Mutmacher für den Schutz der Erde

DBU zeichnet Franziska Tanneberger und Thomas Speidel aus

Osnabrück. Derzeit wird in Cali, Kolumbien, auf dem Weltnaturgipfel und bald in Baku, Aserbaidschan, auf der Weltklimakonferenz über Wege zum besseren Schutz der Erde debattiert. Zwei Menschen zeigen heute in Mainz, wie praktische Lösungen aussehen können: Moorforscherin Dr. Franziska Tanneberger und Elektrotechnik-Ingenieur Thomas Speidel werden deshalb in der Rheingoldhalle mit dem Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ausgezeichnet. Beide teilen sich den Preis in Höhe von insgesamt 500.000 Euro, der zu den höchstdotierten Umwelt-Auszeichnungen Europas zählt. Überreicht wird der Preis von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Trotz Kriegen und Krisen Zeichen für Zuversicht setzen

Der Deutsche Umweltpreis der DBU geht dieses Jahr an Moorforscherin Dr. Franziska Tanneberger (2. v. l.) und E-Mobilität-Pionier Thomas Speidel (3. v. l.), hier zusammen mit DBU-Generalsekretär Alexander Bonde (r.) und dem DBU-Kuratoriumsvorsitzenden Kai Niebert.
© Peter Himsel/DBU

DBU-Generalsekretär Alexander Bonde nennt beide Ausgezeichnete „echte Praxis-Pioniere“. Tanneberger beweise „auch in Gummistiefeln bei Terminen mit Bäuerinnen und Bauern, dass Moorschutz und Moornutzung kein Widerspruch sind und eine zukunftsfähige Nutzung nasser Moore möglich ist“. Speidel habe „mit seiner Innovationskraft sowie seiner strategischen Weitsicht und seinem wirtschaftlichen Wagemut“ überzeugt. DBU-Kuratoriumsvorsitzender Prof. Dr. Kai Niebert: „Wir dürfen nicht vor den akuten Problemen kapitulieren. Das machen uns Franziska Tanneberger und Thomas Speidel eindrucksvoll klar. Es geht darum, Möglichkeiten des Wandels zu erkennen und zu nutzen.“ Die DBU will laut Niebert mit der diesjährigen Verleihung des Deutschen Umweltpreises auch ein Zeichen für Zuversicht setzen. „Denn sowohl im natürlichen Klimaschutz als auch in der Elektromobilität haben wir die Technologien, die Fähigkeiten und das Wissen, um den ökologischen Wechsel zu beflügeln“, so Niebert. Nach Bondes Worten sind Tanneberger und Speidel Menschen, „die neue Wege wagen und dadurch anderen Mut machen. Trotz der vielen Kriege und Krisen dürfen wir nicht verzweifeln, sondern müssen weitermachen für den Erhalt des Planeten.“

Bonde und Niebert: Klima und Biodiversität sind zwei Seiten einer Medaille  

Warum die Bewahrung von Biodiversität und der Erhalt von Ökosystemen unverzichtbar für die Existenz der Menschen sind, wird derzeit jenseits des Atlantik in Cali deutlich: Auf der 16. Konferenz der Vereinten Nationen (United Nations, UN) zur biologischen Vielfalt (COP16) ringen fast 200 Staaten um Antworten auf die Fragen, wie der Raubbau an Natur und Umwelt gestoppt und vor allem, wie der Beschluss der COP15 in Montreal vor zwei Jahren umgesetzt werden kann: mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen. Während die COP16 ein Schlaglicht auf die fragile biologische Vielfalt wirft, beginnt bald in Baku die UN-Klimakonferenz mit dem Blick auf die besorgniserregende Erderwärmung. Wie in Kolumbien geht es in Aserbaidschan um die praktische Umsetzung vereinbarter Ziele. Denn auf der Pariser Weltklimakonferenz 2015 hatten sich die beteiligten ebenfalls fast 200 Staaten geeinigt, das Aufheizen des Planeten auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Bonde und Niebert: „Klima und Biodiversität sind zwei Seiten einer Medaille. Die Menschen müssen beides schützen – zum Erhalt der Erde und der eigenen Existenz.“ Tanneberger und Speidel seien auch deshalb für den Deutschen Umweltpreis ausgewählt worden, „weil sie mit Tatkraft zeigen, wie man was für mehr Umwelt- und Biodiversitätsschutz tun kann“.

