Sicherung des nationalen Naturerbes „eine Herausforderung, der wir uns gerne stellen“

Rück- und Ausblick des Generalsekretär der DBU, Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, zum 15. Geburtstag der Stiftung
Osnabrück. Seit dem 1. März 1991 existiert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU). Seit dem 1. März 1991 hat sie einen Generalsekretär: Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde. An der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster studierte er Geschichte, Politikwissenschaften und Publizistik und arbeitete als Akademiedozent und Fachbereichsleiter am Franz-Hitze-Haus, der Akademie des Bistums Münster, als Leiter der Volkshochschule Georgsmarienhütte und Dezernent für Schule und Kultur, Landschaftspflege und Regionalplanung beim Landkreis Emsland. Dort war er auch für die Koordination des Umweltschutzes zuständig. Bevor er mit Gründung der DBU als Generalsekretär die Aufbauarbeit begann, war er Sprecher der niedersächsischen Landesregierung. Wie sieht er Vergangenheit und Zukunft der DBU?

"Ausschließlich von Sachgesichtspunkten geprägte Zusammenarbeit zwischen Kuratorium und Geschäftsstelle"

"Fast 6.200 Projekte mit ca. 1,2 Milliarden Euro Fördervolumen hat die DBU seit 1991 unterstützt. Ihr guter fachliche Ruf geht nicht zuletzt auf ein seit 15 Jahren bewährtes Team professionell arbeitender Fachleute sowie eine harmonische und ausschließlich von Sachgesichtspunkten geprägte Zusammenarbeit zwischen Kuratorium und Geschäftsstelle zurück. Mehrere tausend ehrenamtliche Gutachter - Professoren deutscher Forschungseinrichtungen - und Mitglieder von Stiftungsgremien sowie eine groß angelegte Evaluation des Fraunhofer Instituts Karlsruhe bestätigen diese überaus positive fachliche Bilanz.

"Unabhängig von tagespolitischen Strömungen oft auch gegen den Trend Unterstützung in verschiedensten Bereichen geleistet"

Das besondere Engagement galt dem Umweltschutz in den neuen Bundesländern. Ein herausragendes Ziel der DBU ist es, kleine und mittlere Unternehmen bei Forschung, Entwicklung und Innovation zugunsten umwelt- und gesundheitsfreundlicher Produkte und Verfahren zu unterstützen. Mittelständische Unternehmen - häufig in Kooperation mit Forschungseinrichtungen - sind die Hauptpartner in der Innovationsförderung der Stiftung. Unabhängig von tagespolitischen Strömungen hat sie, oft auch gegen den Trend, Unterstützung in verschiedensten Bereichen geleistet: Förderung von erneuerbaren Energien und rationeller Energienutzung; zielgruppengenaue Projektförderung in der Umweltbildung, um dem zunehmenden Desinteresse an Umweltthemen entgegenzuwirken; ein in Richtung Mittel- und Osteuropa ausgeweitetes Stipendienprogramm, um dem Umwelt- und Naturschutz auch über die Grenzen Deutschlands hinweg den Weg zu bereiten.

"Priorität des produkt- und produktionsintegrierten Umweltschutzes herausgestellt"

Im Gegensatz zu anderen Fördereinrichtungen hat die DBU von Anbeginn an die Priorität des produkt- und produktionsintegrierten Umweltschutzes herausgestellt. Rohstoff- und Energieeffizienz sowie Emissionsminderung als Beiträge zum Klimaschutz haben stets vorrangige Bedeutung gehabt. So fördert die DBU beispielsweise die Entwicklung des Dieselrußpartikelfilters bereits seit 1995, als das Thema Feinstaub noch nicht zu einem breit diskutierten Politikfeld gehörte.

Wäschetrockner, die 50 Prozent weniger Strom verbrauchen

Mess- und Anzeigegeräte, die den Energieverbrauch auf ein Fünftel senken, Wäschetrockner, die 50 Prozent weniger Strom verbrauchen, umweltfreundliche Schmiedeöfen mit einem Umweltentlastungspotenzial von 400.000 Tonnen Kohlendioxid stellen nur einige Beispiele für eine erfolgreiche Kooperation mit Kleinunternehmen dar.

"Bauökologische Leuchtturmprojekte mit Niedrigenergie- und Passivhäusern realisiert"

In Architektur und Bauwesen hat die DBU bauökologische Leuchtturmprojekte mit Niedrigenergie- und Passivhäusern unterschiedlicher Art realisiert. Mit all diesen Projekten trug sie durch Innovationen sowohl zur Umweltentlastung als auch zur Schaffung von Arbeitsplätzen bei und erfüllte so das Gebot der Nachhaltigkeit optimal.

