Bad Liebenwerda. „Da, wo Schafe grasen, fördern sie die biologische Vielfalt. Die Weidetierhaltung ist für den Naturschutz unverzichtbar und braucht in Deutschland eine langfristig finanziell abgesicherte Zukunft“, erklärt Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Auf der brandenburgischen DBU-Naturerbefläche Prösa im Landkreis Elbe-Elster informierten sich heute (Mittwoch) Bundesumweltministerin Steffi Lemke und Bonde über die Arbeit von Schäfer René Jeronimus. Da sich nach seinen Worten die Wirtschaftlichkeit der Produkte immer weniger auszahlt und die Bürokratie mit den notwendigen Herdenschutzmaßnahmen zunimmt, blicken viele Schafhalter und Schafhalterinnen in eine ungewisse Zukunft.
Jeronimus: „Schäferei ist Dienst an der Gesellschaft“
Mit rund 350 Heidschnucken und Ziegen beweidet Jeronimus wertvolle Heideflächen und Silbergrasfluren auf der Naturerbefläche der gemeinnützigen Tochtergesellschaft der DBU, dem DBU Naturerbe. Indem die Schafe mosaikartig auf der Fläche weiden, halten sie Pflanzen kurz, verbeißen Gräser, knabbern junge Triebe an Sträuchern ab und tragen Samen in ihrer Wolle weiter. Das Offenland auf der Naturerbefläche Prösa gibt dem Ziegenmelker, dem Wiedehopf aber auch der Blauflügelige Ödlandschrecke wertvollen Lebensraum. „Die Schäferei ist keine Massentierhaltung, sondern ein Dienst an der Gesellschaft. Indem unsere Tiere die Landschaft offenhalten, fördern wir die biologische Vielfalt, die als Lebensgrundlage für uns unverzichtbar ist“, so Jeronimus. Die rund 3.300 Hektar sind als Teil des Nationalen Naturerbes dem Naturschutz gewidmet. „Da viele Flächen im Nationalen Naturerbe aufgrund der ehemaligen militärischen Nutzung munitionsbelastet sind und maschinelle Pflege nur eingeschränkt möglich ist, brauchen wir Schäfereien als Pächter auf unseren Flächen. Sie sind zudem ein wichtiger Schlüssel für mehr Biodiversität“, betont der DBU-Generalsekretär. Der lautlos voranschreitende massenhafte Verlust der biologischen Vielfalt sei eine ebenso große Bedrohung für den Menschen wie der Klimawandel. Beweidung fördere beispielsweise offene Bodenstellen durch die Trittbelastung und damit einen Lebensraum für darauf spezialisierte Tier- und Pflanzenarten.
Harte Arbeit für den Naturschutz
DBU-Koordinator Andreas Petzel vom Bundesforstbetrieb Lausitz ist froh, dass René Jeronimus ein verlässlicher Partner für das Offenland auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Bad Liebenwerda ist. „Mit seinen Heidschnucken pflegt er schon seit Jahren die Flächen auf der nahegelegenen DBU-Naturerbefläche Weißhaus. Im vergangenen Jahr haben wir ihn auch als Pächter für den rund 250 Hektar großen ehemaligen Schießplatzes gewonnen“, erklärt Petzel. Von Mai bis September ziehen nun seine Schafe über die Weiden und arbeiten für den Naturschutz. In engen Absprachen mit dem Bundesforstbetrieb Lausitz, dem Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft und dem DBU Naturerbe wird das Weidemanagement jährlich geplant und an lokale Entwicklungen und aktuelle Herausforderungen angepasst. Die Schäferei in Deutschland sei in einer kritischen Phase, meint der Schafhalter. Etwa weil intensive Arbeit nicht entsprechend honoriert werde, weil die Produkte wie Fleisch und Wolle kaum einen Absatz finden und weil die Bürokratie überbordend sei. Zusätzlich beeinflusse der Mehraufwand durch notwendige Herdenschutzmaßnahmen den Arbeitsalltag. Doch Jeronimus zeigt, dass ein Schutz vor Wölfen möglich ist: „Wir reagieren auf die Entwicklungen und arbeiten in den Nachtpferchen mit Herdenschutzhunden der Rasse Pyrenäen Berghunde, die genauso groß wie die Wölfe sind. Die Hunde stellen für das Rudel eine echte Gefahr dar, die so das Interesse an den Schafen verlieren und die Herde meiden“, erklärt Jeronimus.
Auf zahlreichen Flächen des DBU Naturerbes werden offene Lebensräume durch Schafbeweidung gepflegt und erhalten. Hier gibt es spannende Einblicke in die Arbeit der Schäfereien auf den DBU-Naturerbeflächen Borkenberge, Herzogsberge und Stegskopf.