Heek. „Werden Wohn- und Geschäftshäuser abgerissen, fallen in Deutschland jährlich bis zu 58 Millionen Tonnen Bauschutt an. Damit ist dies die Hauptquelle für Abfälle aus Bau- und Abbrucharbeiten. Nur knapp Dreiviertel hiervon werden etwa für Recycling-Beton wiederverwertet. Doch wie kann die Recyclingrate erhöht werden?“ fragte Jens Spahn MdB, Kuratoriumsmitglied der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen, anlässlich der Übergabe des DBU-Bewilligungsschreibens zur Förderung eines Projekts in Heek. Spahn weiter: „Um die natürliche Lebensgrundlage zu schonen und nicht nur Boden, sondern auch die Gewässer, zu schützen, sind innovative Problemlöser gefragt.“ Das Betonwerk Büscher habe sich mit der jetzt bewilligten Projektförderung der DBU zum Ziel gesetzt, die Einsatzmöglichkeiten für Recycling-Beton zu erhöhen, indem erstmalig auch sehr kleinteilige gemischte Bauabfälle als Gesteinszusatz erprobt werden um Fertigbauelemente zu entwickeln.
Recyclingquote von Bauschutt weiter erhöhen
„Fertigbauelemente aus Recycling-Beton sind nicht nur kostengünstiger, sondern auch umweltschonender“, so der DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann. Denn für neuhergestellten Beton werden riesige Mengen an Kies und Schotter benötigt, der Abbau hinterlässt zerklüftete Gruben, die für die Natur erst wieder urbar gemacht werden müssen. Eine Herausforderung ist hierbei die Wiederverwendbarkeit des Bauschutts. Da sich dieser aus verschiedenen Materialien, wie Ziegel-, Gips- und Mauerwerksbruch zusammensetzt – die die Wiederverwertbarkeit beeinflussen – wird durch das Unternehmen Büscher ein Verfahren entwickelt bei dem gemischter Bauschutt weiter aufbereitet werde und die Recyclingquote erhöht werden kann. „Parallel dazu soll der Einsatz von Recycling-Beton bei der Herstellung von Fertigbausystemen erprobt werden. Mit der Förderung schaffen wir eine weitere Basis, durch die der Einsatz von Recycling-Beton im Hochbau vorangebracht wird. Umweltgerechter und kostengünstiger Wohnraum, dessen Nachfrage in Deutschland weiter steigt, ist hiermit denkbar“, erläutere er weiter. Die DBU unterstützt das Projekt fachlich und finanziell mit 124.800 Euro.
Erprobung von Feinfraktionen unterhalb der gesetzlichen Grenzen
„Dadurch dass wir das Material nachhaltig und effizient einsetzen, ist es möglich, Betonfertigteile sehr ressourcenschonend herzustellen. Unser Ziel sind nahezu schlüsselfertige Bausysteme“, so Wolfgang Büscher, Inhaber des Betonwerks Büscher GmbH & Co. KG. Bisher dürfen nur Recycling-Gesteinsteile oberhalb von zwei Millimetern Durchmesser für Recycling-Beton benutzt werden. Mit dem Projekt soll erprobt werden, wie sich Feinfraktionen auch unterhalb dieser gesetzlichen Grenze einsetzen lassen. Hierdurch können natürliche Lebensgrundlagen geschont und Kosten, Kohlendioxid-Ausstoß und Gewicht eingespart werden. Zukünftig sollen die neuen Bausysteme vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) zugelassen werden.
Recycling und die Betonfertigteilherstellung unter einem Dach
Dafür will das Unternehmen die technischen Voraussetzungen schaffen, um vermehrt Bau-Abfallstoffe anzuwenden. Der gemischte Bauschutt muss speziell aufbereitet werden. Mit dem nun startenden DBU-Projekt soll die Technologie erforscht werden, die dazu nötig ist. Büscher weiter: „Um die natürliche Gesteinskörnung aus Kies und Schutt ersetzen zu können, die ein wichtiger Bestandteil im Beton ist, werden nun Rezepturen entwickelt, die erstmalig Recyclingmaterial verwenden.“ Zukünftig sollen bis zu fünfgeschossige Wohngebäude entstehen, bei denen die Recycling-Fertigbauteile für tragende und nicht-tragende Innenwände und Decken zum Einsatz kommen. Um dies möglich zu machen, sind ein standardisiertes Bausystem und eine industrielle Produktion der Bauelemente, ähnlich wie bei der Automatisierung in der Automobilindustrie, nötig. Ebenso sollen die Häuser in transportfähigen Modulen im Werk vorgefertigt werden. „Vor Ort findet das Recycling und die Betonfertigteilherstellung unter einem Dach statt. Hierdurch kann nicht nur klimaschädliches Kohlendioxid durch entfallene Rohstoff- und Auslieferungstransporte eingespart werden, auch der Abbau von Kies und Schotter wird um etwa die Hälfte reduziert, wenn Recycling-Beton eingesetzt wird. Dies ist ein wichtiger Schritt hin zur Kreislaufwirtschaft“, beschreibt Bottermann die ökologischen Vorteile des innovativen Verfahrens.