Rheine. „Krisen zwingen zum Umdenken“, sagte Jens Spahn MdB, Kuratoriumsmitglied der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen, anlässlich der heutigen Übergabe des DBU-Bewilligungsschreibens zur Förderung eines Flüchtlingsprojekts in Rheine. „Wir wollen vom ersten Tag an auf Integration setzen – Sprachkurse durchführen, Wartezeiten nutzen, aber auch unsere Staats- und Werteordnung klarmachen.“ Viele der hierzulande allgemein vertrauten Alltagshandlungen seien für Flüchtlinge nicht sofort erkennbar und verständlich, sie müssten erklärt und vermittelt werden. Dies betreffe oft auch Themen des Umwelt- und Naturschutzes wie umweltfreundliche Mobilität, gesunde Ernährung, Abfall und Entsorgung. Der Verein Flüchtlingshilfe Rheine hat es sich mit der jetzt bewilligten Projektförderung der DBU zum Ziel gesetzt, mit rund 30 jungen Flüchtlingen in mehreren Nachmittagsveranstaltungen pro Woche Integrationshilfe zu leisten.
Klimawandel Mit-Ursache für Flucht – 10.000 Euro für Engagement
DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann: „Wir müssen erkennen, dass die heutigen Probleme der Gesellschaft mit Flucht, Migration und Integration auch eine Folge unserer bisherigen Lebens- und Wirtschaftsform darstellt.“ Neben Krieg und inneren Unruhen löse schon jetzt der durch den Menschen verursachte Klimawandel, der für Dürren und Naturkatastrophen verantwortlich gemacht wird, Fluchtbewegungen aus. „Insofern haben wir nicht nur die Verantwortung, das im Pariser Klimaschutzabkommen formulierte Zwei-Grad-Ziel zu erreichen. Wir müssen auch die bei uns ankommenden und Schutz suchenden Menschen darauf vorbereiten, wie sie hier leben können, ohne die Grenzen des Planeten Erde zu überschreiten.“ Ganz wichtig sei es, diese global gedachten Ansätze der Staatengemeinschaften lokal weiterzudenken und konkret zu handeln. Hier kommen engagierte Menschen – häufig Ehrenamtliche – wie die Mitglieder des Vereins Flüchtlinge Rheine ins Spiel. Die DBU unterstützt das Engagement fachlich und finanziell mit 10.000 Euro.
Projektschwerpunkt Umwelt- und Naturschutz
„Der Umgang mit Themen wie Umwelt, Energie, Abfall, Natur, Landschaft und viele Aspekte mehr gehören zu unserem Alltag. Daraus haben sich Gewohnheiten entwickelt, die für uns selbstverständlich geworden sind, für Geflüchtete jedoch teilweise neu sind, erklärt werden müssen und zu erlernen sind“, formulierte es Dr. Ernst Kratzsch, Ansprechpartner für das Projekt beim Rotary-Club, bei der Bewilligungsübergabe. Im Projekt sind Sprachkurse, Besuchstermine bei lokalen Institutionen und Firmen sowie Exkursionen durch die Natur und ins Umland geplant. Kratzsch: „Die Initiative ist vom Rotary-Club Rheine ausgegangen.“ Hintergrund war die Berufsklassifikation, die das Zusammenbringen der Geflüchteten mit lokal ansässigen mittelständischen Firmen, Freiberuflern und lokalen Institutionen fördert. Zusammen mit dem Verein Flüchtlingshilfe Rheine, der bereits nachmittägliche Sprachkurse für Flüchtlinge anbietet, wurde ein sehr ambitioniertes Konzept ausgearbeitet.
Kennen lernen von hierzulande alltäglichen Bereichen
Das Projekt ergänze die staatlichen Aufgaben, indem die 18 bis 30 Jahre alten Flüchtlinge die kommunalen Sprachkurse am Morgen wahrnehmen könnten und am Nachmittag Sprachübungen und Besuchstermine durchgeführt werden. Zum Beispiel werde der Bürgermeister im Beisein eines Dolmetschers über die Verwaltung und behördliche Strukturen informieren. In den Sprachübungen an den folgenden Nachmittagen würden dann 30 bis 40 thematisch passende Vokabeln erlernt. Kratzsch: „Die Projektteilnehmer erhalten die Möglichkeit, die Kläranlage zu besuchen, die Badeanstalt, die Polizei, ortsansässige Unternehmen des Mittelstands sowie kulturelle Einrichtungen wie Museen.“ Besonders wichtig sei es den Projektinitiatoren, die Flüchtlinge mit Menschen in Rheine zusammenzubringen, sie vorzustellen, Netzwerke zu knüpfen, um ihnen das Ankommen in Deutschland und das Zusammenleben mit der ansässigen Bevölkerung zu erleichtern.
DBU: 2,5 Millionen für Flüchtlingsprojekte mit Umweltbezug
Mit insgesamt 2,5 Millionen Euro fördert die DBU seit fast einem Jahr Projekte, bei denen die Integration von Flüchtlingen über den Umweltschutz unterstützt wird. Unter anderem werden Umweltbildungsexperten dafür qualifiziert, Sprachbarrieren oder interkulturelle Fragestellungen, aufenthaltsrechtliche Hürden, fluchtbedingte Traumatisierungen oder Probleme infolge angespannter Wohnsituationen besser berücksichtigen zu können.