Osnabrück. Viele Schulen in Deutschland sind sanierungsbedürftig. Außerdem werden angesichts steigender Schülerzahlen neue Schulen geplant. Zukunftsfähige Lösungsansätze für den „Schulbau der Zukunft“ bietet eine jetzt veröffentlichte Fachinformation der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Von der Pädagogik bis zur Haustechnik werden darin ökologische, soziale und ökonomische Aspekte durch praxisnahe Modellprojekte dargestellt. „Wenn schon frühzeitig wichtige Zielgruppen wie Bauherren, Architekten, Fachplanende sowie vor allem die Nutzer qualifiziert in die Planung eines Bauvorhabens einbezogen werden, können bedarfsorientierte und nachhaltige Konzepte erarbeitet werden“, so Alexander Bonde, DBU-Generalsekretär. Schüler seien sowohl Entscheidungsträger von morgen, als auch Motoren eines zukunftsfähigen, gesellschaftlichen Wandels. Nachhaltigen Schulneu- und -umbauten komme daher eine besondere Bedeutung zu.
Ungleichheit zwischen Aufgaben und Architektur von Schulen
Schulen müssen sich heutzutage mit Herausforderungen wie Ganztagsbetreuung, Inklusion, Digitalisierung, Nachhaltigkeit, energetischen Verbesserungen sowie dem demografischen und strukturellen Wandel auseinandersetzen. Jede Schule ist aufgefordert, sich durch ein eigenes pädagogisches Profil auf dem Bildungsmarkt zu platzieren. „Die Aufgaben von Schulen haben sich in den letzten Jahren aufgrund dieser Herausforderungen potenziert. Die Planungsverfahren und die Architektur der Schulgebäude sind dagegen auf einem gleichbleibenden Stand geblieben“, sagt Dipl.-Ing. Architektin Sabine Djahanschah, DBU-Expertin für klima- und ressourcenschonendes Bauen. Schulbauten und -umbauten entstünden auf der Basis von Raumlisten, die längst überholt seien. Pädagogische Konzepte und das frühzeitige Einbeziehen aller am Schulbetrieb beteiligten Gruppen würden in den meisten Fällen eine unbedeutende Rolle spielen.
Integrale Planung A und O von nutzerorientierten und nachhaltigen Bauten
Dabei sei letzteres, die sogenannte integrale Planung, A und O für ein effizientes, bedarfsgerechtes und zukunftsfähiges Bauvorhaben. Wenn Experten aus Pädagogik, Architektur, Umwelttechnik und Verwaltung sowie Nutzer schon vor der Entwurfsplanung an einem transparenten und gut strukturierten Prozess beteiligt und alle Interessen mitverhandelt werden, zahle sich diese Investition doppelt aus. Zum einen würden Schüler nicht nur vom Ergebnis, wie etwa offenen Lernlandschaften, Aktionsräumen und gutem Raumklima, profitieren, sondern auch ein demokratisches Verständnis aufgrund des Mitspracherechts entwickeln. Zum anderen seien die Lebenszykluskosten geringer, da durch eine gute Bedarfsplanung Umbauten zu einem späteren Zeitpunkt verringert und damit unabsehbare Folgekosten eingespart werden. Das lohne sich vor allem dann, wenn das Schulgebäude ganz im Sinne des Ressourcenschutzes nach Schulschluss durch die Gemeinde als Gemeindezentrum, Bibliothek oder anderweitig genutzt werde. Darüber hinaus seien in Bauprojekten die Anforderungen, die sich aus den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen ergeben, häufig nur interdisziplinär lösbar. In der DBU-Fachinfo „Schulbau der Zukunft“ wird beispielhaft das Gymnasium Diedorf, ein moderner Holzbau, im bayerischen Schmuttertal vorgestellt – eines von vielen DBU-Förderprojekten, die eine integrale Planung und Begleitung von Neubauten und zukunftsweisenden Generalsanierungen zum Ziel hatten.
Fördermittel abrufen für pädagogisch-nachhaltige Sanierungskonzepte
In Deutschland sind viele Schulen sanierungsbedürftig. Nach aktuellen Angaben der KfW-Bank bestehe ein Investitionsrückstand von 48 Milliarden Euro. In 2017 haben sich Bund und Länder auf ein Sanierungsprogramm geeinigt, bei dem der Bund 3,5 Milliarden Euro für die Sanierung von Schulgebäuden zur Verfügung stellt. Auch die KfW-Bank stellt Finanzmittel bereit. Die Modellprojekte der DBU zeigten, dass sich nutzerkonforme und nachhaltige Lösungen, ob bei der Gebäudedämmung, Lüftungstechnik oder Wärmeversorgung, wegen der Energieeinsparungen und einer gesunden Lernumgebung rechnen. So habe die DBU Modellprojekte gefördert, bei denen ältere Schulgebäude mit enormen Energieverbräuchen ganzheitlich zu Passivhausschulen saniert wurden. Der Jahresenergiebedarf des Gymnasiums Sonthofen im bayerischen Allgäu zum Beispiel habe nach der Sanierung etwa nur noch ein Zehntel des Ausgangswertes betragen. Durch die Einsparungen könne damit gerechnet werden, dass sich die Investitionen für die Sanierung in rund zwölf Jahren gegenüber einer Standardlösung nach der Europäischen Energieeinsparverordnung amortisieren werden.
Die DBU-Fachinfo „Schulbau der Zukunft: Ökologisch, pädagogisch, ökonomisch“ mit den Themen integraler Planung, Energieeffizienz, Ressourceneffizienz, Monitoring und Mehrfachnutzung kann unter folgendem Link heruntergeladen werden: https://www.dbu.de/doiLanding1513.html.