Osnabrück. Über 244 Millionen Menschen lebten nach Schätzung der Vereinten Nationen 2015 außerhalb ihres Herkunftslandes - mehr als jemals zuvor. Sie flohen vor Umweltkatastrophen, Hunger, Krieg, aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen. Das entspricht einem Anstieg von 41 Prozent gegenüber 2000. „Sie leiden unter Ausbeutung und Diskriminierung. Dabei trägt ihre Arbeit wesentlich zum Erfolg unserer Gesellschaften bei. Sie sind wichtige Brückenbauer für die Völkerverständigung in einer zunehmend globalen Welt. Rund 167 Milliarden US-Dollar Lohngeld schickten Migranten allein 2005 in ihre Heimatländer, mehr als die weltweit geleistete Entwicklungshilfe“, so Dr. Ulrich Witte, Abteilungsleiter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), anlässlich des Internationalen Tages der Migranten am 18. Dezember. Die DBU unterstützt mit insgesamt 2,5 Millionen Euro seit Herbst 2015 in einem Sonderprogramm Integrationsprojekte im Umweltschutz. Mehrere dieser DBU-Projekte wurden 2016/2017 ausgezeichnet.
Offizielle Projekte der UN-Dekade Biologische Vielfalt
Zwei Projekte der DBU wurden mit dem Qualitätssiegel „offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt“ ausgezeichnet: „Alpen.Leben.Menschen. (A.L.M.)“ von Malteser Hilfsdienst (MHD) und Deutschem Alpenverein (DAV) und die „Um.Welt.Camps“ des Barfuß-Vereins in Sprotta bei Leipzig. Gemeinsam Natur erleben und ein Stück weit zusammenwachsen konnten Kinder aus Deutschland, Syrien, Albanien, Tschetschenien, Afghanistan und dem Libanon bei den „Um.Welt.Camps“. Jeweils 30 Kinder zwischen acht und 14 Jahren, immer zehn davon aus Flüchtlingsfamilien, nahmen an einem einwöchigen Camp mit Schwerpunkt Klettern, Wald oder Wasser teil und lernten spielerisch das Ökosystem Wald kennen. Witte: „Die anfängliche Zurückhaltung der Kinder untereinander wich schnell, so dass am Ende der Woche die Kinder aus den Flüchtlingsfamilien voll integriert waren.“
Naturthemen „besonders gut für die Integration Geflüchteter“
Das Projekt A.L.M. gab Geflüchteten die Chance, neue Freundschaften zu knüpfen, ihre neue Umgebung kennen und schätzen zu lernen und vor allem junge Menschen für Umweltfragen und -probleme zu sensibilisieren. 51 ehrenamtliche Multiplikatoren, sogenannte A.L.M.-Lotsen, wurden ausgebildet, den Geflüchteten zum Beispiel bei Bergtouren die Heimat nahe zu bringen und durch Naturerlebnisse rücksichtsvolles Verhalten in der Bergwelt bewusster zu machen. Witte: „Naturthemen eignen sich besonders gut für die Integration Geflüchteter. Bei Aktivitäten etwa im Wald oder am Wasser stehen das Erleben mit allen Sinnen und das ‚Tun’ im Vordergrund. Sprachbarrieren spielen keine Rolle mehr. Vieles lässt sich da auch ohne Worte vermitteln.“
Integrationspreis Sachsen-Anhalt und „ausgezeichneter Ort im Land der Ideen“
Gleich zweimal ausgezeichnet wurde das DBU-Projekt „Integrativer Ort BauDENKMAL“ des Deutschen Fachwerkzentrums Quedlinburg. Zum einen im Rahmen des „Integrationspreises des Landes Sachsen-Anhalt“ für den „herausragenden Einsatz für die Integration von Zugewanderten und ein respektvolles Zusammenleben“, wie es im Urkundentext heißt. Zum anderen als einziges Projekt aus Sachsen-Anhalt im Rahmen des Wettbewerbs „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“, einer gemeinsamen Standortinitiative der Bundesregierung und der deutschen Wirtschaft. In dem Projekt helfen Geflüchtete und Migranten, historische Baudenkmäler vor ihrem unwiederbringlichen Verfall zu retten. Mit der Bevölkerung entstehen aus ehemals verlassenen Ruinen neue Wirkstätten des örtlichen Gemeinlebens wie im Bunten Hof in Osterwieck oder dem Fachwerkensemble Hühnerbrücke 4 und Grudenberg 8 in Halberstadt. Im Bunten Hof sind heute Teile der Stadtbibliothek und behindertengerechte Wohnungen untergebracht. In Halberstadt wurde Wohnraum geschaffen.
Kinderschutzbund und Sozialministerium ehren „Querbeet“
Schließlich gewann das DBU-Projekt „Querbeet“ von terre des hommes und dem Kleingartenverein „Deutsche Scholle“ (Osnabrück) den ersten Preis im Rahmen des niedersächsischen KinderHabenRechtePreises des Deutschen Kinderschutzbundes und des niedersächsischen Sozialministeriums. Beim gemeinsamen umweltfreundlichen Gärtnern zeigt das Projekt, wie die Integration geflüchteter und deutscher Familien durch ein gemeinsames Miteinander gelingen kann, neue soziale Beziehungen aufgebaut und sprachliche Kompetenz gefördert werden können.