Wiedervernässung von Mooren unentbehrlich zum Speichern von klimaschädlichem Kohlendioxid

Die DBU zeichnet die international renommierte Moorforscherin Tanneberger, die unter anderem maßgeblich am ersten globalen Moor-Zustandsbericht mitgewirkt hat, mit dem Deutschen Umweltpreis aus, weil sie nach Bondes Worten „als treibende Kraft die Revitalisierung von Mooren vorangebracht und es zugleich geschafft hat, Brücken zwischen Wissenschaft, Politik und Landwirtschaft zu bauen“. Die Wiedervernässung trockengelegter Moore sei „unentbehrlich, um klimaschädliches Kohlendioxid zu speichern“. Die Aufgabe ist riesig: Weltweit sind die künstlich trockengelegten Moorflächen jährlich Ursache für rund zwei Milliarden Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente – etwa vier Prozent der durch Menschen global verursachten Treibhausgasemissionen. Bonde zufolge sind Moore überdies nicht nur Kohlenstoffsenken, „sondern auch Wasserspeicher und ein Garant für Lebensvielfalt“. Tanneberger sei es gelungen, „für besseren Schutz von Klima und Biodiversität Bäuerinnen und Bauern ins Boot zu holen, weil man Moore nämlich auch nass nutzen kann“. Als Beispiele nannte der DBU-Generalsekretär innovative Materialien zum Bauen und Dämmen, die Streunutzung etwa in Bayern sowie Rohrdächer auf Häusern in Norddeutschland.

Multi-Tools wie ein Schweizer Taschenmesser der Energiewende

Elektrotechnik-Ingenieur Thomas Speidel wiederum erhält laut Niebert den Deutschen Umweltpreis, „weil er ein Wegbereiter der Energiewende ist“. Als Geschäftsführer des mittlerweile an der Börse gelisteten Unternehmens ads-tec Energy in Nürtingen bei Stuttgart sei er „quasi gelebte Transformation“. Niebert: „Er hat seinen Betrieb von einer Firma für Verbrennertechnik in ein Unternehmen umgewandelt, das die batteriegepufferten Schnellladesysteme ChargeBox und ChargePost entwickelt hat und so für mehr Tempo in der Elektromobilität sorgt.“ Der Clou: Stromtanken ist minutenschnell statt stundenlang möglich. Die beiden Systeme ziehen langsam Strom aus dem Netz, speichern ihn, um bei Bedarf ein E-Fahrzeug in einem Schwall aufzuladen – ähnlich wie bei einem WC-Spülkasten, der sich langsam auffüllt und sich blitzschnell entleert. Speidel spricht von „Multi-Tools, wie wie ein Schweizer Taschenmesser der Energiewende“ funktionieren: schnelles Stromtanken, Stabilisierung des Netzes, Überbrücken der fehlenden Ladeinfrastruktur und sogar digitale Litfaß-Säule. Denn der ChargePost bietet zudem die Option großer Werbedisplays. Bonde und Niebert: „Umweltfreundliche E-Mobilität bietet die Chance, den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid erheblich zu verringern. Das müssen wir nutzen. Weltweit ist der Wandel der Autoindustrie zur E-Mobilität in vollem Gang.“

Hintergrund:
Mit dem 2024 zum 32. Mal verliehenen Deutschen Umweltpreis der DBU werden Leistungen von Menschen ausgezeichnet, die vorbildlich zum Schutz und Erhalt der Umwelt beitragen. Kandidatinnen und Kandidaten werden der DBU vorgeschlagen. Berechtigt dazu sind etwa Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften, Kirchen, Umwelt- und Naturschutzverbände, wissenschaftliche Vereinigungen und Forschungsgemeinschaften, Medien, das Handwerk und Wirtschaftsverbände. Selbstvorschläge sind nicht möglich. Eine vom DBU-Kuratorium ernannte Jury unabhängiger Fachleute aus Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und gesellschaftlichen Gruppen empfiehlt dem DBU-Kuratorium Preisträgerinnen und Preisträger für das jeweilige Jahr. Das DBU-Kuratorium fällt die endgültige Entscheidung. Infos zum Deutschen Umweltpreis und Ausgezeichneten:
https://www.dbu.de/umweltpreis.

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