Neue Methoden gegen Umweltschäden an national wertvollen Kulturgütern

Innovatives Restaurierungsverfahren für glasierte Ziegel und Terrakotten - DBU unterstützte Entwicklung - Symposium präsentiert Ergebnisse
Osnabrück. Farbige Schmuckelemente zieren die Portale der St. Jakobi-Kirche im brandenburgischen Perleberg - glasierte Ziegel und Formsteine, wie sie oft an bedeutenden Gebäuden im norddeutschen Raum zu finden sind. In den vergangenen Jahrzehnten haben Luftschadstoffe diese Besonderheit stark geschädigt. In einem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützten Projekt haben sich Wissenschaftler unter Leitung des Norddeutschen Zentrums für Materialkunde von Kulturgut (ZMK) gemeinsam mit Restauratoren auf die Suche nach Methoden gemacht, die helfen, die Schmucksteine für die Nachwelt zu erhalten. Auf einem Symposium in Perleberg werden die Ergebnisse am 14. Mai vorgestellt. Die DBU unterstützte das Projekt mit rund 350.000 Euro.

Umfassende Laboruntersuchungen durch ein namhaftes Team

"Glasierte Ziegel und Terrakotten dienten in der repräsentativen Baukunst Norddeutschlands häufig als schmückende Elemente", erläutert Dr. Hans-Jürgen Schwarz vom ZMK (Hannover). "Der farbige Glanz entstand durch Bleiglasuren, die man vor dem Brennen auf die keramischen Bausteine auftrug." In Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut für Silikatforschung (Bronnbach), dem Finger-Institut für Baustoffkunde der Bauhaus-Universität (Weimar), den Denkmalfachbehörden in Brandenburg und Niedersachsen sowie Restauratoren stellte das Team um Dr. Schwarz umfassende Laboruntersuchungen an.

Vom Labor in die Praxis

"Unser Ziel war, Konservierungsmaterialien zu entwickeln und einzusetzen, um die Schäden abzumildern oder ganz verhindern zu können", so Schwarz. Deshalb ging es vom Labor in die Praxis: Erprobt wurden die Forschungserkenntnisse an der spätgotischen St. Jakobi-Kirche in Perleberg und einem Lüneburger Bürgerhaus aus der Renaissance. An zwei weiteren Kirchen in Mecklenburg-Vorpommern und einem bedeutenden Gebäude in Lüneburg wurden vergleichende Untersuchungen durchge-führt.

Geschichte der Portale bleibt sichtbar

"Die Jakobi-Kirche eignete sich hervorragend als Modellobjekt", so Dr. Bärbel Arnold vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege. Die vier Ziegelportale an der Süd- und Nordseite des Kirchenschiffs bestünden aus wechselnden Lagen glasierter und unglasierter Backsteine, die Portale seien im Detail alle unterschiedlich gestaltet. "Die Restaurierung sollte die derzeitige Substanz erhalten", sagt Arnold. Die Geschichte der Portale sollte sichtbar bleiben.

Studierende und Restauratorenbetriebe auf dem neuesten Stand der Forschung

Ergebnisse der Forschungs- und Restaurierungsarbeiten, bei denen erstmals das vom Fraunhofer Institut für Silikatforschung neu entwickelte "Ormocer G" zur Glasurergänzung und -festigung eingesetzt wurde, werden nun auf einem Symposium und einer Ausstellung in Perleberg präsentiert. "Ausschlaggebend für die Förderung des Modell-Projekts war neben dem innovativen Verfahren auch der Wissenstransfer", sagt DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde. Neben Restauratoren seien die Fachbereiche Restaurierung der Fachhochschulen Potsdam und Hildesheim in das Projekt einbezogen worden, so dass in Ausbildung und Praxis vom neuesten Forschungsstand profitiert werde.
In neuem Glanz: das Nordost-Portal der St.-Jakobi-Kirche in Perleberg nach der Restaurierung. Erstmals wurde dabei ein neu entwickeltes Produkt eingesetzt, das auch bei der Erhaltung von Schmucksteinen an anderen Denkmälern helfen kann.
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Die St. Jakobi-Kirche in Perleberg gehört zu den bedeutenden Kirchenbauten in Deutschland. Die spätgotische Kirche ist mit den für den norddeutschen Raum typischen farbig glasierten Schmucksteine verziert, die durch Luftschadstoffe stark geschädigt waren.
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Aus der Nähe betrachtet: glasierte Ziegel an der St. Jakobi-Kirche nach der erfolgreichen Restaurierung.
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