Osnabrück. „Die Malereien an den Wänden und Decken der Katholischen Pfarrkirche St. Joseph in Osnabrück sind in den letzten Jahrzehnten durch Autoabgase und Schadstoffe nahegelegener Industriebetriebe stark beschädigt worden. Diesen Verfallsprozess wollen wir stoppen.“ - Mit diesen Worten übergab heute Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), Pfarrer Hermann Hülsmann das Bewilligungsschreiben über 124.000 Euro in der Kirche St. Joseph. Im Zuge des geplanten Umbaus des Kirchenraums fördert die DBU das Erstellen und Erproben eines Konzepts zum dauerhaften Erhalt der Decken- und Wandmalerei. Insgesamt strebe die Kirche eine nachhaltige, ökologisch und ökonomisch wirksame Energieversorgung und -bereitstellung an, sagte Hülsmann. So soll beispielsweise die Energie einer benachbarten geothermischen Heizung die Kirche in Zukunft zum Teil mitversorgen.
Optimales Raumklima und gute Belüftung entscheidend für Schutz der Malereien
„Da immer weniger Besucher an den Gottesdiensten teilnehmen, hat die Gemeinde beschlossen, den großen Kirchenraum zu verkleinern. Während im westlichen Teil der Kirche ein Gemeindehaus integriert werden soll, ist der Bereich mit den Malereien weiterhin für unsere Gottesdienste vorgesehen“, sagte Hülsmann. Um die wertvollen Kunstwerke dauerhaft zu schützen, seien ein optimales Raumklima und eine gute Belüftung entscheidend. So könne die vorhandene Bausubstanz im Sinne eines Energiegewinns erhalten bleiben und müsse nicht abgerissen oder ungenutzt zurückgelassen werden. Angestrebt werde ein nachhaltiges Konzept, das sich auf die „Klimaethik“ – die Reflexion moralischer Fragen über den Klimawandel – bezieht.
Klimatischen Veränderungen analysieren, die mit Verkleinern des Kirchenraums verbunden sind
Am Beispiel St. Joseph sollten die mit dem Verkleinern des Kirchenraums verbundenen klimatischen Veränderungen analysiert werden, sagte Brickwedde. „Mit dem Erstellen und Erproben eines Konzepts für das richtige Temperieren und Be- und Entlüften des Kirchenraums sollen denkmalgeschützte Malereien dauerhaft erhalten bleiben.“ Zum Beispiel soll eine automatische Fensterlüftung im Innenraum eingebaut werden, um das Klima zu stabilisieren. Zur Grundtemperierung des Kirchenraums in den Wintermonaten soll auch die in direkter Nachbarschaft geplante Geothermie-Anlage mitgenutzt werden. „Die optimale Nutzung von erneuerbaren Energien bietet eine ideale Lösung, um nicht nur wertvolle Kunstwerke, sondern auch die Umwelt zu schützen.“
Malereien, mittelalterliche Symbole und Formensprache der Romanik machen Kirche besonders
Die Kirche wurde 1913 bis 1917 nach den Plänen des Architekten Albert Feldwisch-Drentrup erbaut. „Mit ihren außergewöhnlichen Wand- und Deckenmalereien, den zahlreichen mittelalterlichen Symbolen und der zur Entstehungszeit außergewöhnlichen Formensprache der Romanik stellt sie eine Besonderheit dar, weil zu dieser Zeit Kirchenneubauten üblicherweise im neugotischen Stil errichtet wurden“, sagte Hülsmann. Kooperationspartner des Projekts sind Prof. Dr.-Ing. Harald Garrecht von der Technologie Transfer Initiative „MoCult“ der Universität Stuttgart und Prof. Dr. Karin Petersen von der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst aus Hildesheim. Renoviert und umgebaut wird die Kirche nach Plänen des Architekten Ulrich Recker in Zusammenarbeit mit dem Stephanswerk und der Kirchengemeinde, der Denkmalpflege und dem Bischöfliches Generalvikariat Osnabrück.
Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (30699): Pfarrer Hermann Hülsmann, St. Joseph, Telefon: 0541/500510.