Frankfurt/Schneeberg. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) will dazu beitragen, daß das Beispiel der Stadtwerke im baden-württembergischen Rottweil, wo es einem fortschrittlichen Stadtwerk gelungen ist, sich zu einem regionalen Innovationszentrum zu mausern, auch in den neuen Bundesländern bald Schule macht. Mit einem Millionen-Programm will die größte Umweltstiftung Europas bei kommunalen Versorgungsunternehmen kleinerer Städte Informations- und Beratungszentren aufbauen, die als regionale Innovationszentren einen erheblichen Beitrag zur Verminderung des Energie- und Wasserverbrauchs leisten. Das Kuratorium der Stiftung unter Vorsitz von Bundesbankpräsident Dr. Hans Tietmeyer sprach sich dafür aus, maximal fünf solcher Energie- und Umwelt-Beratungszentren finanziell "anzuschieben". Die ersten beiden Zentren sollen im sächsischen Schneeberg und im brandenburgischen Frankfurt an der Oder entstehen und werden mit gut 520.000 beziehungsweise knapp 820.000 Mark gefördert.
Kooperation für den Umweltschutz
Grundvoraussetzung für die Förderung ist, daß die Versorgungsunternehmen sich mehrheitlich im Besitz der jeweiligen Kommunen befinden und die Einwohnerzahlen der Kommunen zwischen 2.000 und 100.000 liegen. Dabei sei es die besondere Zielsetzung, daß örtliche oder regionale mittelständische Gewerbebetriebe in die Beratungsstrategie eingebunden werden, sei es als Betrieb mit Einsparpotentialen oder als Marktpartner bei der Umsetzung der kommunalen Entwicklungsstrategie. Positive Erfahrungen aus den alten Bundesländern sollten in partnerschaftlicher Kooperation zwischen vergleichbaren kommunalen Versorgungsunternehmen auf die neuen Länder übertragen werden und so zu einer beschleunigten Umsetzung führen.
Die Kooperation in Frankfurt mit den Stadtwerken Saarbrücken und der Arbeitsgemeinschaft kommunaler Versorgungsunternehmen zur Förderung rationeller, sparsamer und umweltschonender Energieverwendung und rationeller Wasserverwendung (ASEW) in Köln - in Schneeberg sind es die Hertener Stadtwerke und die ASEW - gewährleiste, so Stiftungs-Generalsekretär Fritz Brickwedde, "den zügigen und qualifizierten Aufbau der Beratungszentren".
"Besonders günstiger Zeitpunkt"
Der Zeitpunkt, das Vorhaben durchzuführen, ist nach Ansicht von Brickwedde "besonders günstig". Viele junge Stadtwerke seien zur Zeit in der Gründungsphase, Versorgungsstrukturen würden derzeit neu aufgebaut. Handel, Gewerbe, Handwerk und Kleinindustrie tätigten jetzt Investitionen, private Kunden investierten jetzt in höherwertige wasser- und energieverbrauchende Konsumgüter und modernisierten die Gebäude. Brickwedde: "Der Beratungsbedarf in den neuen Ländern ist im Augenblick sowohl bei Privatpersonen als auch bei gewerblichen Trägern besonders hoch."
Haushalte, kleine Betriebe und größere Unternehmen beraten
Die Stadtwerke im 21.000 Einwohner zählenden Schneeberg, die die Stadt mit Strom, Gas und Fernwärme beliefern und auch die Übernahme der Wasserversorgung geplant haben, wollen durch das neue Beratungszentrum einen Beitrag zur Energie- und Wassereinsparung leisten. Zielgruppen seien wie in Frankfurt neben den privaten Endverbrauchern Handwerks- und Gewerbebetriebe sowie kleine bis mittlere Industrieunternehmen. Für den privaten Endverbraucher sollten grundsätzliche Informationsmaterialien wie Broschüren, Poster und Ausstellungsstücke zu erneuerbaren Energien und rationeller Energienutzung beziehungsweise wassersparenden Techniken bereitgestellt werden. Ebenso seien Vorortberatungen bis hin zu Betriebsanalysen des Energieverbrauchs in Handwerksbetrieben und kleineren Unternehmen vorgesehen. Einen weiteren Schwerpunkt stelle die Zusammenarbeit mit den lokalen Bauplanern dar. Insbesondere solle bei der Planung weiterer Gewerbe- und Siedlungsgebiete die Schonung der Umwelt und der natürlichen Lebensgrundlagen Vorrang haben.
Zusammenarbeit, auch um Kosten zu sparen
In dem in Schneeberg neu zu errichtenden Verwaltungsgebäude mit insgesamt 70 Quadratmetern Ausstellungsfläche sollten langfristig drei unterschiedlich qualifizierte Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Da das aber von einem einzigen kleineren Stadtwerk auf Dauer nicht zu finanzieren sei, sei ein Konzept zur Kooperation mit anderen Stadtwerken in der Region erarbeitet worden - unter anderem Crimmitschau, Werdau, Reichenbach und Lichtenstein, bei denen nach einem regelmäßigen Terminplan ebenfalls Beratungen durchgeführt würden. Die Kosten würden nach der Anschubphase unter den Beteiligten geregelt. Die Einrichtung solle eng mit anderen lokal und regional vorhandenen Beratungseinrichtungen - zum Beispiel der Verbraucherberatung - zusammenarbeiten. Beratungsschwerpunkte in Schneeberg wie in Frankfurt: Wärmeversorgung von Gebäuden, Energieeinsparungen im Gewerbebereich, Auswahl von Haushaltsgeräten, Installationstechnik, Beleuchtungstechnik, rationelle Wasserverwendung, allgemeine Öffentlichkeitsarbeit in Schulen und anderen Ausbildungseinrichtungen und Demonstrationsobjekte.
Planungsleitfaden zum Nachahmen
In der 85.000 Einwohner zählenden Stadt Frankfurt an der Oder werde das Beratungszentrum an das seit Oktober 1993 arbeitende Kundenzentrum angegliedert. Um eine qualifizierte Arbeit zu gewährleisten, seien hier insgesamt vier Mitarbeiter vorgesehen. Analog zu Schneeberg seien die verschiedenen, zielgruppenorientierten Maßnahmenbündel unter Berücksichtigung ihrer Wechselwirkung aufeinander abgestimmt.
Mit den Erfahrungen aus den neuen Beratungszentren solle eine Dokumentation vom Planungsleitfaden über mediendidaktische Mittel bis zu Beratungsprogrammvorschlägen erarbeitet werden. Die solle es ermöglichen, weitere Beratungszentren praktisch "von der Stange" zu konzipieren, "aber dennoch eine lokale Anpassung offenlassen", so Brickwedde.