Lautertal. Sie setzt sich zusammen aus jüngeren und älteren Relikten einer vergangenen Zeit: Vor Millionen von Jahren entstand der fossilienreiche Muschelkalkboden der heutigen DBU-Naturerbefläche Lauterberg, auf dem Landwirte ihre Felder schon vor über zwei Jahrhunderten bewirtschaftet haben. Den hohen naturschutzfachlichen Wert der Fläche machen noch heute naturnahe Äcker mit seltenen Ackerwildkräutern, Streuobstwiesen und einer der größten noch intakten Kalkmagerrasen Bayerns aus. „Wir freuen uns, dass nun der Naturerbe-Entwicklungsplan fertiggestellt ist. Dieser Managementplan sieht die Naturschutzmaßnahmen für die kommenden zehn Jahre vor“, erklärt Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe, einer gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Ein wichtiges Anliegen sei der Schutz der Ackerwildkräuter wie dem Sommer-Adonisröschen. Denn diese würden mit der intensiven Landwirtschaft zunehmend rar in Deutschland.
Lauterberg Teil des Nationalen Naturerbes
Die landwirtschaftliche und militärische Vornutzung haben die Kulisse der 187 Hektar (ha) großen DBU-Naturerbefläche Lauterberg deutlich geprägt: „Die Fläche besteht zu rund zwei Dritteln aus offener Landschaft. Bis zum Ende der 30er Jahre haben Landwirte den nach Süden geneigten Hang des Lauterbergs in terrassenförmigen Äckern bewirtschaftet“, weiß PD Dr. Heike Culmsee. Die DBU Naturerbe-Projektleiterin hat in den vergangenen Monaten mit ihrem Team und dem Bundesforstbetrieb Reußenberg den 116-seitigen Entwicklungsplan erstellt und mit den Behörden abgestimmt. Das Offenland am Lauterberg diente von 1940 bis 1945 militärischen Übungszwecken der deutschen Wehrmacht. Im Zuge dessen wandelte das Militär einen großen Teil der Äcker in Grünland um. Nachdem erst die Bundeswehr und später der Bundesgrenzschutz den „Exerzierplatz-Oberlauter“ genutzt hatten, übergab der Bund 2010 die inzwischen als Naturschutzgebiet ausgewiesenen 187 Hektar als Teil des Nationalen Naturerbes an das DBU Naturerbe.
Wildkräuter schützen: Ackerbau im Sinne des Naturschutzes
Extensiv bewirtschaftete Äcker würden in Deutschland zunehmend seltener – und mit ihnen die Ackerwildkräuter, sagt Culmsee. „Am Südrand der Fläche finden sich noch 13 kleinparzellierte Felder, die zur Kulisse des DBU-Förderprojektes ‘100 Äcker für die Vielfalt‘ gehören. Diese Schutzäcker für gefährdete Wildkräuter lassen wir von unseren Pächtern schonend bewirtschaften. So bieten die Parzellen gute Wachstumsbedingungen für schutzwürdige Pflanzen wie die Acker-Haftdolde“, berichtet sie. Zu dieser naturverträglichen Landwirtschaft gehöre etwa der Verzicht auf Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel. Die Streuobstwiese, das weitläufige Netz aus Hecken und die vereinzelten Feldgehölze wie der in Bayern gefährdete Großkelchige Weißdorn seien Überbleibsel der früheren landwirtschaftlichen Nutzung. Das DBU Naturerbe will diese selten gewordene Struktur durch Gehölzschnitt erhalten. „Um die Pflege des ausgedehnten Kalkmagerrasens kümmern sich auf 92 ha schon seit vielen Jahren Schafe und Ziegen. Diese Form der Landschaftspflege wollen wir fortführen, um das Offenland zu erhalten“, ergänzt die Projektleiterin.
Breiter Waldrand für mehr Artenvielfalt
Angrenzend an das Grünland finden sich im Norden und Osten historisch alte Wälder. Hier wird das DBU Naturerbe einen 50 Meter breiten Übergangsbereich von Wald zum Offenland schaffen. Solch stufige Waldränder und lichte Gehölzinseln im Offenland – sogenannte halboffene Landschaften – seien Lebensraum für zahlreiche Insekten, Reptilien und Vögel wie die Heidelerche. Zwei Wanderwege lassen Besucher die DBU-Naturerbefläche erleben. Nahe dem Aussichtspunkt auf dem Lauterberg führen sie zusammen und laufen als eine Strecke gen Norden. Infotafeln zu Beginn der Routen informieren Interessierte über die Historie und die Tier- und Pflanzenwelt vor Ort.
Ansprechpartner bei Fragen zur DBU-Naturerbefläche Lauterberg:
Jens-Eckhard Meyer, Tel. 09505|803855