"Die DBU spielt in der ‚Weißen Biotechnologie' eine führende Rolle"

In der Umweltforschung zielen die Förderprojekte auf die Lösung komplexer Umweltprobleme durch interdisziplinäre Zusammenarbeit. Der bereits vor über zehn Jahren ins Leben gerufene Förderschwerpunkt "Biotechnologie", der in etwa dreijährigen Abständen neu inhaltlich fokussiert wird, hat maßgeblich zum Aufbau eines auch international Maßstäbe setzenden Netzwerkes innovativer Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Deutschland beigetragen. Die DBU spielt in der ‚Weißen Biotechnologie' eine führende Rolle. Auch bei diesem Thema geht es um die Verbindung von Umweltentlastung und Schaffung von Arbeitsplätzen in mittelständischen Unternehmen. Einen besonderen Schwerpunkt bildeten auch die Förderaktivität zugunsten einer nachhaltigen Landwirtschaft und einer umweltgerechten Landnutzung. Der anhaltende Rückgang der Biodiversität in Agrarökosystemen war für uns Anlass, die Verbundvorhaben ‚Lebensraum Börde' und ‚Brachen als Lebensraum' zugunsten des Naturschutzes zu initiieren.

Stipendienprogramm als disziplinübergreifendes Netzwerk

Das Stipendienprogramm hat sich zu einem disziplinübergreifenden Netzwerk mit Langzeitwirkung entwickelt. Hier wird in junge überdurchschnittlich begabte Köpfe investiert und eine über lange Fristen wirkende positive Entwicklung für den Umweltschutz initiiert.

"Allein die Initiative ‚Graslöwen TV' erreicht mehrere Millionen Kinder"

In der Umweltinformationsvermittlung wurden mit modellhaften Medienprojekten wichtige Akzente gesetzt, so mit dem Förderschwerpunkt ‚Umweltkommunikation für Kinder und Jugendliche mit Massenmedien'. Allein die Initiative ‚Graslöwen TV' erreicht mehrere Millionen Kinder. Der Deutsche Umweltpreis der DBU wird seit 1993 verliehen. Er konnte zur renommiertesten Umweltauszeichnung Europas entwickelt werden.

"Besondere Innovation bildete die Gründung unseres Tochterunternehmens ‚Zentrum für Umweltkommunikation'"

Eine besondere Innovation bildete die Gründung unseres Tochterunternehmens ‚Zentrum für Umweltkommunikation' (ZUK). Hier werden die Ergebnisse innovativer Projekte verbreitet, um über Multiplikation größere Umweltentlastungseffekte zu erreichen. Zusammen mit Projektpartnern sind DBU und ZUK auf Fachmessen, publizieren Bücher, Broschüren und Faltblätter und stellen die Projektergebnisse im Internet dar.

"Die Förderung des Mittelstands als KMU-Innovations-Erfolgsstory wird die DBU fortsetzen"

Die DBU fördert Innovationen, stellt sich grundsätzlich aktuellen Entwicklungen und passt ihre Instrumente den Erfordernissen an. Die Förderung des Mittelstands als KMU-Innovations-Erfolgsstory wird die DBU fortsetzen. Ein wichtiges Themenfeld wird in Zukunft die Bionik darstellen. Die DBU hat auf diesem Gebiet bereits einige Projekte gefördert und drei Persönlichkeiten mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet. Die physikalischen Prinzipien hinter einer Konstruktion des ‚Ingenieurbüros Natur' zu verstehen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse technisch umzusetzen, wird bei der Entwicklung umweltfreundlicher Verfahren und Produkte eine immer wichtigere Rolle spielen. Hier gilt es, Disziplingrenzen zu überwinden und fachübergreifend zu denken. Personell und strukturell ist die DBU hierfür optimal aufgestellt.

"Chance zur dauerhaften Sicherung des nationalen Naturerbes"

Doch auch im Naturschutz, in der Biotechnologie, in der verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien, Energieeinsparprogrammen, dem Klimaschutz und der Wissensvermittlung in die mittel- und osteuropäischen Nachbarländer wird sich die DBU in Zukunft intensiv einsetzen. Und für die Sicherung des nationalen Naturerbes. In der Koalitionsvereinbarung von CDU/CSU und SPD wurde festgehalten, dass Flächen in einer Größenordnung bis 125.000 Hektar in eine Bundesstiftung, vorzugsweise der DBU, einzubringen oder an die Länder zu übertragen sind. Dies ist eine Herausforderung, der wir uns gerne stellen, da sich hier die Chance bietet, zur dauerhaften Sicherung des nationalen Naturerbes beizutragen."
Der "geistige Vater" der DBU, der damalige Bundesfinanzminister Dr. Theo Waigel (l.), mit dem frisch gewählten DBU-Generalsekretär Fritz Brickwedde bei der ersten Kuratoriumssitzung nach Aufnahme der Arbeit am 22. April 1991.
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Aus provisorischen Anfängen zur größten Umweltstiftung der Welt: DBU-Generalsekretär Fritz Brickwedde wenige Wochen nach seinem Amtsantritt im Sommer 1991 in einem noch kargen Büro.
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