Bonn. Der mit einer Million Mark höchstdotierte Umweltpreis Europas, der Deutsche Umweltpreis, ist zum viertenmal vergeben worden. Das Kuratorium der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Osnabrück, beschloß unter Vorsitz von Bundesbankpräsident Prof. Dr. Hans Tietmeyer in Bonn, den polnischen Wissenschaftler, Politiker und Ökologen Professor Dr. Maciej Nowicki (55) sowie die Firma Wilkhahn Wilkening & Hahne aus dem niedersächsischen Bad Münder auszuzeichnen. Damit werde, betonte heute Stiftungsgeneralsekretär Fritz Brickwedde, das Lebenswerk Nowickis gewürdigt, dem es durch engagiertes Handeln gelungen sei, Polen in die umweltpolitische Staatengemeinschaft zu integrieren. Die Möbelfirma Wilkhahn Wilkening & Hahne habe den wichtigen Beweis angetreten, daß Methoden des Ökocontrolling ökologisch und ökonomisch zum Erfolg führten. Der Preis wird am 20. Oktober in Hamburg durch Bundesfinanzminister Dr. Theo Waigel übergeben.
Brickwedde betonte in Bonn, seit nunmehr fast 30 Jahren suche Nowicki als Wissenschaftler nach Lösungen zur Verminderung der starken Luftverunreinigungen in den polnischen Industriegebieten, wobei er vorrangig an einem länderübergreifenden Atmosphärenschutz gearbeitet habe. Die Erkenntnisse über die problematische polnische Umweltsituation habe er breit in die Öffentlichkeit hinausgetragen, damit entscheidend an der ökologischen Bewußtseinsentwicklung in Polen mitgewirkt.
Doch nicht nur als Wissenschaftler, auch als Politiker habe er an einer Festigung des Umweltbewußtseins in Polen maßgeblichen Anteil. Als Vize-Umweltminister (1989) und Minister für Umweltschutz, natürliche Ressourcen und Forsten (1990 bis 1991) habe er den umweltpolitischen Aktivitäten in Polen ein eigenes, erkennbares Profil gegeben. Auch um die globale Zusammenarbeit im Bereich der Umweltpolitik habe sich Nowicki als stellvertretender Vorsitzender der Kommission für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen verdient gemacht.
Breite internationale Aufmerksamkeit und Anerkennung habe Nowicki schließlich auch mit seiner Idee auf sich gezogen, einen Teil der erlassenen Auslandsschulden Polens in Umweltschutzmaßnahmen zu stecken. So sei die Stiftung "Ecofund" entstanden, deren hauptamtlicher Präsident Nowicki seit 1992 ist. Unter seiner Leitung habe sich diese Stiftung zu einer über Polen hinausgehenden, anerkannten Finanzierungsinstitution für zahlreiche Umweltprojekte entwickelt. Brickwedde: "Professor Nowicki nimmt den Rang einer Spitzenpersönlichkeit auf dem Gebiet des Umweltschutzes ein, nicht nur in Polen, sondern auch auf der Weltskala."
Die 1907 als Stuhlfabrik gegründete Firma Wilkhahn Wilkening und Hahne würdigte Brickwedde als "Pionier einer zeitgemäßen, verschwendungsarmen und gebrauchswertorientierten Möbelgestaltung mit ökologischem Design". Hier habe eine Firma die Weichen schon frühzeitig auf einen ökologisch verantwortlichen Kurs gestellt und eine ökologisch-soziale Unternehmensstruktur mit einem richtungsweisenden Managementmodell entwickelt. Umweltschutz sei als unternehmerisches Ziel zu einem integrierten Bestandteil der Unternehmensphilosophie herangereift. Wilkhahn Wilkening & Hahne habe den Beweis angetreten, daß Ökocontrolling langfristig Kosten spare und Märkte sichere, Umweltrisiken kalkulierbar und ganzheitlich minimierbar mache und auf Dritte übertragbar sei.
Bereits Anfang der 50er Jahre sei als Unternehmensziel festgelegt worden, dauerhafte Güter zu produzieren, deren Gebrauchswert zu erhöhen und die Verschwendung zu reduzieren. Mit der unternehmensphilosophischen Maxime "Wahrhaftigkeit der Produkte" habe Wilkhahn seither den ästhetischen, praktischen und zugleich ökologischen Nutzen der hergestellten Büromöbel in Einklang zu bringen versucht und gleichzeitig den Anspruch praktisch verwirklicht, Ökologie, Ökonomie, Humanisierung und Ästhetik auf einen Nenner zu bringen. Die Firma habe ein geschlossenes Umweltkonzept entwickelt und umgesetzt, das - so Brickwedde - "auch internationalem Vergleich standhält".