Kuhlmorgen. Militärische Nutzung und Naturschutz haben zunächst wenig gemeinsam. Doch auf ehemaligen Standortübungsplätzen haben sich teils wertvolle Landschaften mit einer hohen Artenvielfalt entwickeln können. Auch die Naturerbefläche Kuhlmorgen hat eine militärische Historie, auf die nun durch Informationstafeln aufmerksam gemacht wird und ausgezeichnete Wege für Interessierte sowie Besonderheiten der Fläche dargestellt werden. Revierleiter Bernd Henning vom Bundesforstbetrieb Vorpommern-Strelitz (BFB VOS) hat nun gemeinsam mit dem Waldarbeiter Dieter Domning die Tafeln aufgestellt. Seit dem 1. Oktober gehört die Fläche zur Kulisse des DBU Naturerbes, einer gemeinnützigen Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die die naturschutzgerechte Betreuung und Verantwortung übernimmt. In Zusammenarbeit mit der Sparte Bundesforst der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben werden naturschutzfachliche Maßnahmen umgesetzt. „Wir wollen diese wertvollen Lebensräume schützen und gleichzeitig die Natur erlebbar machen, soweit keine Gefahr für Besucher durch Munitionsbelastung besteht“, betont Prof. Dr. Werner Wahmhoff, stellvertretender Generalsekretär der DBU und fachlicher Leiter des DBU Naturerbes.
Wege und Informationen zur DBU-Naturerbefläche Kuhlmorgen
Die Infotafeln geben durch zahlreiche Bilder Einblicke in die Tier- und Pflanzenwelt. Es dominieren Vegetationsformen der Sandmagerstandorte in verschiedenen Stadien. Die Pflanzengesellschaften reichen von Pionierstadien der Magerrasen – Offenstellen mit schütteren Silbergrasfluren und Becherflechten – über typische Sandmagerrasen mit Sandstrohblume und Kartäusernelke hin zu heideartigen Aspekten mit Besenheide. Neben Brutvorkommen von Wiedehopf und Ziegenmelker sind auch Greifvögel wie Seeadler und Rotmilan im Vogelschutzgebiet keine Seltenheit. Außerdem werden die ehemalige Nutzung der Fläche beschrieben und mittels einer Karte aktuell empfohlene Rad- und Wanderwege sowie weitere besucherrelevante Informationen dargestellt. „Die weitläufigen Flächen beherbergen Brutvorkommen selten gewordener bodenbrütender Vogelarten wie der Feld- und Heidelerche und stellen auch außerhalb der Brutzeit wichtige Ruhebereiche für störungsempfindliche Tierarten dar. Es ist somit von großer Bedeutung, dass Besucher auf den freigegebenen Wegen bleiben“, verdeutlicht Revierleiter Henning.
Militärische Nutzung ermöglichte ungestörte Entwicklung der Natur
Auf den Flächen und innerhalb der Liegenschaften variiert oft der Grad der Kampfmittelbelastung. Die naturschutzfachlichen Besonderheiten der Fläche gehen auf die militärische Nutzung zurück. So sind die großflächig nährstoffarmen Offenlandbiotope allein durch die Nutzung des Geländes als militärisches Fahrgelände entstanden. Denn das regelmäßige Befahren der Sandflächen, zum Beispiel mit Ketten-Fahrzeugen, verhinderte die Ausbildung einer geschlossenen Vegetationsdecke und eine Bewaldung der Fläche über Sukzession. Regelmäßige Verletzungen des Oberbodens schafften stets neue Offenstellen. Durch das andauernde Zurückwerfen der Vegetationsbildung wurde auch eine natürliche Nährstoffanreicherung am Standort verhindert. So konnten sich hier weitläufig Sandmagerrasen und Heiden erhalten. Sie sind Lebensraum für verschiedene Tier- und Pflanzenarten, welche in der umgebenden Kulturlandschaft teilweise vom Aussterben bedroht sind. Nach Aufgabe der militärischen Nutzung waren die Offenlandflächen in ihrem Fortbestand bedroht, weil durch natürliche Entwicklung nach und nach Büsche und Bäume gewachsen wären. Aus Gründen des Arten- und Biotopschutzes ergreift der BFB VOS deshalb im Auftrag der DBU Pflegemaßnahmen, um die Offenlandbiotope zu erhalten.
DBU Naturerbe: bundesweit 70 Flächen mit insgesamt 69.000 Hektar
„Da, wo es naturschutzfachlich und sicherheitstechnisch möglich ist, wollen wir Naturerlebnisse für Interessierte ermöglichen. Mit dem Erstellen von Naturerbeentwicklungsplänen sollen in einem offenen und transparenten Prozess gemeinsam mit Behörden vor Ort und Naturfreunden zukünftige Maßnahmen erarbeitet und umgesetzt werden“, betont Wahmhoff die Zielsetzungen für die Fläche. Durch einen langlebigen Edelstahlrahmen können die Informationstafeln durch einfaches Austauschen der Inhalte an mögliche Veränderungen angepasst werden. Das DBU Naturerbe wird auf ihren insgesamt 70 vom Bund übertragenen Flächen mit Hinweistafeln über landschaftliche Besonderheiten, Artenvielfalt und den Naturschutz informieren. In der sogenannten ersten Tranche waren 33 Flächen 2008 der Stiftungstochter übergeben worden. Mit der zweiten Tranche folgten 2013 weitere 14. Für weitere insgesamt 23 Flächen übernimmt das DBU Naturerbe nun mit der dritten Tranche zum 1. Oktober die Verantwortung.
Naturschutzfachlichen Wert für kommende Generationen sichern
Die Stiftungstochter aus Osnabrück verwaltet die Flächen treuhänderisch für zukünftige Generationen und sichert sie unter naturschutzfachlichen Aspekten. Auf den insgesamt rund 69.000 Hektar sollen offene Lebensräume mit ihren oft seltenen Arten durch zielgerichtete Pflege bewahrt, naturnahe Wälder möglichst ohne menschlichen Eingriff zu Wildnis entwickelt, artenarme Forste in naturnahe Wälder überführt und Feuchtgebiete sowie Fließ- und Stillgewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten werden.