GmbH
18 Mitarbeiter/innen
Fensterbau, Schreinerei, Glaserei

U.S. Army Directorate of Public Works
6 Mitarbeiter/innen
411th Base Support Battalion, Umweltabteilung der US-Militärgemeinde Heidelberg

Ansprechpartner für das Projekt "Nachhaltiges Wirtschaften" ist das
Amt für Umweltschutz, Energie und Gesundheitsförderung der Stadt Heidelberg,
Dr. Hans-Wolf Zirkwitz,
Verwaltungsgebäude Prinz Carl,
Kornmarkt 1,
69117 Heidelberg.
Telefon: 58-1800,
E-Mail: Umweltamt.Heidelberg@Heidelberg.de.

Nachhaltiges Wirtschaften

Das Projekt "Nachhaltiges Wirtschaften für kleine und mittelständische Unternehmen in Heidelberg" läuft seit Juni 2001. Ziel ist es, eine Unternehmenskultur zu entwickeln, die ökonomischen Erfolg, umweltfreundliche Produktion und soziale Verantwortung als gleichberechtigte Säulen des Wirtschaftens betrachtet. Es wendet sich an Unternehmen mit 10 bis 200 Mitarbeitern. Diese Betriebe haben nicht das Personal, um selbstständig "Umweltmanagementsysteme" zu installieren und erhalten daher Hilfestellung bei deren Einführung. "Umweltmanagementsysteme" fördern umweltfreundliches Verhalten in den Betrieben und senken so auch Kosten. Workshops vermitteln den Teilnehmern die Grundlagen für eine nachhaltige Wirtschaftsweise.
Beate Weber, Oberbürgermeisterin von Heidelberg, überreicht den acht Betrieben ihre Urkunden zur erfolgreichen Teilnahme am Projekt "Nachhaltiges Wirtschaften".
©