Prora. Mit breitem Raupenfahrwerk fuhr der Traktor durch den dichten Schilfteppich am Kleinen Jasmunder Bodden auf der DBU-Naturerbefläche Prora. Jahrzehntelang wurde hier Reet wirtschaftlich angebaut und regelmäßig abgemäht, doch nun wuchs das Niedermoor mit jungen Birken, Schwarz-Erlen und Schilf zu. „Wenn wir das Teilstück weiterhin sich selbst überlassen hätten, wäre das artenreiche Feuchtgebiet nach und nach verschwunden. Doch vor allem in diesen Lebensräumen wachsen spezialisierte Pflanzenarten wie das stark gefährdete Sumpf-Glanzkraut und leben Tiere wie der Große Feuerfalter“, erklärt Dr. Jörg Tillmann, stellvertretender Fachlicher Leiter im DBU Naturerbe, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).
Hoher Grundwasserstand erschwerte Pflegemaßnahme
Fast ganzjährig steht das sogenannte Kalkreiche Niedermoor charakteristisch unter Wasser, da der Grundwasserstand sehr hoch ist. „Erst beim Mähen bemerkten wir, wie stark die Fläche durchnässt war und mussten die Mahd leider abbrechen. Für den Traktor war trotz des breiten Raupenfahrwerks einfach kein Durchkommen mehr“, bedauert Wolf Ulrich Menzel, DBU-Koordinator vom Bundesforstbetrieb Vorpommern-Strelitz. So wurden knapp vier Hektar des ungefähr acht Hektar großen Teilstücks gemäht und Lebensraum für die Artenvielfalt erhalten. Nach der Brut- und Setzzeit im Spätsommer wird die Arbeit beendet und zukünftig auf Teilflächen in regelmäßigen Intervallen von drei bis fünf Jahren wiederholt.
Offenlandpflege als Teil des umfassenden Naturerbe-Entwicklungsplans
2008 hat das DBU Naturerbe die rund 1.900 Hektar große DBU-Naturerbefläche Prora vom Bund übernommen und legte 2016 den ersten Naturerbe-Entwicklungsplan vor, den die DBU-Tochter als Flächeneigentümerin von insgesamt 71 Flächen erarbeitet hatte. Nach jahrzehntelanger militärischer Vergangenheit ist das Gebiet heute als Teil des Nationalen Naturerbes für den Naturschutz gesichert, doch bedarf es gerade aufgrund des fehlenden Militärbetriebs Anstrengungen, um das Offenland zu erhalten. „Mit dem Naturerbe-Entwicklungsplan haben wir ambitionierte Ziele zum Schutz offener Lebensräume festgelegt, die wir nun durch gezielte Pflegemaßnahmen Stück für Stück in die Tat umsetzen“, sagt Tillmann. Neben der Mahd im Kalkflachmoor gehörte beispielsweise auch die abgeschlossene Ginstermahd auf der Halbinsel Buhlitz zu dem Maßnahmenkomplex im Offenland, um die abwechslungsreichen Lebensräume für die Tier- und Pflanzenwelt zu erhalten und zu optimieren.