Moorschutz im DBU-Naturerbe Gelbensander Forst

Detailplanungen starten – Körber-Stiftung finanziert Maßnahme als CO2-Kompensation

Gelbensande. Moorschutz ist Klimaschutz – diese Erkenntnis hat sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr durchgesetzt. „Vier bis fünf Prozent der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland entweichen aus Torfböden. Etwa 95 Prozent dieser Lebensräume sind entwässert, was die Freisetzung von klimaschädlichen Gasen anheizt“, weiß Michael Dittrich, stellvertretender Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und Prokurist ihrer gemeinnützigen Tochter, dem DBU Naturerbe. Wer im Klimaschutz etwas bewirken will, kann sich dem Moorschutz zuwenden – so, wie die Körber-Stiftung. In den nächsten Wochen startet die Detailplanung für die Wiedervernässung des Niedermoores auf rund 100 Hektar (ha) der DBU-Naturerbefläche Gelbensander Forst nördlich von Rostock. „Wir kooperieren erstmals mit einer anderen Stiftung, der Körber- Stiftung“, so Dittrich. Diese habe sich Klimaneutralität zum Ziel gesetzt und finanziere 25 Jahre lang die Maßnahmenumsetzung als freiwillige Kohlenstoffdioxid-Kompensation.

Detaillierte Maßnahmenplanung in den kommenden Wochen

Im aktuellen Bericht des Bundesumweltministeriums zur Lage der Natur, sehen die Verfasser den Erhaltungszustand aller Moorlebensraumtypen in Deutschland überwiegend kritisch. Der Gesamttrend verschlechtere sich weiter. Fast 80 Prozent der deutschen Moore liegen im norddeutschen Tiefland – also in Niedersachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, wo auch der Gelbensander Forst ist. „Wir haben die insgesamt rund 1.000 ha große ehemals militärisch genutzte Fläche 2013 als Teil des Nationalen Naturerbes vom Bund übernommen. Jetzt gilt es, im ersten Schritt weitere Erkenntnisse etwa zur Torftiefe zu sammeln“, erklärt Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe. Mit Bodensonde und einem speziellen Erdbohrstock, dem sogenannten Pürkhauer, würden im Juni im Rahmen einer Ist-Analyse Torfproben gestochen und analysiert. „Mit den gewonnenen Erkenntnissen werden wir unsere Maßnahmenplanung für das Wiedervernässen konkretisieren“, so Belting. Sicher sei jetzt schon: Der Torfkörper werde sich nur erholen, wenn das von Menschen gezogene Grabensystem dem Moor nicht weiter ganzjährig das Wasser abziehe. Was einerseits für die Land- und Forstwirtschaft gut war, führte andererseits dazu, dass der Torfkörper mit Sauerstoff in Verbindung kam, mineralisierte und dadurch Klimagase wie Kohlenstoffdioxid (CO2) freisetze. Beim Wiedervernässen werde in der Regel der umgekehrte Weg eingeschlagen.

Projektziele: Torfböden wiedervernässen und Feuchtwiesen erhalten

Doch auf der DBU-Naturerbefläche, die den östlichen Teil der Rostocker Heide umfasst, ist es nicht ganz so einfach. „Bei der Übernahme von Bund haben wir uns vertraglich auch dazu verpflichtet, das selten gewordene Feuchtgrünland zu erhalten und zu fördern“, erläutert Belting. Demnach dürfen die entsprechenden Wiesen nicht das ganze Jahr so feucht sein, dass sie nicht mehr gemäht werden können. Denn dann würde dieser seltene Lebensraum verschwinden. „Um sowohl das Niedermoor wieder zu vernässen als auch die Feuchtwiesen zu erhalten, werden wir mit mechanischen Klappenstauen arbeiten. Mit ihrer Hilfe können wir den Grundwasserpegel zentimetergenau einstellen, damit das Bewirtschaften des Offenlandes temporär möglich bleibt“, erklärt Belting.

Langjährige Unterstützung der Körber-Stiftung als Win-Win-Situation

Deutschland hat sich im Rahmen der europäischen Natura-2000-Richtlinie verpflichtet, die Moorlebensräume zu schützen und ihren qualitativen Zustand zu verbessern. „Der Patient Moor braucht eine langatmige Betreuung. Langfristig muss geschaut werden, ob die Maßnahmen vor allem auch aufgrund des Klimawandels mit ändernden Niederschlagsverteilungen und Verdunstungsraten in die richtige Richtung laufen“, weiß Belting und freut sich daher über die langjährige Unterstützung der Körber-Stiftung. Für Dr. Thomas Paulsen, Vorstand der Körber-Stiftung eine Win-Win-Situation: „Ich war von der Idee begeistert, mit einer deutschen Stiftung Maßnahmen zur CO2-Kompensation ergreifen zu können. Und dies nicht irgendwo auf der Welt und lediglich auf dem Papier nachvollziehbar, sondern in unmittelbarer Umgebung und zum Anfassen.“ Nachahmer sind willkommen: „Wir haben eine Anzahl von Flächen im DBU-Naturerbe, die wir Stiftungen im Rahmen von langjährigen Kooperationsprojekten zur CO2-Kompensation oder auch zur Erhaltung und Verbesserung der Artenvielfalt anbieten können“, bekräftigt Dittrich.


Ansprechpartner bei Fragen zur DBU-Naturerbefläche Gelbensander Forst: Bundesforst-Koordinator, Wolf Menzel, Tel. 039771|5296-190

Machten sich einen Eindruck von der Moorwiedervernässungsfläche im DBU Naturerbe Gelbensander Forst: Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe, Dr. Thomas Paulsen, Vorstand der Körber-Stiftung, Michael Dittrich, stellvertretender DBU-Generalsekretär, DBU-Feuchtgebietsmanager Dr. Uwe Fuellhaas und Bundesforst-Revierleiter Dirk Möller (v.l.). Hinweis: Das Foto wurde vor den Corona-Abstandsregeln aufgenommen.
© Sabine Quian
Die Technik des Klappenstaus kann auch zur Wiedervernässung auf der DBU-Naturerbefläche Gelbensander Forst eingesetzt werden. Mit ihr lässt sich die Stauhöhe in den Wassergräben zentimetergenau regulieren.
© Uwe Fuellhaas/DBU Naturerbe GmbH
Die rund 1.000 Hektar große DBU-Naturerbefläche Gelbensander Forst gehört seit 2013 dem DBU Naturerbe und liegt im Landkreis Rostock.
© DBU Naturerbe GmbH

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