Jämlitz. Bisher hat Revierleiter Gert Noack vom Bundesforstbetrieb Lausitz täglich bis zu 30 Kilometer mit dem Auto zurückgelegt. Und zwar als Dienstfahrten über die DBU-Naturerbefläche Zschornoer Wald zwischen Bad Muskau, Jerischke und Tschernitz an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen. Seit rund zwei Monaten bestreitet Noack seine Touren durch Heide und Kiefernwald mit dem E-Bike – ein bundesweit einmaliges Pilotprojekt der Bundesforstverwaltung. Das elektronisch angetriebene Zweirad stieß prompt auf Begeisterung: Auch Forstwirtschaftsstudent Kay Inselmann steigt um.
Auf dem Fahrradsattel durch die DBU-Naturerbefläche
Seit 20 Jahren betreut Noack den Zschornoer Wald als Revierförster und seit 12 Jahren die gleichnamige DBU-Naturerbefläche im Auftrag der gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Seit diesem Sommer mit Unterstützung: Im dualen Studium der Forstwirtschaft packt Inselmann in den Semesterferien unter anderem auf der DBU-Naturerbefläche mit an. Waldbestände auszeichnen, Bäume kontrollieren, Heide pflegen, Feuchtgebiete von aufwachsenden Gehölzen befreien – all das und mehr geht nun gemeinsam mit den E-Mountainbikes, die die Bundesforstverwaltung zur Verfügung stellt. Jetzt erhielt Noack für Arbeitsmaterial zusätzlich einen einspurigen Fahrradanhänger.
E-Mountainbike stößt auf Begeisterung
Noack ist begeistert. Die Wahrnehmung seines Revieres vom Fahrradsattel aus sei mittlerweile eine andere: „Schwachstellen beim Natur- und Waldschutz oder Wildverbiss fallen nun eher ins Auge“, meint Noack. Zudem sei das neue Fortbewegungsmittel vor allem umweltfreundlicher. „Als Flächeneigentümer können wir diese Innovation unseres Dienstleisters nur begrüßen – schließlich stehen wir als Tochter einer der größten Umweltstiftungen Europas für Umweltentlastung und Naturschutz“, so Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe. Hinzu komme, dass die Räder natürlich auch leiser und deutlich kostengünstiger als der Geländewagen des Försters seien.
Wertvoller Heidelebensraum bleibt erhalten
Auf der DBU-Naturerbefläche Zschornoer Wald gibt es einiges zu entdecken. „Gut, dass da die breiten 'Schlappen' – die geländetauglichen Reifen der E-Bikes – auch vor den Sandwegen keinen Halt machen“, so Noack. Für Besucher der Fläche sei besonders die violett blühende Besen-Heide reizvoll, die derzeit ihre letzten Blüten zeigt. Diese pflegt der Bundesforstbetrieb regelmäßig, damit sie nicht mit Birken und Kiefern zuwächst. Davon profitieren seltene Arten wie die Zauneidechse, die Heidelerche oder der Ziegenmelker – eine Nachtschwalbe, die in der Dämmerung und des nachts Insekten auf der Heide jagt. Allesamt bevorzugen sie Heidelandschaften oder ein Mosaik aus Offenland, lichtem Wald und strukturreichen Waldrändern – ein Landschaftsbild, das in Deutschland zunehmend seltener wird.
Vom Militärübungsplatz zum Naturschutz
Von 1953 bis 1990 übte die Nationale Volksarmee im Zschornoer Wald. Um den ehemaligen Luftwaffenübungsplatz Jerischke zu errichten, rodete das Militär rund 180 Hektar im Herzen der Fläche. Nach dem Abzug der Truppen blieb dort eine einzigartige Heidelandschaft und ringsherum Kiefernwald zurück. 2008 übergab der Bund die rund 1.850 Hektar als Teil des Nationalen Naturerbes an das DBU Naturerbe. „Seitdem ist die Fläche gänzlich dem Naturschutz gewidmet“, erklärt Belting.