Polnische Besuchsdelegation informierte sich über Neckarsulmer Energiekonzept

Euronatur-Rundfahrt führte auch zum Biomasse-Kraftwerk
Neckarsulm. Auf der Suche nach Musterbeispielen für innovative Energieversorgungskonzepte besuchte eine hochrangige Delegation aus der polnischen Stadt Breslau (Wroclaw) auch die Stadt Neckarsulm. Stadtmarketing-Beauftragter Thomas Goldschmidt begrüßte die Gäste im Ratssaal, darunter als Leiter der Delegation den stellvertretenden Oberbürgermeister von Breslau, Slawomir Najnigier, und den Vizepräsidenten des Polnischen Ökologischen Klubs, Aureliusz Miklaszewski. Zu den acht Delegationsmitgliedern gehörten ferner Vertreter aus Wirtschaft und Landwirtschaft des Bezirks Breslau sowie die Vorsteher von zwei polnischen Großgemeinden.

Gäste aus Polen informierten sich über alternative Energien

Drei Tage lang waren die polnischen Besucher im Raum Stuttgart und Heilbronn-Franken unterwegs, um sich über den Einsatz alternativer Energien, Möglichkeiten der landwirtschaftlichen Direktvermarktung und die Ökologisierung der Landwirtschaft zu informieren. Ähnliche Aufgaben stellen sich in der Region Breslau, die im Rahmen eines Projektes zur Förderung der lokalen Agenda 21 in Polen als eine von zwei Musterregionen ausgewählt wurde. "Mit Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt soll in den Projektregionen die nachhaltige Entwicklung gefördert werden", erläuterte Projektmanagerin Jutta Krumnacker von der Stiftung Europäisches Naturerbe (Euronatur). Diese Stiftung, die das dreijährige Projekt begleitet, organisierte die Informationsfahrt, in deren Verlauf die polnische Reisegruppe auch an der Verleihung des "Euronatur-Umweltpreises 2003" an den früheren sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow in Ludwigsburg teilnahm.

Öko-Regio-Markt als Beispiel für regionale Vermarktung ökologischer Produkte

In Neckarsulm interessierten sich die Besucher aus Breslau nicht nur für das preisgekrönte Konzept der solarunterstützten Nahwärmeversorgung, sondern vor allem auch für den im Erdgeschoss der neuen Stadtbücherei geplanten Öko-Regio-Markt. Bei einer Besichtigung des im Rohbau fertiggestellten Ladengeschäftes erläuterte der künftige Betreiber Walter Kress, Biolandwirt aus Hardthausen-Gochsen und Regionalmanager, sein Konzept. Ziel sei es, den Bürgern hochwertige ökologische Spezialitäten aus der Region anzubieten und so zur Sicherung der Nahversorgung vor Ort beizutragen. Partner seien landwirtschaftliche Betriebe, die ökologische Lebensmittel und Produkte aus integriertem Anbau lieferten. Angeboten würden unter anderem verschiedene Käse- und Gemüsesorten, Feinkost sowie Naturkosmetika. Der Fleisch- und Wurstwarenbereich werde von der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall mit den bekannten Qualitätsmarken "Hällisches Schwein" und "Boeuf de Hohenlohe" abgedeckt. "Der Kunde soll aus einheimischer Qualität und Vielfalt auswählen können", so Walter Kress.

Ländliches und städtisches Know-How vermitteln


Mit der Stadt Neckarsulm verfüge die noch zu gründende Betreibergesellschaft über einen starken Partner. Während die landwirtschaftlichen Partner ihre Fachkenntnisse und einen Bundeszuschuss in Höhe von 100.000 Euro aus dem Agrar-Modellprojekt "Hohenlohe aktiv" beisteuerten, stelle die Stadt das Ladengeschäft mitsamt der kompletten Einrichtung zur Verfügung. "Dies ist ein gutes Beispiel, wie ländliches und städtisches Know-how zusammenkommen kann", betonte Walter Kress. Im März 2004 soll der nach der Idee der Öko-Regio-Tour konzipierte Lebensmittelmarkt eröffnet werden. Den nicht minder Image trächtigen Solarstandort Neckarsulm lernten die polnischen Besucher im Stadtteil Amorbach kennen, wo der technische Werkleiter der Stadtwerke, Sigbert Effenberger, die Delegation durch die Energiezentrale Grenchenstraße führte. Für Fragen der Energieversorgung interessierten sich die Besucher, weil in Breslau ein Energiewirtschaftsplan für 600.000 Einwohner aufgestellt werden soll. Dieser soll die Energiestruktur und -verteilung neu regeln und dabei auch das Ziel der CO2-Verringerung berücksichtigen. Um so mehr freuten sich die polnischen Inforeisenden, dass sie als erste Besuchsgruppe das im Bau befindliche Biomasse-Heizkraftwerk im Trendpark Süd besichtigen konnten. Dass Neckarsulm schließlich auch als bedeutender Wirtschaftsstandort, historische Deutschordensstadt, Wohnort mit hohem Freizeitwert und traditionelle Weinbaugemeinde viel zu bieten hat, vermittelte Thomas Goldschmidt den Besuchern in einem Diavortrag im Ratssaal.