Leipzig. In Leipzig als erster ostdeutschen Stadt wird es zukünftig einen stadtökologischen Rahmenplan geben, der als Ergebnis einer konzertierten Aktion von Wissenschaft, Verwaltung, Bürgern und anderen Entscheidungsträgern ökologische, ökonomische und soziale Aspekte zu einer stadtökologischen Planungsgrundlage zusammenführen soll. Diese Zwischenstufe zwischen Flächennutzungs- und Bebauungsplan soll gerade in den deutschen Problemregionen dazu beitragen, Ämter durch externen Sachverstand bei der Bewältigung der Planungs- und Entwicklungsprobleme zu unterstützen. Das Kuratorium der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) stellte jetzt für die Erarbeitung eines solchen Konzeptes dem Umweltforschungszentrum (UFZ) in Leipzig-Halle knapp 390.000 Mark zur Verfügung. Generalsekretär Fritz Brickwedde: "Flächenbezogene Umweltqualitätsziele fehlen speziell für die Stadtentwicklung. Das behinderte bislang eine effektive Umweltplanung auf kommunaler Ebene. Wir hoffen, daß wir der Diskussion um die Formulierung von Umweltqualitätszielen neue Impulse verleihen können."
Forschunggslücke Ostdeutschland
Im Rahmen einer Pressekonferenz ging Brickwedde heute auf weitere Einzelheiten des Projektes ein, das nach seiner Praxiserprobung auf andere große Städte im Osten Deutschlands übertragen werden soll. Die bisher durchgeführten Studien und Projekte zur Definition von Umweltqualitätszielen im Rahmen der ökologischen Stadtplanung bezögen sich ausschließlich auf westdeutsche Städte wie Dortmund, Hamm, Lübeck, Osnabrück, Wiesbaden oder München. Für eine ostdeutsche Großstadt lägen derart umfassende, sozialwissenschaftliche und städtebauliche Aspekte berücksichtigende Ansätze bislang nicht vor.
Sozial und umweltverträgliche Städtebau-Konzepte
Die Entwicklung der Stadt Leipzig, die schnelle Motorisierung, der Beginn der Umsetzung erarbeiteter Sanierungsziele von zur Zeit 16 Sanierungsgebieten, die rund 40 Prozent der Wohnbereiche ausmachten, benötigten aber dringend Entscheidungshilfen im Sinne einer stadtökologischen und sozialverträglichen Stadtentwicklung. In den Sanierungsräumen der Stadt, die beispielsweise aus einer gründerzeitlichen Wohn-Industrie-Mischbebauung bestünden, müßten die sozialen Komponenten wie Baustruktur, Wohnungsgröße, Bestand sozialer Gruppen und die Arbeitsplatzstruktur im Umweltbereich wie Lärmbelästigung, Luftverunreinigung und Grünflächen ermittelt werden. Auf dieser Basis müßten dann Gedanken erarbeitet werden, wie beispielsweise die Vernetzung von Grünflächen, Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung und der Erhalt des sozialen Umfelds machbar seien.
Maßnahmen und Planungen unterstützen
Schon während des Projektes sollen, so Brickwedde weiter, Maßnahmen und Planungen des Stadtplanungsamtes, des Amtes für Stadtsanierung und Wohnungsbauförderung, des Amtes für Verkehr, des Amtes für Umweltsschutz, des Grünflächenamtes und weiterer Fachämter in Form von Stellungnahmen, Kurzgutachten und Fachbeiträgen unterstützt werden. Dabei beinhalte das Vorhaben, an dem neben Stadt Leipzig und UFZ auch das Planungsbüro POET (Planung und Oeco Tectur), Leipzig, beteiligt ist, die wissenschaftliche Erarbeitung von Strukturtypen und Qualitätszielen wie auch deren praktische Prüfung auf Anwendbarkeit in städtischen Planungsprozessen.