So geht Zukunft: Woche der Umwelt macht Lust auf den Schutz der Erde

Bundespräsident und DBU laden ein – Hybrides Format

Osnabrück/Berlin. Ein Motto als Mutmacher: Mit dem Versprechen „So geht Zukunft!“ will die „Woche der Umwelt“ (WdU) Begeisterung entfachen für den Erhalt des Planeten. In bewährter Tradition lädt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 10. und 11. Juni in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in seinen Berliner Amtssitz ein.

Allerdings ist bei dieser sechsten WdU-Auflage im Park von Schloss Bellevue vieles anders: Wegen der Corona-Pandemie findet die Veranstaltung im hybriden Format statt – teils in Präsenz, teils digital. DBU-Generalsekretär Alexander Bonde: „Wir wollen auf diese Weise auch ein Zeichen setzen: Trotz Covid-19-Pandemie verschwinden Klimakrise oder die Sorgen um Artenvielfalt, Umwelt- und Ressourcenschutz ja nicht. Im Gegenteil: Sie bleiben Herausforderungen für eine lebenswerte Zukunft.“ Nach der Eröffnung durch die Ansprache des Bundespräsidenten um 11 Uhr am Donnerstag, 10. Juni, startet gegen 12 Uhr ein facettenreiches zweitägiges Programm auf einer Hauptbühne im Park von Schloss Bellevue sowie in digitalen Fachforen. Sowohl die Diskussionsrunden auf der Hauptbühne als auch der Fachforen können live per Stream verfolgt werden. Alle Infos finden sich dazu hier: https://www.woche-der-umwelt.de/.

Würdigung der Ausstellenden

Hinzu kommt als digitales i-Tüpfelchen ein besonderer Online-Service für die rund 150 Ausstellenden – für all diejenigen also, die von einer seitens des Bundespräsidialamtes speziell zur Woche der Umwelt beauftragten Fachjury eigentlich auserkoren waren, inmitten einer großen Zelt- und Bühnenstadt am Amtssitz des Bundespräsidenten ihr Engagement für den Umweltschutz zu präsentieren – und all die Aspekte, die damit zusammenhängen: von Klima, Energie und Ressourcen über Boden und Biodiversität bis hin zu Bauen, Wohnen und Mobilität. „Diese Unternehmen, Forschungsinstitute, Vereine und Verbände leisten Großartiges bei Qualität, Innovation und Modellhaftigkeit“, sagt Bonde. „Das wollen wir würdigen, auch wenn die Corona-Pandemie einen Strich durch den ursprünglichen Plan gemacht hat.“ Alle Ausstellenden präsentieren sich deshalb virtuell über den oben genannten Link mit einem persönlichen Steckbrief sowie ausführlichem Text-, Bild- und Tonmaterial und einem speziellen WdU-Zertifikat der Veranstalter.

Denkanstöße auf der Hauptbühne und in den Fachforen

Hochkarätig besetzte Podien auf der Hauptbühne im Park von Schloss Bellevue sowie in den digitalen Fachforen stehen unter dem Motto „So geht Zukunft!“. Sie wollen Anregungen für einen nachhaltigen Umgang mit dem Planeten liefern – und zugleich den Finger in die Wunden legen, die für eine lebenswerte Zukunft dringend zu heilen sind. Dabei wird es ebenso um die Frage gehen, wie Ökonomie und Ökologie in Einklang zu bringen sind. Effiziente Wärmenutzung, Initiativen zur Circular Economy, also einer umfassenden Kreislaufwirtschaft, sowie Klimaneutralität in Unternehmen sollen ebenso zur Sprache kommen wie digitale Lösungen der Energiewende, nachhaltige Kapitalanlagen und Mobilität. Anregende Diskurse lassen zudem diese Debatten erwarten: Grüne Gründungen als Transformationsmotor, Kulturerbe und Klimawandel, Artenvielfalt und Agrarwirtschaft, oder: Populismus versus Wissenschafts-Journalismus. Bonde: „Auf die Zuschauerinnen und Zuschauer im Livestream wartet ein bunter Strauß an Zukunftsthemen, die Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik nur gemeinsam lösen können.“

Größte Arktisexpedition aller Zeiten

Mit herausragender Expertise wartet das Programm der Hauptbühne auf. Zwei Podien am 10. Juni befassen sich mit dem gemeinsam zu gestaltenden Wandel und der Biodiversität; die zwei Podien am 11. Juni gehen Fragen zur Mobilität und zu Visionen auf den Grund. Mit dabei: Dr. Eckart von Hirschhausen und Klimaaktivistin Luisa Neubauer. Unter den Hauptbühnen-Gästen ist überdies Prof. Dr. Antje Boetius. Sie ist Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts im Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), das kürzlich mit seinem Forschungsschiff Polarstern im Nordpolarmeer mit der größten Arktisexpedition aller Zeiten Geschichte geschrieben hat.

