Mehr Wasser für die Peenewiesen

DBU Naturerbe, Joachim Herz Stiftung und ZEIT STIFTUNG BUCERIUS renaturieren Moor
Machten sich ein Bild von den Arbeiten vor Ort:
Achim Lange, Vorstandsmitglied der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, Ulrich MüŸller, Vorstandsmitglied der Joachim Herz Stiftung und Michael Dittrich, stellvertretender DBU-GeneralsekretäŠr und Prokurist im DBU Naturerbe.
© ZEIT STIFTUNG BUCERIUS / Ulrich Perrey

Peenemünde. Zwei Bagger schaufeln aktuell auf der DBU-Naturerbefläche Peenemünde Erde beiseite und rütteln doppelte Stahlplatten mit einem Kippwehr in über fünf Meter breite Entwässerungsgräben. Schließlich schütten sie Natursteine an die Stahlrahmen, um ein Ausspülen durch das Wasser zu verhindern. 19 solcher regulierbaren Kippwehre und sechs Grabenplomben sollen in den Peenewiesen zukünftig helfen, den Grundwasserstand auf knapp über 300 Hektar anzupassen. Dadurch setzt der bislang entwässerte Torfboden weniger Klimagase frei, intakte Feuchtwiesen und ein Bruchwald können sich entwickeln. Die Naturschutzmaßnahme hat die gemeinnützige Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), das DBU Naturerbe, mit finanzieller Unterstützung der Joachim Herz Stiftung sowie der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS geplant und mit den Behörden eng abgestimmt. Beide Stiftungen werden die Maßnahmen im DBU Naturerbe über die nächsten 25 Jahre als freiwillige Kompensationsleistung unterstützen. Heute (Mittwoch) machten sie sich gemeinsam ein Bild von den laufenden Arbeiten.

Bagger setzen die über fünf Meter breiten Kippwehre zur WiedervernŠässung der Peenewiesen.
© ZEIT STIFTUNG BUCERIUS / Ulrich Perrey

95 Prozent der Moore in Deutschland sind entwässert

„Etwa sieben Prozent der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland entweichen aus trockengelegten Torfböden. Rund 95 Prozent dieser Lebensräume sind entwässert, was die Freisetzung von klimaschädlichen Gasen anheizt“, erläutert Michael Dittrich, stellvertretender Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und Prokurist ihrer gemeinnützigen Tochter, dem DBU Naturerbe. Intakte Ökosysteme seien hingegennatürliche Klimaschützer. Wälder und Auen, Grünland und gut wasserversorgte wachsende Moore binden große Mengen Kohlenstoff. Daher spielen Torfböden als Kohlenstoffsenken eine wichtige Rolle beim Klimaschutz. „In Deutschland wird nicht nur die Erderwärmung immer spürbarer, auch das massenhafte Artensterben schreitet lautlos voran. Maßnahmen wie im DBU Naturerbe wirken der ökologischen Zwillingskrise entgegen“, erklärte Dittrich. Die Joachim Herz Stiftung und die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS aus Hamburg unterstützen so die Naturschutzmaßnahmen in den Peenewiesen und den natürlichen Klimaschutz.

Bagger setzen Kippwehre in die Gräben der Peenewiesen.
© ZEIT STIFTUNG BUCERIUS / Ulrich Perrey

Moorschutz ist Klimaschutz

Michael Dittrich sowie Projektplaner, Dr. Axel Precker, Frank Messing, Geschäftsführer der Firma VVL-Landschaftspflege, Revierleiter Uwe Wobser vom Bundesforstbetrieb Vorpommern-Strelitz, Dr. Uwe Fuellhaas, Gewässer- und Feuchtgebietsmanager im DBU Naturerbe und die Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe, Susanne Belting, erläuterten Ulrich Müller, Vorstandsmitglied der Joachim Herz Stiftung (Hamburg), und Achim Lange, Vorstandsmitglied der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS (Hamburg), die Maßnahmenumsetzung vor Ort. Über die nächsten 25 Jahre werden die beiden Stiftungen die Maßnahme im DBU Naturerbe finanzieren, um freiwillig ihren CO2-Fußabdruck zu verringern. „Moorschutz ist Klimaschutz – diese Erkenntnis hat sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr durchgesetzt. Als ZEIT STIFTUNG BUCERIUS wollen wir auch hier vorangehen und uns für Nachhaltigkeit einbringen“, betonte Lange. „Indem wir in den Erhalt und die Wiederherstellung seltener Lebensräume investieren, tragen wir auch dazu bei, unsere ökologische Lebensgrundlage zu schützen. Wir sind uns unserer Verantwortung für den Klimaschutz bewusst und möchten so die langfristige und vollständige CO2-Kompensation unseres Geschäftsbetriebes erreichen“, erläutert Müller.

Michael Dittrich, stellvertretender DBU-GeneralsekretŠär und Prokurist im DBU Naturerbe, Revierleiter Uwe Wobser vom Bundesforstbetrieb Vorpommern-Strelitz, Ulrich MüŸller, Vorstandsmitglied der Joachim Herz Stiftung, Achim Lange, Vorstandsmitglied der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS auf einem Kippwehr in den Peenewiesen.
© ZEIT STIFTUNG BUCERIUS / Ulrich Perrey

Schlüssel und Kurbel erlauben Steuerung des Wasserstands

Wie die Stauwehre arbeiten werden, das erklärte Belting: „Bis in den Frühling hinein sollen die Böden und die entsprechenden Lebensräume davon profitieren, dass möglichst kein Wasser durch die Gräben abfließt.“ Bevor die Peenewiesen durch ein Schöpfwerk, eine große Anzahl von Entwässerungsgräben und den Bau eines Deichs intensiver landwirtschaftlich nutzbar gemacht wurden, überflutete regelmäßig der Peenestrom das Gebiet. Mit Hilfe eines Schlüssels und einer Kurbel kann Revierleiter Wobser die Klappen in den Stahlwehren bei Bedarf öffnen. Belting: „Im Sommer wollen wir, dass unsere Pächter das wiedervernässte Grünland befahren und mähen können.“ Falls notwendig, würden dann die Kippwehre geöffnet, damit Wasser in die Hauptgräben abfließen kann. Die Entwässerung der anliegenden Gemeinden werde dabei nicht berührt. Nach der Bewirtschaftung wird mit dem Wasserrückhalt in der Fläche umgehend wieder begonnen.

Auf bis zu 300 Hektar soll mithilfe der Kippwehre und der Grabenplomben mehr Wasser in den Peenewiesen gehalten werden.
© DBU Naturerbe

Veränderung erfolgt nur langsam

19 regulierbare Kippwehre und sechs Grabenplomben sollen in den Peenewiesen zukünftig helfen, den Grundwasserstand auf knapp über 300 Hektar anzupassen.
© Katja Behrendt/DBU Naturerbe

Die Veränderungen werden nicht von heute auf morgen sichtbar. Nur langsam regenerieren sich die Lebensräume. Als Biologe erwartet Fuellhaas, „dass sich vergleichsweise schnell die Zahl an Libellen und Amphibien in den angestauten Gräben, sowie insbesondere die der Feuchtigkeit liebenden Wirbellosen im wiedervernässten Feuchtgrünland verbessert.“ Wenn in den nächsten Jahren auf größerer Fläche beispielsweise wieder Seggen wachsen, die Kuckuckslichtnelke pink oder die Sumpfdotterblume gelb blühen, dann zeigten diese Pflanzen an, dass hier wieder Feuchtwiesen entstehen.

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