Berlin. „Nachhaltigkeit als Leitbild einer modernen Landwirtschaft bedarf praktikabler Anwendung“, sagte Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) anlässlich eines Kongresses der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in Berlin. Wenn bestimmte ökologische, soziale und ökonomische Parameter wie etwa Energieverbrauch, geregelte Arbeitszeiten und finanzieller Gewinn nach einem festgelegten Bewertungssystem dargestellt werden, dann ließe sich nachhaltiges Wirtschaften im Betrieb durch Zahlen sichtbar machen. Nachhaltigkeit als komplexe Herausforderung wird so praxistauglich. „Um diese Zukunftsaufgaben zu meistern, muss der Dokumentationsprozess für Landwirte praktikabel sein. Wenn sie einen Nutzen für sich daraus erkennen und gleichzeitig Prozesse erleichtert werden, werden viele dem Beispiel folgen“, betonte Bottermann. Die gesammelten Daten leisten einen nachvollziehbaren Beitrag zum gesellschaftlichen Diskussionsprozess einer nachhaltigen Landwirtschaft in der Praxis.
Nachhaltiges Bewertungssystem mit vielen Vorteilen
Die moderne Landwirtschaft stehe vor den Herausforderungen, die Umwelt zu schützen, die Sozialverträglichkeit zu gewährleisten und gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit sicherzustellen. Hilfestellungen zur Vereinbarkeit dieser Parameter bieten Dokumentations- und Informationssysteme, die diese komplexen Zusammenhänge mittels konkreter Zahlen erfassen. „Als wichtig würde ich erachten, dass die Dokumentation einer nachhaltigen Landwirtschaft erleichtert wird und die Landwirte diese nicht als zusätzliche Bürokratie empfinden. Bisher ließ sich Nachhaltigkeit im landwirtschaftlichen Betrieb nur schwer messen. Spezielle Bewertungssysteme machen das greifbarer und verständlicher“, gab Bottermann zu bedenken. Neben den Landwirten könnten auch Verbraucher von den Informationen profitieren und nachhaltige Aktivitäten der Betriebe zukünftig leichter nachvollziehen.
Fundierte Informationen ermöglichen nachhaltigere Entscheidungen
Durch Bewertungssysteme lassen sich sowohl Betriebe, Prozesse als auch einzelne Produkte miteinander hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit vergleichen. Das erleichtert die Entscheidungsfindung einerseits beim Landwirt, wie er seinen Betrieb führt, und andererseits beim Verbraucher, welche Ware er bevorzugt. Denn durch Zertifikate, die nachhaltige Produktionsmethoden oder Produkte leicht verständlich kennzeichnen, erhält der Verbraucher Transparenz und Sicherheit. Die auf diese Weise sichtbar gemachten Informationen kommen dabei auch den zunehmenden gesellschaftlichen Ansprüchen nach, die etwa eine tiergerechtere Haltung oder eine passgenaue Düngung einfordern.
Landwirtschaft trägt Verantwortung für natürliche Lebensgrundlage
Die umfangreichen politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Forderungen an eine nachhaltige Landwirtschaft müssen gleichzeitig ökologische Handlungsspielräume beachten. „Für den Schutz der Böden, den Erhalt der Artenvielfalt sowie den Umgang mit endlichen Ressourcen tragen Landwirte eine besondere Verantwortung“, so Bottermann. Eine Praxis mit Nährstoffüberschüssen, Bodenerosion oder Gewässerverschmutzung übersteige planetare Belastungsgrenzen, störe Nährstoffkreisläufe und führe zum Verlust biologischer Artenvielfalt (Biodiversität). Die Berücksichtigung von Umwelt-, Tierschutz-, Wirtschafts- und Sozialstandards trage zum Schutz der Biodiversität bei und leiste einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen Landwirtschaft.