Bayreuth. Offene Landschaften mit Strukturelementen aus Hecken und Feldgehölzen stellen einen wichtigen wie auch selten gewordenen Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten dar. Doch sie benötigen dauerhafte Pflege, um Brutvögeln wie der Feldlerche oder Tagfaltern wie dem gefährdeten Thymian-Ameisenbläuling eine geeignete Heimat zu bieten. Auf der rund 200 Hektar (ha) großen DBU-Naturerbefläche Oschenberg rund sechs Kilometer nordöstlich von Bayreuth gibt es ein solches großflächiges Offenland: Artenreiche Wiesen und Kalk-Trockenrasen auf einem Boden aus Muschelkalk. „Solche wertvollen Lebensräume wollen wir durch gezielte Pflege erhalten, optimieren oder wiederherstellen. Daher freuen wir uns, dass nun der Naturerbe-Entwicklungsplan für die DBU-Naturerbefläche fertiggestellt ist. Er legt die Naturschutzmaßnahmen für die kommenden zehn Jahre fest“, erklärt Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe, einer gemeinnützigen Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).
75 Hektar Offenland in dauerhafter Pflege
Ein Fokus der Naturschutzmaßnahmen liege auf den ausgedehnten sogenannten mageren Flachlandmähwiesen der Hochebene und den Kalk-Trockenrasen an den südlichen Steilhängen des Oschenbergs. „Ohne gezielte Pflege würden die offenen Areale zuwachsen und verbuschen“, warnt PD Dr. Heike Culmsee. Die DBU Naturerbe-Projektleiterin hat in den vergangenen Monaten mit ihrem Team und dem Bundesforstbetrieb Reußenberg den 110-seitigen Entwicklungsplan erstellt und mit den Behörden abgestimmt. Der Plan sehe vor, rund 64 ha magere Flachlandmähwiesen zeitlich versetzt zu mähen. So entstehe ein Mosaik aus niedrigem und hohem Gras, das Rückzugsorte für Insekten und Kleintiere darstellt. Schafe und Ziegen werden elf ha Kalk-Trockenrasen pflegen.
Hecken und Säume als Lebensraum für Baumpieper erhalten
„Eingestreut in das Offenland wachsen Feldgehölze wie Schlehen, Streuobstbäume, Hecken und Säume. Diese wollen wir als Strukturelemente des sogenannten Halboffenlandes fördern, da sie spezialisierten Arten wie dem Neuntöter als heckenbrütendem Vogel zugutekommen“, erläutert Culmsee. Um landwirtschaftliche Flächen besser bewirtschaften zu können, seien in den vergangenen Jahrzehnten vielerorts zerstückelte Äcker und Weiden auf Kosten von Hecken oder Säumen zusammengelegt worden. Gerade in den daher seltenen halboffenen Lebensräumen sei aber die Artenvielfalt nachweislich besonders hoch.
Schlucht- und Hangmischwälder in natürlicher Entwicklung
Der Oschenberg – ehemals Eschenberg – verdankt seinen Namen dem eschenreichen Wald. Der heimische Laubbaum macht hier die Hälfte der Hauptbaumarten aus. Das Plateau des Oschenbergs fällt im Süden und Westen steil mit einer Abbruchkante ab, auf der junge Laubbäume und ältere Kiefern wachsen. „Der Wald auf der DBU-Naturerbefläche ist bereits zum größten Teil naturnah und darf sich ohne unseren Eingriff natürlich entwickeln. Weitere Bestände wollen wir innerhalb der nächsten 20 Jahre aus der Nutzung nehmen und sich selbst überlassen“, so Culmsee. Dafür werden Mitarbeiter des Bundesforstbetriebes Reußenberg die Kiefernbestände nach und nach auflichten. So entstehe Raum für heimische Laubbäume.
Naturschutz erleben im Nationalen Naturerbe
Von 1960 bis 2007 nutzte die Bundeswehr den Oschenberg als Standortübungsplatz für Panzergrenadier- und Artilleriebataillone. Zeitgleich übte auch der Bundesgrenzschutz auf der Fläche. 2014 übergab die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben die rund 200 ha an das DBU Naturerbe. Seitdem sind sie als Teil des sogenannten Nationalen Naturerbes dem Naturschutz gewidmet. Besucher können das Areal auf einem ausgewiesenen Wegenetz zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden.
Ansprechpartner bei Fragen zur DBU-Naturerbefläche Oschenberg: Jens-Eckhard Meyer, Tel. 09505|803855