Hermannstadt/Rumänien. Im Natur- und Umweltschutz herrscht in Rumänien Nachholbedarf: Trotz schwerer Umweltsünden und -katastrophen in den vergangenen Jahrzehnten drängen wirtschaftliche Probleme das Thema Umweltschutz in den Hintergrund. Und wenn es dennoch angesprochen wird, dann zumeist in Technik und Wirtschaft, nicht aber in Kunst, Kultur und Gesellschaft. „Deshalb wollen wir Umweltschutz interdisziplinär diskutieren und die Kunst unter dem Aspekt Ökologie und Nachhaltigkeit betrachten“, erklärt Frank-Thomas Ziegler, Projektinitiator und Kustos der Brukenthalsammlungen von der Evangelischen Kirchengemeinde Hermannstadt. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützt das Vorhaben und gibt knapp 120.000 Euro für die Qualifizierung der Kunstgalerie und des Naturkundemuseums Hermannstadt zum Kompetenzzentrum für Umweltkommunikation und -management. Geplant seien Arbeitsgruppen, Ausstellungen und Publikationen zum Thema Kunst und Nachhaltigkeit.
EMAS-Zertifizierung als Ziel: Brukenthalmuseum damit Vorbild in Mittel- und Südosteuropa
„Das Brukenthalmuseum ist eine wichtige und einflussreiche öffentliche Institution mit Ausstrahlungskraft auf ganz Mittel- und Südosteuropa. Mit dem Vorhaben, ein Kompetenzzentrum für Umweltkommunikation und -management zu werden, geht es als Vorbild für andere Museen und gesellschaftliche Einrichtungen voran“, sagt Ziegler. Das Konzept, kunsthistorische Fragen mit Schulungen für Mitarbeiter, Ausstellungen und einem museumspädagogischen Programm zu verbinden, sei neu und innovativ. Ziegler erwartet daher auch Impulse für Deutschland und Europa. Neben der Kunstgalerie und dem Naturkundemuseum als zwei Einrichtungen des Brukenthalmuseums sind die Evangelische Kirchengemeinde und das Amt für Umweltschutz Hermannstadt an dem Projekt beteiligt. Ihr Ziel ist die Zertifizierung ihrer Umweltmanagementsysteme durch das europäische Gütesiegel EMAS (Eco-Management and Audit Scheme). Schon 2008 förderte die DBU das Projekt „Kirche für Klimaschutz“ der Evangelischen Kirchengemeinde Hermannstadt und verhalf ihr zur EMAS-Zertifizierung, als zweiter Institution in Rumänien.
Drei Säulen: Schulungen zur Nachhaltigkeit, Museumspädagogik und Ausstellungen
Das Vorhaben bestehe aus drei Säulen: Zunächst solle ermittelt werden, wie viel Müll die beteiligten Institutionen produzieren und wie viel Energie und Rohstoffe sie verbrauchen. Das Ergebnis bilde die Grundlage für die Erarbeitung und Umsetzung eines Umweltmanagementsystems. Dafür müsse das Personal in Arbeitskreisen und Lehrveranstaltungen qualifiziert werden. Zum einen werde inhaltlich von den Wissenschaftlern und Kuratoren überlegt, wie Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen mit kultur- und kunsthistorischen Diskursen verbunden werden können. Zum anderen würden Restauratoren und Konservatoren praktisch geschult, wie sie zum Beispiel umweltschädliche Substanzen vermeiden können.
Verhältnis von Umwelt, Mensch und Natur in der Kunst
Die zweite Säule bilde die Museumspädagogik und Umweltkommunikation. Sie richte sich besonders an Schulklassen, Familien und Kinder. „Thematisiert wird zum Beispiel das Verhältnis von Mensch und Natur in den Kunstwerken“, so Ziegler. Die dritte Säule stütze sich auf die Erkenntnisse der ersten beiden Säulen, dargestellt in vier Ausstellungen zu unterschiedlichen Umwelt-Themen wie „Tierschicksale in Buchillustrationen“ oder „Lebensmittel und Wohlbefinden in der Kunst vom 16. bis 21. Jahrhundert“. Zusätzlich seien eine Dokumentarausstellung, eine Konferenz und Publikationen geplant, um über die Fortschritte zu informieren.
"Der Mann mit der grünen Sendelbinde" - Berühmtes Gemälde als Namensgeber
„Anhand der Bestände aus dem Brukenthalmuseum kann die Entwicklung des modernen Naturverständnisses und der Umgang des Menschen mit dem Lebensraum Erde diskutiert werden, um möglicherweise auch Lösungen für heutige Probleme in den Kunstwerken zu entdecken“, betonte DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde. Namenspate für das Projekt „Die grüne Sendelbinde“ sei das berühmteste Gemälde des Museums, „Der Mann mit der blauen Sendelbinde“ von Jan van Eyck (um 1430), dem auf dem Projektlogo kurzerhand eine grüne Sendelbinde verpasst wurde, um den ökologischen Schwerpunkt und das Thema Umweltschutz zu betonen.
Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 30139): Frank-Thomas Ziegler, Evangelische Kirchengemeinde Hermannstadt, Telefon: 0040/726337433, Telefax: 0040/269211203