Ausdehnung des Meereises ist im Sommer nur noch halb so groß wie vor 40 Jahren

Boetius‘ Botschaft könnte eindringlicher kaum sein: „Die Arktis erwärmt sich mehr als doppelt so schnell wie der Rest der Welt, das Meereis nimmt in rasantem Tempo ab.“ Die Meeresforscherin warnt vor den schnell voranschreitenden Lebensraumverlusten auch in den entlegensten Regionen. Sie erinnert in diesem Zusammenhang an den norwegischen Polarforscher Fridtjof Nansen. Als dieser Ende des 19. Jahrhunderts in der Arktis überwintert habe, „war es dort in den Wintermonaten noch zehn Grad kälter als heute“. Und: „Die Ausdehnung des Meereises ist im Sommer nur noch etwa halb so groß wie vor 40 Jahren.“ All dies zeige „exemplarisch, in welch schnellem Wandel sich die Arktis und ihr Klima durch die menschengemachte Erderwärmung befinden“, sagt Meeres- und Polarforscherin Boetius, die 2018 seitens der DBU mit dem Deutschen Umweltpreis geehrt wurde, einer der höchstdotierten Auszeichnungen dieser Art in Europa.

„Systemwechsel bei Konsumverhalten und Lieferketten“

Spannung dürfte gleichfalls das Podium am Nachmittag des 10. Juni zum Thema Biodiversität versprechen. Mit von der Partie sind dabei unter anderem Bauernpräsident Joachim Rukwied und Prof. Dr. Josef Settele. Der Agrarwissenschaftler und Leiter des Departments Naturschutzforschung am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) weist der Agrar- und Ernährungswirtschaft bei Klima-, Umwelt- und Naturschutz eine besondere Bedeutung zu: „Wir alle sind Landwirtschaft. Aus meiner Sicht sind die Bäuerinnen und Bauern eher die Opfer einer Landwirtschaft, die wir als Gesellschaft zulassen.“ An einem Wandel führe kein Weg vorbei, er halte „einen Systemwechsel für dringend geboten“, sowohl beim Konsumverhalten als auch bei den Lieferketten. Settele: „Es kann dann auch nicht sein, dass man daheim hohe Standards predigt, bei Einfuhren aber nicht so genau hinschaut. Bestes Beispiel ist der Bedarf an Soja etwa aus Argentinien und Brasilien für Viehfutter hierzulande. Die Folgen sind gravierend: Zu viel Vieh in zu engen Ställen produziert zu viel Gülle und Stickstoff mit den bekannten Belastungen für Böden und Gewässer.“

Bauernpräsident Rukwied: Veränderungsprozess hin zu noch mehr Nachhaltigkeit

Rukwied attestiert derweil der deutschen Landwirtschaft einen bereits seit Jahren stattfindenden „Veränderungsprozess hin zu noch mehr Nachhaltigkeit“. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV) fügt hinzu: „Wir haben Klima-, Umwelt- und Artenschutzmaßnahmen in unsere Betriebsabläufe integriert – Leistungen, die wir größtenteils auf freiwilliger Basis erbringen. Diesen Anteil werden wir weiter ausbauen.“ Wichtig sei die finanzielle Honorierung dieser Maßnahmen. „Wir können daher nicht nachvollziehen, warum die Politik die Eigenmotivation der Bauern durch eine massive Verbotspolitik zunichtemacht“, so der Bauernpräsident. Eines ist Rukwied zugleich wichtig: „Landwirtschaft dient in allererster Linie der Ernährung der Gesellschaft. Bei allem Wunsch nach mehr Ökologie darf die Ökonomie der landwirtschaftlichen Betriebe nicht vergessen werden.“ Diese Balance herzustellen, sei „die große Herausforderung für die Zukunft“. Es müsse einen gesellschaftlichen Konsens darüber geben, „dass am Ende auch die Bilanz des Bauern stimmen muss. Der Umweltschutz darf nicht zu einem Treiber des Strukturwandels werden. Damit wäre keinem geholfen.“ Für spannende Debatten dürfte gesorgt sein.

* aktualisierte Fassung vom 23. April 2021

Gemeinsamer Einsatz für eine nachhaltige, lebenswerte Zukunft: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier lädt in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) zur mittlerweile sechsten Auflage der Woche der Umwelt am 10. und 11. Juni in seinen Berliner Amtssitz ein. Teils in Präsenz auf einer Hauptbühne im Park von Schloss Bellevue (Foto), teils in digitalen Fachforen geht es um den Schutz des Planeten – und um die Frage, was der Mensch dafür tun muss.
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