Benediktbeuern. Das Europäische Kompetenzzentrum für energetische Altbausanierung und Denkmalpflege des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP in Benediktbeuern zeigt beispielhafte Wege auf, wie im Bestand energetisch sinnvoll und effektiv saniert werden kann und denkmalgeschützte Objekte erhalten bleiben. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) stellt Fördergelder in Höhe von 308.000 Euro für die Sanierung zur Verfügung und finanziert zudem die messtechnische Begleitung und Forschung durch das Fraunhofer IBP. Heute wurde der Bewilligungsbescheid von dem Generalsekretär der DBU, Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, an das Kloster Benediktbeuern übergeben.
Wissen aus Forschung und Praxis in neuem Zentrum bündeln
Die modellhafte Sanierung der Alten Schäfflerei im Kloster Benediktbeuern beinhaltet Forschung, Demonstration, Wissenssammlung und -vermittlung und dient als Anschauungsobjekt für Architekten, Denkmalpfleger, Handwerker, Bauherrren und Interessierte. „Unser wichtigstes Ziel im Kompetenzzentrum ist das Ineinandergreifen von Handwerk, Wissenschaft und Denkmalpflege sowie die Darstellung von Funktionsweisen innovativer Materialien und Techniken am historischen Gebäude“, erklärte Professor Dr. Gerd Hauser, Institutsleiter des Fraunhofer IBP. Somit steht erstmals eine Bündelung von bauphysikalischem Wissen und Erfahrungen aus dem Bereich des Bauens im denkmalgeschützten Bestand in einem öffentlich wirksamen Beratungszentrum zur Verfügung.
Gebäude nachhaltig nutzen heißt auch Energieverbrauch zu verringern
Mit dem Denkmalpflegezentrum Benediktbeuern wird das Thema Altbausanierung und Denkmalpflege der Allgemeinheit zugänglich gemacht und für jede Interessensschicht fachlich erschlossen. „Denkmalgeschützte Bausubstanz nach energetischen Standards zu sanieren, ist für viele Eigentümer eine große Herausforderung, da hier nicht auf Standartlösungen zurückgegriffen werden kann. Doch eine nachhaltige Nutzung dieser Häuser schließt in der Regel auch eine Reduzierung des Energieverbrauchs ein“, betonte auch Brickwedde die Wichtigkeit des Projekts.
Energetische Optimierung des Obergeschosses
Die Sanierung der Alten Schäfflerei wird hauptsächlich mit öffentlichen Fördermitteln finanziert. Zudem hat sich auch die DBU entschlossen, das Modellvorhaben zu unterstützen. So übernimmt sie einen Teil der Finanzierung für die innovative energetische Optimierung des Obergeschosses der Alten Schäfflerei samt deren Dachwerkinstandsetzung. „Dem Kloster Benediktbeuern kommt als historischer Ort, Baudenkmal und Zentrum der Wissenschaft eine herausragende Bedeutung zu. Das neue Kompetenzzentrum baut diese Funktion nun weiter aus“, hob Brickwedde bei der Bewilligungsübergabe im Kloster Benediktbeuern hervor.
Unterschiedliche Wandheizungssysteme im Test
Noch im November 2010 beginnen die ersten baulichen Aktivitäten für ein vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördertes Forschungsprojekt zu unterschiedlichen Wandheizungssystemen im Nordbau der Alten Schäfflerei. Hierfür wird ein neuer Bodenaufbau definiert, um erste vergleichende Messungen vorzunehmen. Die Dämmschicht im Glasschaumgranulat der Firma Technopor ist mit weiteren Forschungen verknüpft.
Zahlreiche Partner aus Industrie und Wirtschaft
Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Informationszentrum Raum und Bau IRB, dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, dem Bayerischen Landesamt für Umwelt, der Stiftung Bayerisches Baugewerbe, der WTA (Wissenschaftlich-technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege), der Technischen Universität München und der Forschungsallianz Kulturerbe haben sich die Wissenschaftler des Fraunhofer IBP auf den Weg gemacht, erstmals eine Bündelung von bauphysikalischem Wissen und Erfahrungen aus dem Bereich der Baudenkmalpflege und der Altbausanierung in einem öffentlich wirksamen Zentrum anzubieten. Weitere Partner aus Industrie und Wirtschaft sind bisher Isocell, KlemoFlex, Knauf, Krah & Grote, Technopor, Xella und Sto.
Alte Schäfflerei bietet idealen Ort für neues Kompetenzzentrum
Das Kloster Benediktbeuern zählt zu den ältesten Klöstern Oberbayerns. Seine Gründung geht auf das 8. Jahrhundert zurück. Nach der Säkularisation 1803 wurde dort die so genannte Glashütte von Joseph von Utzschneider errichtet. Joseph von Fraunhofer entdeckte hier unter anderem die Fraunhoferschen Linien im Sonnenspektrum. Seit 1930 wird das Kloster von den Salesianern Don Boscos betrieben. Die „Alte Schäfflerei“, die zum ehemaligen Handwerkerbezirk des Klosters gehört, stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das Bauwerk bietet einen idealen Ort für ein Kompetenzzentrum für alle Fragen zu Energieeffizienz und Denkmalpflege.
Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 28688): Dr. Britta von Rettberg, Fraunhofer IBP, Tel.: +49(0) 8024/ 643-613, Fax: +49(0) 8024/ 643–366