Moorschutz ist Klimaschutz

Rund 500 Hektar Moor auf DBU-Naturerbefläche Ueckermünder Heide wiedervernässt – eine Bilanz

Hintersee. Wer heute den Blick von der Aussichtsplattform über das Martensche Bruch schweifen lässt, kann trotz der aktuellen Trockenheit Tümpel und artenreiche Feuchtwiesen bestaunen – ein idyllischer Blick über das wiedervernässte Niedermoor. Noch vor gut zehn Jahren bot sich ein anderes Bild: Entwässerungsgräben entzogen dem Torfboden Wasser, um die Fläche landwirtschaftlich besser nutzbar zu machen. Das Martensche Bruch liegt in der Ueckermünder Heide im Nordosten Mecklenburg-Vorpommerns. Seitdem die Fläche 2008 als Teil des Nationalen Naturerbes an die gemeinnützige Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), das DBU Naturerbe, überging, ist sie gänzlich dem Naturschutz gewidmet. „Gerade aufgrund der Folgen des Klimawandels müssen wir in Naturschutzgebieten, aber auch in der Landwirtschaft verstärkt darauf achten, Wasser in der Landschaft zu halten – beispielsweise indem wir Moore wiedervernässen“, fordert Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe.

DBU Naturerbe will Wasser in der Landschaft halten

In Zeiten von Hitze, Dürre und Starkregen, die der Klimawandel verursacht, sei ein Paradigmenwechsel unbedingt nötig: „Indem wir Moore, Auen und Feuchtgebiete nicht weiter über Gräben und Drainagen entwässern sowie Flüsse und Bäche renaturieren, können wir immer wichtiger werdende Wasserrückhaltemöglichkeiten wiederherstellen“, erklärt Belting die Forderung. Dieses Ziel verfolge die Fachliche Leiterin im Feuchtgebietsmanagement auf den 71 DBU-Naturerbeflächen mit rund 70.000 Hektar. In der Vergangenheit habe der Fokus der meisten Bewirtschafter darauf gelegen, das Land möglichst einfach nutzbar zu machen. Folglich wurden die Flächen über gut ausgebaute Grabensysteme ganzjährig entwässert, und es blieben nur wenige Reserven in der Landschaft. Regne es längere Zeit nicht, wie in den vergangenen Jahren, würden die Flächen weiter austrocknen und der Grundwasserspiegel sinke.

Moorschutz wichtig für Klima und Artenvielfalt

Auch das Martensche Bruch ist mithilfe von Entwässerungsgräben nutzbar gemacht worden. Doch indem den Torfböden das Wasser entzogen wird, trägt dies auf großer Fläche zur Erderwärmung bei: Der Torf besteht aus abgestorbenen, auf Dauer konservierten Pflanzenteilen, die Kohlenstoff speichern. Wenn Moore trockenfallen, kommt der Torfboden mit Sauerstoff in Berührung. Das löst den Abbau des Torfes aus. Infolgedessen gelangt der gespeicherte Kohlenstoff in großen Mengen als klimaschädliches Kohlenstoffdioxid (CO2) in die Luft. Intakte Moore mit natürlichem Wasserhaushalt können dagegen dauerhaft viel Kohlenstoff im Boden speichern. Werden Feuchtgebiete entwässert, verschwinden seltene Lebensräume und spezialisierte Tiere und Pflanzen.

Grundwasserspiegel Stück für Stück angestaut

Seit 2011 haben Experten unter wissenschaftlicher Begleitung der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde im Rahmen einer Kompensationsmaßnahme für den Bau der Ferngasleitung OPAL den Grundwasserspiegel im Martenschen Bruch Stück für Stück angehoben. Mithilfe von Stauwerken in den Entwässerungsgräben können Mitarbeiter des Bundesforstbetriebes Vorpommern-Strelitz, der die Fläche vor Ort im Auftrag des DBU Naturerbes betreut, den Wasserstand kontrollieren. Auf rund 500 Hektar entwickelt sich ein artenreicher Feuchtgebietskomplex, in dem sich moortypische Arten wieder ansiedeln können und sich der Torfkörper nicht weiter zersetzt. Marco Breiding, Trasseningenieur bei dem Gasnetzbetreiber GASCADE (Kassel), freut sich über das gelungene Projekt: „Mit der Planung und Finanzierung im Zuge einer umfassenden Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme konnten wir einen wichtigen Beitrag zum Wassermanagement sowie zum Klima- und Artenschutz leisten.“ In der Moorlandschaft haben sich Tümpel, Flachwasserbereiche und artenreiche Feuchtwiesen gebildet, die moortypischen Arten wie der Schnabel-Segge wieder eine Heimat bieten. Es kamen auch seltene Tierarten zurück wie die an Moore gebundene Libellenart Große Moosjungfer und den Großen Feuerfalter als europaweit geschützte Arten.

Projekt abgeschlossen – weitere werden folgen

Seit 2018 habe das Hauptstauwerk seine Endstauhöhe erreicht. Seit 2019 ist die Kompensationsmaßnahme abgeschlossen und soll weiterhin durch ein Monitoring begleitet werden. Für Klima- und Lebensraumschutz sei es wichtig, weitere Feuchtgebiete auf den DBU-Naturerbeflächen zu renaturieren und die bereits wiedervernässten zu erhalten. „Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen können auf diesem Gebiet eine große Wirkung erzielen und sind daher bei uns im Naturerbe gut platziert“, so Belting.


Ansprechpartner bei Fragen zur DBU-Naturerbefläche Ueckermünder Heide: Wolf Ulrich Menzel, Tel. 039771|5296140

Von der Aussichtsplattform auf der DBU-Naturerbefläche Ueckermünder Heide lohnt sich ein Blick über den wiedervernässten Feuchtgebietskomplex Martensches Bruch.
© Lena Fitzner/DBU Naturerbe
Mit Stauwerken in den Entwässerungsgräben kann der Wasserstand im Martenschen Bruch zentimetergenau kontrolliert werden.
© H. Otto Denstorf/DBU Naturerbe
Mit den moortypischen Pflanzenarten kamen auch seltene Tiere zurück auf die DBU-Naturerbefläche Ueckermünder Heide: Der Große Feuerfalter ist europaweit geschützt und lebt in nassen Lebensräumen wie etwa Feuchtwiesen.
© Erk Dallmeyer/piclease

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