„Persönlichkeit, in deren Denken, Fühlen und Wirken innere Einheit Deutschlands immer schon Realität war“
BTU Cottbus verlieh DBU-Generalsekretär Brickwedde am 23. Oktober Ehrendoktorwürde - Brandenburgs Ministerpräsident Platzeck als Laudator
Cottbus / Osnabrück. "Sie sind in meinen Augen eine jener Persönlichkeiten, in deren Denken, Fühlen und Wirken die innere Einheit Deutschlands und auch die Integration Europas immer schon Realität waren. Das macht Sie zu einem Vorbild. An Ihrem Beispiel ist zu lernen, dass Vision und Realismus, Einfühlsamkeit und Handlungsstärke keine Gegensätze sein müssen, sondern eine äußerst produktive Verbindung eingehen können. Haben Sie Dank, Dank vor allem für viele Jahre der Freundschaft!" - Mit diesen Worten würdigte am 23. Oktober in Cottbus Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck die Verleihung der Ehrendoktorwürde der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus an Fritz Brickwedde, den Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Osnabrück. Im Rahmen der feierlichen Eröffnung des Akademischen Jahres war der 54jährige Osnabrücker von BTU-Präsident Prof. Dr. Ernst Sigmund und dem Dekan der Fakultät Umweltwissenschaft und Verfahrenstechnik, Prof. Dr. Peter Ay, ausgezeichnet worden.
Osten Deutschlands, das Land Brandenburg begleitet, beraten, ermutigt, gefördert
Platzeck betonte in seiner Laudatio, der Umweltpionier aus Osnabrück habe seit der ersten Stunde nach der politischen Wende den Osten Deutschlands, das Land Brandenburg begleitet, beraten, ermutigt, gefördert. Er habe beigestanden bei Neuanfang und Modernisierung, bei Umbau und Aufbau. Er sei nicht nur ein exzellenter Lehrer und Partner in Sachen Projektmanagement, er sei ein verständnisvoller, verbindlicher, verlässlicher Freund.
Erschreckende Dimensionen der Aufgabe
Der Ministerpräsident erinnerte an den Oktober 1989, in dem in der DDR der bürgerliche Aufbruch unübersehbar geworden sei und in Bonn Ex-Bundesfinanzminister Theo Waigel dem Kabinett vorgeschlagen habe, den Erlös aus dem Verkauf der bundeseigenen Salzgitter AG in eine Umweltstiftung einzubringen. Ein Jahr später sei die deutsche Einheit verwirklicht gewesen. Kaum hätten die Menschen das Ausmaß der neuen Chancen begriffen, seien auch die erschreckenden Dimensionen der Aufgabe klar geworden. Platzeck: "Wie sollten die Rückstände, der Verfall, die Altlasten, die Schadstoffbelastungen und Umweltschäden nur behoben werden? Wo anfangen? Und wer sollte das bezahlen?"
DBU und neue Länder gingen produktive Partnerschaft ein
Dass die Stiftung und die neuen Länder eine so produktive Partnerschaft eingegangen seien, sei ganz wesentlich das Verdienst des bald ernannten Stiftungsleiters, eines herzlichen, offenen, interessierten und inspirierten Menschen. Platzeck zeigte sich fest davon überzeugt, dass die schönsten Programme wertlos seien ohne Personen, die sie mit Leben füllten. Geld sei wichtig. Gute Institutionen seien notwendig. Sinnvolle Strukturen erleichterten vieles. Aber am Ende seien es menschliche Qualitäten, die den entscheidenden Unterschied machten. Die Möglichkeiten, die durch das Satzungsziel der DBU eröffnet worden seien, seien bedeutend. Aber besonderer Dank gebühre ihrem Generalsekretär Brickwedde, der daraus praktizierten Umweltschutz haben werden lassen.
Sicheres Auge für qualifizierte und engagierte Mitarbeiter
Die DBU sei rasch und erfolgreich aufgebaut worden, wozu das sichere Auge des Leiters für qualifizierte und engagierte Mitarbeiter beigetragen habe. Die Stiftung sei zu einer fachlich hoch respektierten Einrichtung geworden, die im Austausch mit zahlreichen renommierten Umweltwissenschaftlern stehe und sich durch Stipendien für den akademischen Nachwuchs einsetze. Als Brickwedde sein Amt angetreten habe, sei es auf schnelles Handeln angekommen. Mit einem Sofortprogramm für die neuen Länder habe er für die anlaufende Fördertätigkeit einen eindeutigen Akzent gesetzt. Mehr als 70 Projekte seien schon in den ersten Monaten angeschoben worden. Brickwedde habe mehr als einmal Kreativität und Geschick im Dienste der Sache bewiesen und die Chance genutzt, Umweltschutz beim Aufbau neuer Strukturen grundlegend zu berücksichtigen und die Idee der nachhaltigen Entwicklung breit zu verankern.
