Ostritz/Osnabrück. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) wird in Ostritz in Sachsen die Entwicklung und den Bau einer Pflanzenkläranlage sowie die Einrichtung einer Labor- und Lehrhütte mit 200.000 Mark, das Herrichten eines Seminargebäudes für das Zentrum "Mensch - Umwelt - Kultur" im Internationalen Begegnungszentrum St. Marienthal mit 178.000 Mark fördern. Die entsprechenden Bewilligungsschreiben überreichte heute Fritz Brickwedde, Generalsekretär der größten Umweltstiftung Europas, in Anwesenheit von Sachsens Umweltminister Arnold Vaatz den Projektpartnern in Ostritz. Vaatz und Brickwedde hatten sich vor Ort einen Überblick über die von der Bundesstiftung Umwelt geförderten Projekte gemacht. Damit klettert der Förderbetrag, den die Deutsche Bundesstiftung Umwelt für die ostsächsische Kommune zur Verfügung gestellt hat, auf über eine Million Mark.
n den leerstehenden Ökonomiegebäuden, dem Gästehaus und der Propstei der mehr als 750 Jahre alten Zisterzienserinnenabtei St. Marienthal im Dreiländereck Tschechische Republik, Polen und Deutschland soll ein Zentrum der Begegnung für Mensch, Umwelt und Kultur entstehen, heißt es in einer Pressemitteilung der Stiftung weiter. Hier solle gezeigt werden, was der einzelne für die Erhaltung einer intakten und humanen Umwelt leisten könne. Dabei solle den Teilnehmern verantwortliches Denken, Verhalten und Handeln mit Blick auf die eigene Person und die gesamte Umwelt vermittelt werden. Dazu sei eine breite Palette von Angebotsformen vorgesehen wie Seminar- und Projektwochen, Symposien, Projekte und Aktionen, Workcamps oder Umweltpraktika.
Umweltminister Vaatz: "Der ostsächsische Raum hat besonders unter den Folgen jahrzehntelanger Natur- und Landschaftszerstörung infolge von Braunkohleabbau und Luftverschmutzung durch Braunkohleverstromung zu leiden. Deshalb ist es gerade hier von besonderer Notwendigkeit, positive Zeichen für die Menschen der Region zu setzen. Das Engagement der Bundesstiftung Umwelt und dadurch ermöglichte Projekte bieten die Chance, grenzüberschreitende Handlungsimpulse für zu praktizierenden Umweltschutz auszulösen."
Das Projekt sehe im Kern vor, erläuterte Brickwedde weiter, das barocke Gästehaus zu restaurieren, um es zukünftig als Seminargebäude nutzen zu können. Im Rahmen der Maßnahme sollten asbesthaltige Teile des Daches abgebaut und entseucht und die Bereiche neu eingedeckt werden. Geschädigter beziehungsweise locker sitzender Putz soll durch einen Sanierputz ersetzt werden. Brickwedde: "Die Absicht, grenzüberschreitend ganzheitliche Umweltbildung zu vermitteln, läßt sich an diesem Standort besonders gut verwirklichen."
Auch die Idee einer Pflanzenkläranlage passe sich hervorragend in die Grundidee ein, angesichts der noch rekonstruktionswürdigen Anlagen des Klosters St. Marienthal die Wirkungsweise einer relativ autarken Einheit zu demonstrieren. Ihre Lage an einem Lehrpfad beziehungsweise Radwanderweg unweit der Internationalen Begegnungsstätte St. Marienthal sichere ihre Einbeziehung in den laufenden Besucherverkehr. Zu Demonstrations- und Lehrzwecken solle neben der Kläranlage eine Labor- und Lehrhütte errichtet werden, die mit Informationstafeln und Dokumentationsmaterial ausgestattet werde.
Während der Untergrund von Pflanzenkläranlagen bisher zumeist mit Kunststoffolien abgedichtet werde, werde in Ostritz die gesamte Untergrundabdichtung aus verfestigten Filteraschezementen hergestellt, die im Großraum Cottbus/Görlitz/Zittau durch vorhandene Kraftwerke in entsprechenden Mengen zur Verfügung stünden. Als Besatz für die Anlage würden nicht Pflanzen aus speziellen Züchtungen genommen, sondern Schilfe aus Gewässern der Umgebung, die sich durch eine bestimmte bereits vollzogene Anpassung an abwasserähnliche Wasserqualitäten auszeichneten. Brickwedde: "Diese Anlage mit hoher Reinigungsleistung kann einen sehr guten Beitrag zur Veranschaulichung der Abwasserreinigungsmöglichkeiten in einer naturnah gestalteten Pflanzenkläranlage leisten."
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt hat in Ostritz bereits eine Studie zur Analyse der Umweltschäden und Erstellung einer Sanierungs- und Nutzungskonzeption über das Kloster St. Marienthal, eine Machbarkeitsstudie für den Arbeitsschwerpunkt "Mensch, Umwelt und Kultur" für das Begegnungszentrum, eine Untersuchung über die Umwelt- und Freiraumsituation der Klosteranlage mit ihrem Verflechtungsbereich in der Gemeinde Ostritz sowie eine Vorstudie zur umweltverträglichen Energieversorgung der Stadt Ostritz gefördert.
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert nach den Worten ihres Generalsekretärs Fritz Brickwedde generell die Kreativität kleiner und mittlerer Unternehmen bei der praktischen Lösung von Umweltproblemen und gibt Anreiz für ökologische Innovationen in diesen Betrieben. Brickwedde: "Die Umweltstiftung setzt durch die Förderung umwelt- und gesundheitsfreundlicher Produkte und Produktionsverfahren auf einen vorbeugenden und integrierten Umweltschutz. Sie mindert das Einstiegsrisiko für Unternehmen in umweltschonendere Produktionstechniken und fördert, was die Umwelt direkt und praktisch schützt." Gleichzeitig unterstütze sie Kooperationsprojekte in der Anwendung von Umwelttechnik und den Austausch von Wissen über die Umwelt zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und anderen öffentlichen oder privaten Stellen. Modellhaft werden auch, so Brickwedde, national wertvolle Kulturgüter im Hinblick auf schädliche Umwelteinflüsse bewahrt und gesichert. Seit Gründung der Stiftung 1990 wurden über 950 Projekte mit einem Gesamtvolumen von über 550 Millionen Mark gefördert.