Osnabrück. Zum erstenmal erhalten zur Zeit 15 hochqualifizierte junge polnische
Umweltwissenschaftler die Gelegenheit, über ein halb- bis maximal einjähriges
Stipendium in Deutschland Erfahrungen für den beruflichen Alltag in ihrer Heimat zu
sammeln. Mit einem Einführungsseminar in Osnabrück fiel jetzt offiziell der
Startschuß für ein polnisch-deutsches Stipendienprogramm der polnischen
Nowicki-Stiftung und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück), das mit
einem Finanzvolumen von zwei Millionen Mark diesem Ziel in den nächsten fünf
Jahren Rechnung tragen will. "Wir wollen im Laufe der Jahre einen Kreis aufbauen,
der besonders enge Beziehungen unterhält und so ein Netzwerk von
Wissenschaftlern in Polen und Deutschland schaffen, von dem beide Nationen
profitieren können", kommentierte Generalsekretär Fritz Brickwedde die Motivation
der deutschen Umweltstiftung.
Dabei stammt die Idee von dem polnischen Ökologen und Ex-Umweltminister Professor Dr.
Maciej Nowicki, der 1996 mit dem Umweltpreis der Umweltstiftung ausgezeichnet worden
war. Mit Blick auf seine eigenen guten Erfahrungen als Stipendiat in Deutschland hatte er
sein Preisgeld in Höhe von 500.000 Mark in die für diesen Zweck gegründete
Nowicki-Stiftung einfließen lassen.
Noch im Oktober ‘96, dem Monat, in dem Nowicki als erster ausländischer Preisträger den
Deutschen Umweltpreis in Empfang genommen hatte, hatte er die Stiftung gegründet,
erinnerte Nowicki jetzt in Warschau. Ihr Hauptziel sei es, die begabtesten
Hochschulabsolventen auf dem Gebiet des Umweltschutzes in Polen auszuwählen und ihnen
ein Stipendium in Deutschland zu ermöglichen.
Brickwedde zeigte sich sehr erfreut über das zügige Umsetzen des Versprechens von
Professor Dr. Nowicki. Beweise doch hier ein Umweltpreisträger erneut, daß das Geld wieder
direkt dem Umweltschutz zugute komme, wie das auch in den vergangenen Jahren stets
der Fall gewesen sei. Gerade im Umweltschutzbereich sei eine enge Zusammenarbeit der
Nachbarländer zwingend notwendig, weil Umweltprobleme nicht an nationalen Grenzen Halt
machten, stellte Brickwedde heraus. Deshalb habe die Umweltstiftung bereits sehr früh
Kontakte zu Tschechien und Polen hergestellt und einzelne Projekte im grenznahen Bereich
gefördert, soweit ein unmittelbarer Bezug zu Umweltproblemen in Deutschland bestehe.
Über die Förderung von Projekten im Umweltbereich hinaus sehe die Deutsche
Bundesstiftung Umwelt aber auch eine große Verpflichtung, bei dem Aufbau einer jungen,
qualifizierten Wissenschaftlergeneration im Bereich der angewandten Umweltforschung
mitzuwirken.
Der Gedanke Nowickis, hier ein gemeinschaftliches Kooperationsvorhaben zu entwickeln, sei
von der Umweltstiftung gerne aufgegriffen worden. Auf diese Weise sei es nun möglich,
über zunächst fünf Jahre jährlich 15 bis 20 jungen polnischen Wissenschaftlern einen
Forschungsaufenthalt in Deutschland zu erlauben. Die Finanzierung dieses Aufenthalts
erfolge sowohl durch die Nowicki-Stiftung als auch durch die Umweltstiftung. Auch in
fachlicher Hinsicht werde sehr eng zusammengearbeitet. Die Ausgestaltung des
Stipendienprogramms und die Abwicklung des Bewerbungs- und Auswahlverfahrens obliege
der Nowicki-Stiftung. Das gelte auch für die umfassende Vorbereitung der Stipendiaten auf
ihren Aufenthalt in Deutschland.
Nach Abschluß des Auswahlverfahrens übernehme die Umweltstiftung die weitere Betreuung
der Stipendiaten. Hierzu gehöre nicht nur die Vermittlung der Bewerber an geeignete
Institutionen wie Hochschulen, Forschungseinrichtungen oder Umweltbehörden und
Industrieunternehmen - für diese Stipendiatengruppe in Cottbus, Leipzig, Hannover,
Freiburg, Dortmund, Berlin und Osnabrück -, sondern auch eine enge persönliche Betreuung
während ihres Aufenthaltes in Deutschland.
Um den Kontakt zwischen Stiftung und Stipendiaten zu vertiefen, sei zunächst ein
Auftaktseminar in Osnabrück durchgeführt worden. Die polnischen Stipendiaten sollten
während ihres Aufenthaltes auch zu den Seminaren des Stipendienprogramms der
Umweltstiftung sowie zu weiteren Veranstaltungen der Umweltstiftung eingeladen werden.
Auf diese Weise solle ein möglichst enger Kontakt zwischen deutschen und polnischen
Nachwuchswissenschaftlern erreicht werden.