Joachimsthal. Modernste Technologien ermöglichen der Landwirtschaft zunehmend genauer und bedarfsorientierter zu arbeiten. „Die digitale Revolution in der Landwirtschaft gestattet steigende Erträge bei geringerem Ressourceneinsatz und besserem Umweltschutz“, sagte Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), heute anlässlich der Mitgliederversammlung des Bundesverbandes Deutscher Pflanzenzüchter in Joachimsthal. Potenziale zum Schutz der Umwelt lägen etwa in einem präziseren Einsatz von organischem Dünger und verringerten Kraftstoffverbrauch oder optimierten Stallklima – häufig Faktoren, die auch der Wirtschaftlichkeit des Betriebes zu Gute kämen. Die aus der Digitalisierung resultierende Effizienz sei eine „Win-Win-Situation für Umwelt und Landwirte und daher die Zukunft einer nachhaltigen Landbewirtschaftung“.
Durch digitalen Fortschritt die Umwelt nachhaltig schützen
Der Einsatz digitaler Hilfsmittel ist in der Landwirtschaft bereits seit vielen Jahren durch Melkroboter oder automatische Fütterungssysteme bekannt. Durch moderne Technologien werden nun weitere Arbeitsbereiche miteinander vernetzt. Unter den Begriffen „Precision Farming“ im Ackerbau oder „Precision Livestock Farming“ in der Nutztierhaltung wird an digitalen Verfahrenstechniken zur Ressourcenschonung in der Landwirtschaft geforscht, erläuterte Bottermann. Drohnen ermittelten beispielsweise möglichen Schädlingsbefall an Pflanzen. Die DBU sehe in solchen Projekten innovative und modellhafte Lösungsansätze, die zum Schutz der Umwelt beitragen könnten. „Derartige Projektergebnisse sind praxisbezogen und zukunftsfähig. Hier wollen wir noch weitere innovative und für die praktische Anwendung vielversprechende Vorhaben fördern“, erläuterte Bottermann die Rolle der DBU. Die Förderleitlinien der DBU knüpften an aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse über planetare Grenzen und die von den Vereinten Nationen beschlossenen Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDG) an. Entschlossenes Handeln in Bezug auf die Landwirtschaft gebe es aus nationaler und internationaler Sicht unter anderem bei der Verringerung des Stickstoffeintrags. Genau dazu liefere eine digitalisierte Landwirtschaft Lösungsansätze.
Präzise Bewirtschaftungssysteme durch GPS-Unterstützung
Grundlage für die digitale Bewirtschaftung auf dem Feld sei das Global Positioning System (GPS), welches die passgenaue Steuerung von Landmaschinen und damit eine vollautomatische Feldbearbeitung zulasse. Diese automatischen Lenksysteme finden sich auch beim Gülle-Strip-Till-Verfahren wieder. Mit gezielter Güllegabe in Form von Streifen im Boden wird das Düngemittel auf das Feld gebracht. Die dabei angelegten Fahrspuren werden auf GPS-Basis digital gespeichert und ermöglichen eine Aussaat der Reihenkulturen von Mais und Rübe exakt oberhalb des angelegten Güllestreifens. Mit diesem gezielten Verfahren werde die ausgebrachte Güllemenge verringert, die Stickstoffeffizienz verbessert und somit die Umweltbelastung verringert, erläuterte Bottermann.
Flächendeckendes Breitband-Internet als Grundlage für Digitalisierung
„Die digitale Landwirtschaft hat in Zusammenhang mit einer nachhaltigen Bewirtschaftung Zukunft“, betont Bottermann. Nicht in Vergessenheit geraten dürften jedoch der technische Datenschutz und der sensible Umgang mit betriebseigenen Informationen. Zudem mangele es auch noch auf dem Land an einer flächendeckenden Breitband-Internetverbindung, die lokale Daten vom Feld ohne Zeitverzögerung an elektronische Datenserver übermittelt. Die Unterstützung neuer Lösungsansätze könne das Bewusstsein fördern und so einen Beitrag zum Umweltschutz bieten.