Ratekau. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert ein Modellprojekt zur Verbesserung des Innenraumklimas in Kirchengebäuden mit 125.000 Euro. Den Förderbescheid hat heute Dr. Wulf Grimm, Leiter der Abteilung „Umwelttechnik“ der DBU, in der Vicelinkirche Ratekau, Kreis Ostholstein, an Propst Matthias Wiechmann und Dr. Wilhelm Poser als theologische und fachliche Vertreter der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (NEK) übergeben. Mit der finanziellen Unterstützung der DBU soll auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage ermittelt werden, wie ein möglichst gleich bleibendes, ausgeglichenes Innenraumklima in Kirchen zu erreichen ist. Entscheidend dabei ist, künftig den Energiebedarf und damit den Kohlendioxid-Ausstoß zu mindern, Betriebskosten zu senken und die Bildung von Kondensat zu vermeiden.
Umwelt- und Denkmalschutz im Projekt verbinden
„Konservatorische Schäden an der Denkmalsubstanz wie kostenträchtige Schimmelbildungen in Orgeln von Kirchen waren Anlass für uns, klimatische Lösungen zu finden“, so Poser, Leiter des Baudezernats der NEK. „Neben den betriebswirtschaftlichen, ökologischen und denkmalpflegerischen Aspekten zur Bauerhaltung und -sanierung werden die Bedürfnisse der Gottesdienstbesucher nach angemessenen Raumtemperaturen mit berücksichtigt.“
Modellcharakter für Feld- und Backsteinkirchen in ganz Norddeutschland
Grimm hob bei der Übergabe vor allem das Umweltentlastungspotenzial des Vorhabens hervor. Mit Energieeinsparungen in den umfangreichen und kulturhistorisch wertvollen Kirchengebäuden könne ein entscheidender Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden. Hierbei müsse allerdings ein komplexes Wechselspiel verschiedener Faktoren berücksichtigt werden: „Ziel ist, den Energieverbrauch zu senken, den Einsatz regenerativer Energien zu stärken und gleichzeitig das optimale Raumklima für die zum Teil jahrhundertealten Bauten und ihre wertvolle Ausstattung zu erhalten“, so Grimm. Das aktuelle Projekt der NEK könne hierbei einen Modellcharakter für Feld- und Backsteinkirchen in ganz Norddeutschland entfalten.
Konzepte als Grundlage für künftige Planungen
Die Kirchenkreise Lübeck-Lauenburg und Ostholstein wirken als Kooperationspartner in dem Modellprojekt mit, das in organisatorischer Zusammenarbeit der Bauverwaltungen vom Nordelbischen Kirchenamt und den Kirchenkreisen betreut werden soll. „Es werden zum einen systematisch Daten der Predigtstätten in den beiden Kirchenkreisen erfasst. Zum anderen werden die konkret durchgearbeiteten Konzepte der Kirchen Ratekau und Gudow als Grundlage für zukünftige Planungen dienen“, sagte Poser.
Bereits erste Maßnahmen zur Minderung des Energiebedarfs ergriffen
Wiechmann, Propst des Kirchenkreises Ostholstein, verwies auf das nachhaltige Engagement des Kirchenkreises Eutin, jetzt Ostholstein: In den vergangenen drei Jahren seien in den 19 Kirchengemeinden mehr als 30 Dienstwohnungen für Pastorinnen und Pastoren sowie 16 Gemeindehäuser grundlegend energetisch saniert worden. Diese Arbeiten hätten bereits zur Reduzierung des Energiebedarfs beigetragen, also zur Schonung von Ressourcen der Schöpfung.
Ziel: Beheizung von Kirchen künftig praktikabler und nachhaltiger machen
Die Verwaltungsleiterin des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, Christine Buller-Reinartz, begründete die Teilnahme ihres Kirchenkreises an dem Modellprojekt, der die personelle und finanzielle Federführung hat: Man wolle ganzheitliche Lösungen finden, die auch den Zielen der Klimaschutzkampagne der NEK gerecht würden. Die Temperierung der Kirchen solle praktikabler und nachhaltiger werden. „Dabei wird von einer Schwankungsbreite von maximal vier Grad Celsius ausgegangen und eine maximale Innenraumtemperatur von zwölf Grad Celsius im Winter angestrebt“, so Buller-Reinartz. Das fördere nicht nur das Wohlbefinden der Kirchenbesucher, sondern erhalte auch das wertvolle Kunstgut.
Projektabschluss für 2012 vorgesehen
Die Laufzeit des Projekts soll 19 Monate betragen und in der zweiten Jahreshälfte 2012 abgeschlossen werden – wenn die Fusion der NEK mit den beiden östlichen Nachbar-Landeskirchen vollzogen ist.
Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 29185): Norbert Radzanowski, Pressesprecher der Nordelbischen Kirche, Mobil 0170–8053091