Ausgeprägt politisches und soziales Verantwortungsbewusstsein
Brickwedde sei nicht nur Fachmensch. Er sei als Politikwissenschaftler und Historiker umfassend gebildet und geradezu getrieben von einer unstillbaren Neugierde. Er habe ein ausgeprägt politisches und soziales Verantwortungsbewusstsein. Das von ihm mitentwickelte Umweltschutzkonzept dürfe als Pionierleistung gelten, denn als eines der ersten habe es akute ökologische Gefahren, ökonomische Rahmenbedingungen sowie soziale und kulturelle Fragen zusammengefasst. Es fuße auf der Einsicht, dass Umweltprobleme in einem weiten Umfeld von Arbeit, Wirtschaft und Lebensgewohnheiten entstehen, die alle mitbedacht sein müssten, um auf Dauer etwas zu ändern. Mit der DBU könne man lernen, dass der ökologische Umbau Impulse für eine wirtschaftliche Entwicklung gebe, die deshalb tragfähig sei, weil sie den Bedürfnissen der Zukunft Rechnung trüge.
Treibhausgase global zwingend verringern
Platzeck ging auch auf die Flutkatastrophe dieses Sommers ein. Sie zeige, dass Treibhausgase global zwingend verringert werden müssten. Wer also Verfahren entwickele und technische Lösungen anbiete, die den Energieverbrauch senkten, wer Produkte bereitstelle, mit deren Hilfe Ressourcen zu schonen und erneuerbare Energiequellen zu erschließen seien, habe wachsende Marktchancen.
Arbeit auf neu entstehenden Mittelstand konzentriert
Mit Brickwedde habe sich die DBU auf den in Ostdeutschland neu entstehenden Mittelstand konzentriert. Technischer Umweltschutz allein aber reiche nicht aus. Die Umweltstiftung habe daher schon bald ihre Tätigkeit auf Umweltbildung und -kommunikation ausgedehnt. Auch darin sehe er deutlich die Handschrift des ehemaligen Dozenten und Kommunikationstalents Brickwedde. Er habe geholfen, Umweltbildungseinrichtungen beispielsweise in den Nationalparks und den Biosphärenreservaten aufzubauen.
Ostritz-St. Marienthal als Stiftungsmodell
Über Brickwedde könne man nicht sprechen, ohne die sächsische Modellstadt Ostritz-St. Marienthal im Dreiländereck Polen, Tschechien, Deutschland zu erwähnen. Sie sei ein herausragendes Beispiel für die Philosophie der DBU und zugleich für die Tatkraft und den Weitblick des Generalsekretärs. Der an der Neiße gelegene Ort sei stark belastet gewesen von den Folgen veralteter Braunkohleverstromung. Inzwischen aber sorgten ein Biomassekraftwerk, eine Wasserkraftanlage, Windkraft- und Solaranlagen dafür, dass der gesamte Energiebedarf der Stadt vollständig aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt werde. Auf dem Gelände des Zisterzienserklosters St. Marienthal unterstütze die DBU nach Sanierung und Restaurierung der historischen Gebäude die Einrichtung eines internationalen Begegnungszentrums. Die Stiftung führe hier ihre Internationale Sommerakademie durch, versammele Experten aus zahlreichen Ländern und fördere die umweltpolitische Zusammenarbeit mit Osteuropa.
Herausragende Leistungen für den wissenschaftlich fundierten Umwelt-, Natur- und Kulturschutz
Mit der Verleihung des ingenieurwissenschaftlichen Ehrendoktortitels an Brickwedde durch die Fakultät für Umweltwissenschaften und Verfahrenstechnik würden seine herausragenden Leistungen für den wissenschaftlich fundierten Umwelt-, Natur- und Kulturschutz gewürdigt. Als Generalsekretär der DBU habe er sich bei der Umsetzung umweltwissenschaftlicher Erkenntnisse in innovatives wirtschaftliches Handeln große Verdienste erworben.